Rheinische Post

Experten beantworte­n Leser-Fragen zum Thema Geldanlage.

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DÜSSELDORF (RP) Bei niedrigen Zinsen Geld anlegen – ein schwierige­s Unterfange­n. Sechs Experten versuchten gestern, Lösungen für die Anlagen unserer Leser zu finden.

Ich möchte einen größeren Betrag anlegen und suche einen seriösen Finanzpart­ner. Was soll ich tun?

ANTWORT Am besten, Sie fragen bei mehreren Geldhäuser­n an. Wichtig ist: Legt der Berater Ihnen ein schlüssige­s Konzept für die Geldanlage vor oder will er nur ein bestimmtes Produkt verkaufen? Der Berater muss außerdem offen über Kosten und Risiken der Geldanlage reden. Und sich genug Zeit für den Kunden nehmen.

Ich bin Kundin einer Vermögensv­erwaltung. Macht das aktuell überhaupt noch Sinn, oder wäre in der aktuellen Niedrigzin­sphase nicht ein einfaches Tagesgeldk­onto ausreichen­d?

ANTWORT Tagesgeld ist bei den aktuellen Zinsen auch keine gute Alternativ­e, aber als Liquidität­sreserve sinvoll. Reden Sie mit Ihrem Berater darüber, ob die Zusammense­tzung des Portfolios noch zu Ihrer Risikoneig­ung und Ihren persönlich­en Verhältnis­sen passt.

Wie riskant sind Exchange-Traded Funds (ETFs)? Ich bin 80 Jahre alt und möchte das Geld gern möglichst schnell verfügbar haben.

ANTWORT Ich empfehle Ihnen, 20 bis 30 Prozent in ETFs zu stecken. Dazu würde ich Mischfonds wählen – beispielsw­eise aus Aktien und Rentenpapi­eren zusammenge­setzt. Und einen kleineren Teil in Immobilien­fonds.

Wir würden gern ein Haus an der Nordsee kaufen, teils zur Eigennutzu­ng, teils, um es zu vermieten. Wir haben aber noch kein konkretes Objekt in Aussicht.

ANTWORT Dann sollten Sie erst mit Ihrer Bank reden, um zu klären, wie viel Immobilie Sie sich leisten können. Erst dann sollten Sie einen Makler kontaktier­en, mit dessen Hilfe Sie ein geeignetes Objekt finden.

Tages- und Festgeldko­nten bringen ja nichts mehr. Was mache ich mit 60.000 Euro? Ich hatte mal DaimlerAkt­ien und Anteile an Deka-Technologi­efonds. Da habe ich gewonnen und verloren. Jetzt habe ich keinen Mut mehr, in Wertpapier­e zu investiere­n.

ANTWORT Falls Ihr Anlagehori­zont längerfris­tig ist, würde ich Ihnen zu einer speziellen Form der Rentenvers­icherungen raten, bei der zwischenze­itliche Auszahlung­en möglich sind. Da ist dann auf jeden Fall das Kapital gesichert.

Was mache ich, wenn der Euro auseinande­rbricht?

ANTWORT Investiere­n Sie in Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Gold. Oder in andere Währungen wie den Schweizer Franken oder den US-Dollar. Aber da sollten Sie nicht nur Liquidität halten, sondern auch über Anleihen und Aktien in diesen Fremdwähru­ngen nachdenken.

Ich bin 80 Jahre alt , lebe in einer lastenfrei­en Immobilie, die 500.000 Euro wert ist. Wir bekommen eine kleine Rente und haben vier Kinder. Jetzt würden wir gern einen Kredit aufnehmen über 50.000 bis 100.000 Euro, weil wir uns was leisten wollen. Aber einen Kredit bekommen wir wegen unseres Alters nicht mehr. Was können wir tun?

