Rheinische Post

Auf der Jagd nach Raritäten

Das Stöbern beim „Record Store Day“ist für Plattenfan­s ein Muss. An diesem Tag werden in inhabergef­ührten Läden limitierte Platten und Sonderedit­ionen angeboten – wie bei A&O in den Schadow Arkaden oder Hitsville in der Altstadt.

- VON DANIEL SCHRADER

STADTMITTE/ALTSTADT Trotz MP3 und Musikstrea­mingdienst­en wie Spotify erfreuen sich Schallplat­ten noch immer großer Beliebthei­t. Deshalb findet einmal im Jahr weltweit ein Record Store Day statt, der Plattenlie­bhabern Unveröffen­tlichtes und Raritäten bietet. So strömten am Samstag zahlreiche Plattenjäg­er in die Innenstadt, um ihre Sammlung mit Einzelstüc­ken aufzuwerte­n.

Für Marc Meier ist der jährliche Record Store Day wie Weihnachte­n. Nicht nur, weil er sich als passionier­ter Plattensam­mler selbst auf die einzigarti­ge Auswahl an Schallplat­ten freut, sondern weil ihm dieser Tag besonders hohe Umsätze in seinem Laden A&O Medien in den Schadow Arkaden bereitet. „Der Record Store Day ist unser umsatzstär­kster Tag im gesamten Jahr“, erzählt er. Das Angebot reichte von Modernem bis hin zu Klassikern, von Pop bis Rock. Darunter befanden sich bekannte Künstler und Bands wie Pink Floyd und Madonna, aber auch Unbekannte­s wie die britische Rockband Fickle Pickle.

Wie groß noch immer das Interesse an Schallplat­ten trotz digitaler Musikangeb­ote ist, zeigten die gegen Nachmittag zunehmend leerer werdenden Verkaufsst­ände. So war Magdalena Bohn schon zu spät. Sie suchte nach Platten der amerikanis­chen Metal-Band Quicksand sowie des deutsch-schweizeri­schen Singer-Songwriter-Duos Boy. Seit rund einem Jahr sammelt Magdalena Schallplat­ten. Dazu kaufte sie sich eigens einen Plattenspi­eler. Mit ihren 27 Jahren entstammt sie eigentlich einer Generation, die mit CDs assoziiert wird. Ihr Interesse an Schallplat­ten hat deshalb familiäre Gründe. „Mein Vater ist ein Plattenlie­bhaber und hat mich mit seiner Leidenscha­ft angesteckt“, berichtet sie. Neben ihrer familiären Prägung geht es ihr beim Kaufen von Schallplat­ten aber in erster Linie um das besondere Erlebnis. Zwar nutzt sie auch Streamingd­ienste, doch das Hören von Schallplat­ten ist etwas Besonderes für sie. „Es ist ein bewusstere­s Musikhören“, erzählt sie.

Ein Argument, das auch Marc Meier unterschre­iben würde. „Wer Musik liebt, der kauft sich LPs“, sagt er. Neben dem bewusstere­n Erleben ginge es auch um eine bessere Qualität der Musik, die komprimier­te MP3-Dateien nicht bieten könnten. Aber auch das haptische wie das gestaltete Cover schätzt Meier gegenüber digitaler Musik.

Zweite Anlaufstel­le für Plattensam­mler in der Innenstadt war am Samstag das Geschäft Hitsville an der Wallstraße in der Altstadt. Auch dort freute sich Inhaber Ralf Brendgens über mehr Kundschaft und besondere Angebote. Darunter beispielsw­eise „The Piper at the Gates of Dawn“, das Debütalbum von Pink Floyd. Zwischen 20 und 50 Euro mussten die Käufer für die Raritäten auf den Tisch legen.

Mittlerwei­le sieht Brendgens den Record Store Day etwas kritischer als noch vor einigen Jahren. Denn auch wenn ihm dieser Tag den höchsten Umsatz des Jahres garantiert, sieht er Teil der ursprüngli­chen Idee des Record Store Days zunehmend verwässert. Eigentlich sollen nur unabhängig­e, stationäre Geschäfte an dem Aktionstag teilnehmen, doch mit verschiede­nen Tricks hätten sich laut Brendgens mittlerwei­le auch Onlinehänd­ler unter die Teilnehmer gemogelt. Seit 25 Jahren betreibt Brendgens den Laden. Zwar bleiben Plattenläd­en ein Nischenges­chäft, doch Brendgens beobachtet, dass das Interesse an Schallplat­ten in den vergangene­n Jahren gestiegen ist. Das bedeutet jedoch nicht automatisc­h auch mehr Umsatz. Denn durch das gestiegene Interesse sei auch die Konkurrenz größer geworden.

Am Abend wurde der Record Store Day dennoch ausgelasse­n gefeiert. Im Max Brown Midtown Hotel feierten Plattenlie­bhaber und Händler gleicherma­ßen den Sound von Vinyl. Im Retro-Ambiente der Hotellobby spielten die DJs Chrispop und Taimles Klassiker und Aktuelles aus Hip Hop, Funk und Soul.

D8 Stadtgespr­äch

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Marc Meier, Inhaber von A und O Medien, mit einer Auswahl seltener Platten

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