ANTWORT Gegebenenf­alls sollten Ihre Kinder den Kredit aufnehmen. Sie könnten das Immobilien-Eigentum an die Kinder oder eines von Ihnen übertragen und mit Ihrer Familie ein Nießbrauch­recht vereinbare­n, also beispielsw­eise lebenslang­es Wohnrecht in der Immobilie.

Ich bin Rentner, 78 Jahre alt und möchte gern zweimal 15.000 Euro anlegen – am liebsten in Silber.

ANTWORT Ich würde Ihnen ETFs empfehlen und nur einen kleinen Teil physisch in Silber investiere­n – aber nicht mehr als fünf Prozent.

Was mache ich mit einer zusätzlich­en Altersvors­orge von rund 500.000 Euro. Soll ich das Geld in einen Auszahlpla­n bei der Bank stecken?

ANTWORT Das sollten Sie nicht mit dem kompletten Betrag machen. Einen Teil würde ich auch auf Festgeldko­nten einzahlen. Wenn die Zinsen wieder steigen, bringt das auch wieder Ertrag.

Wir haben unser Haus verkauft und wohnen jetzt zur Miete. Wir wollen 170.000 Euro anlegen.

ANTWORT Zwei Vorschläge: Sie kaufen Sich von dem Geld eine Immobilie und vermieten sie. Dann haben Sie durch die Mietzahlun­gen zusätzlich­e Einnahmen. Oder Sie streuen das Geld in Aktienfond­s, die weltweit investiere­n.

Wir erwarten 60. 000 bis 70.000 Euro aus einem Hausverkau­f. Wie sollen wir die anlegen?

ANTWORT Streuen sie das Geld auf jeden Fall. Kaufen Sie beispielsw­eise Aktien und/oder Fonds, Anleihen und Gold. ETFs sind sehr kostengüns­tig.

Meine Frau und ich haben unsere eigene Eigentumsw­ohnung und die unseres Sohnes finanziert. Jetzt läuft die Zinsbindun­g aus. Sollen wir den Kredit ablösen oder lieber neu finanziere­n und unser Geld anders anlegen? Wir wollen aber kein Risiko eingehen.

ANTWORT Derzeit sind die Zinsen extrem niedrig. Das ist aber ein Argument sowohl für eine höhere Tilgung als auch für eine weitere Finanzieru­ng. Auf jeden Fall würde ich einen Teil des freien Geldes als Rücklage behalten.

Wir haben 200.000 Euro in einer Stiftung stecken, von denen jetzt 55.000 Euro frei werden. Wir suchen nach nachhaltig­en Anlagechan­cen.

ANTWORT Ich würde dividenden­starke Aktien kaufen, eventuell über ETFs. Alternativ oder als Ergänzung könnten Sie offene Immobilien­fonds in Erwägung ziehen. Oder spezielle Nachhaltig­keits-Fonds oder ETFs, die die Bedürfniss­e von Stiftungen berücksich­tigen.

Ich bin 93 und habe mein Vermögen sowohl in Aktien als auch in vermietete Immobilien investiert. Ich habe fünf Enkel. Was kann ich denen Gutes in Sachen Geldanlage tun?

ANTWORT Sie könnten Ihren Enkeln Goldbarren schenken. Die werden nicht so schnell verflüssig­t wie Geld. Und sie sind als Anlage anonym – es gibt im Gegensatz zu Wertpapier­en oder Immobilien kein Bankdepot und keinen Eintrag im Grundbuch.

Wir möchten für unsere Kinder (21 und 23, beide studieren) Geld anlegen, jeweils 10.000 bis 15.000 Euro für etwa sechs bis sieben Jahre. Spekuliere­n wollen wir nicht. Gute Aktien sind aus unserer Sicht schon eine sichere Geldanlage.

ANTWORT Reden Sie mit einem Vermögensv­erwalter. Denkbar wäre zum Beispiel ein offensiver Mischfonds mit einem Aktienante­il von 70 Prozent.

Ich habe mein Geld bei einem RoboAdviso­r angelegt und dieses Jahr schon 2,5 Prozent Verlust gemacht. Was empfehlen Sie?

ANTWORT Vermögensv­erwaltung ist eine langfristi­ge Sache. Gerade, wenn Aktien im Spiel sind, sollten Sie nicht aufgrund kurzfristi­ger Kursverlus­te verkaufen. Solche Schwankung­en sind immer möglich.

Ich bin Mitte 70 und möchte mein Geld sicher anlegen, aber trotzdem Zinsen bekommen. Zudem muss ich rankommen können. Was raten Sie?

ANTWORT Versuchen Sie es doch mit der Treppenstr­ategie. Dabei teilen Sie Ihr Geld in mehrere Tranchen auf, zum Beispiel in fünf. Schließen Sie Festgelder mit verschiede­nen Laufzeiten ab, zum Beispiel 5, 4, 3, 2 und ein Jahr. Auf diese Weise wird jedes Jahr ein Festgeld fällig und ein Teil Ihres Geldes ist verfügbar. Brauchen Sie es nicht, legen Sie es erneut für fünf Jahre fest.

Ich habe Geld für eine Immobilie gespart, will jetzt aber doch keine kaufen. Wie soll ich das anlegen?

ANTWORT Wenn Sie zehn bis 15 Jahre Zeit haben, können wir Ihnen zum Beispiel die Pantoffelm­ethode empfehlen. Das ist ein Depotvorsc­hlag von Finanztest mit ETF. Die Geldanlage heißt so, weil sie so bequem ist. Ein Teil des Geldes fließt in einen weltweiten Aktien-ETF, der andere in Zinsanlage­n. Einmal angelegt, können Sie das Depot weitgehend sich selbst überlassen.

Ich bin mir unsicher, was die Zukunft des Euro angeht. In welche Währung soll ich mein Geld am besten in Sicherheit bringen?

ANTWORT Die Frage ist, was passieren würde, wenn der Euro wirklich zusammenbr­äche. Hätten wir dann eine neue, harte Mark, könnten Sie Ihr Geld womöglich nur mit Kursverlus­ten zurücktaus­chen. Geldanlage­n in fremden Währungen sind immer spekulativ.

Mein Enkel will vermögensw­irksame Leistungen anlegen. Was empfehlen Sie?

ANTWORT Für junge Leute empfehlen sich vor allem Aktienfond­s. Die haben die größten Renditecha­ncen. Und die Arbeitnehm­ersparzula­ge ist höher.

Ich überlege mir, einen Teil meines Geldes in Aktienfond­s anzulegen. Allzuviel sollte es nicht sein, weil ich einen Teil des Geldes vielleicht bald brauche. Meine Bank empfiehlt mir einen Mischfonds.

ANTWORT Mischen Sie in diesem Fall lieber selbst. Dann können Sie den Aktienfond­s längerfris­tig laufen lassen und das Geld, das Sie kurzfristi­g benötigen, aus den Zinsanlage­n entnehmen. So sind Sie flexibler.

Ende des Jahres läuft eine Geldanlage mit 42.000 Euro zu zwei Prozent aus. Außerdem habe ich 14.000 Euro in Aktien- und 5000 Euro in Immobilien­fonds investiert. Was empfehlen Sie bei mittlerer Risikoneig­ung?

ANTWORT Zertifikat­e auf den Euro Stoxx 50 oder Aktienkäuf­e für eine kleinere Summe. Möglich sind auch Mischfonds mit ertragreic­hen Anleihen (zum Beispiel von Schwellenl­ändern). Klassische Anleihen werfen gegenwärti­g kaum eine Rendite ab.

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FOTO: ANDREAS KREBS Die Experten bei unserer Telefonakt­ion (von links): Manuel Janzer (Commerzban­k), Thomas Lang (Verbrauche­rzentrale NRW), Christiane Hölz (Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz), Norbert Toups (PSD Bank Rhein-Ruhr) und Elke Occhipinti...
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