Bürger fordern Straßen-Umbenennung
Die Wissmannstraße ehrt einen Kolonialzeit-Helden. Nun soll eine Stele das erklären. Viele Anwohner wollen das nicht.
UNTERBILK Lang ist sie nicht, die Straße, die an einer Seite des Friedensplätzchens in Unterbilk verläuft. 32, vielleicht 34 Hausnummern gehören zur Wissmannstraße, die irgendwann Anfang des 20. Jahrhunderts so benannt wurde. Einen Kiosk gibt es an der Straße, ein Café, eine handvoll Altbauten stehen dort. Manche frisch restauriert, fast schon modern, andere als hätte die Zeit ihnen nichts angehabt. Eigentlich ist es schön an der Wissmannstraße. Man kennt sich dort, man engagiert sich, man trinkt Kaffee, man plauscht vor der Tür.
Die Anwohnerinitiative Friedensplätzchen ist vor 20 Jahren gegründet worden, für einen Bücherschrank und einen Wochenmarkt haben sich die Mitglieder starkgemacht. Rund um den Platz hat sich vieles getan, die Menschen identifizieren sich mit dem Viertel. Einzig der Name der Straße, die dort verläuft, ist den Anwohnern und Mitgliedern der Initiative ein Dorn im Auge. Denn benannt ist die Wissmannstraße keineswegs nach einer Person, die geehrt werden sollte, findet Roswitha Heimlich. „Hermann von Wissmann war ein übler Söldner“, sagt die 66-Jährige. Als Reichskommissar für Ostafrika unterdrückte er mit seinen Truppen den Widerstand der Küstenbevölkerung im heutigen Tansania und wurde dafür als Kriegsheld gefeiert. Außerdem wird er verantwortlich gemacht für den Maji-Maji-Krieg, in dem rund 100.000 Einheimische starben, „viele Kinder und Frauen“, sagt Heimlich, die viel recherchiert hat zur Geschichte der Kolonialzeit. André Bückendorf, 53 Jahre alt, ist Mitglied der „9. Gesellschaft Oberkassel“.
Was war Ihr erster Gedanke, als der Vogel von der Stange fiel? André Bückendorf
Freude.
Was war Ihr erster Gedanke, als er Sie fragte, ob Sie seine Königin werden wollen? Heike Bückendorf
Als der Telefonanruf kam, war ich erst einmal sprachlos. Dann aber machte ich mich sofort auf den Weg zu meinem Mann.
Das gibt es nur in unserem Stadtteil oder Verein: André Bückendorf
Der große familiäre Zusammenhalt im Regiment und die tolle Kameradschaft in unserer erst seit 2013 bestehenden noch jungen „9. Gesellschaft Oberkassel“.
Ich freue mich beim Schützenfest besonders auf... André Bückendorf:
...den Umzug, die Parade und auf alle Gäste bei unseren Veranstaltungen.
Das Schönste am Königsein ist... André Bückendorf:
sche Königin. Da war nur Freude über ...natürlich meine hüb- Das Schützenfest mit Kirmes auf der „kleinen“Rheinwiese in Oberkassel, das bereits am Donnerstag begonnen hat, dauert noch bis morgen. Höhepunkt der Festivitäten ist natürlich morgen die Parade.
Um 19.30 Uhr findet heute im Festzelt der Jungschützenabend statt.
Um 14 Uhr beginnt der große Festzug. Mit drei Bataillonszügen und vielen Musikeinheiten präsentieren sich die Schützen. Eine halbe Stunde später finden sich die Ehrengäste im Alten Bahnhof am Belsenplatz ein. Die große Parade vor der St. Antoniuskirche ist für 16 Uhr angesetzt. Im Anschluss werden Pagen- und Schülerkönig gekrönt, ehe ab 19 Uhr der Regimentskrönungsball den Schlussakkord einläutet: Das neue Königspaar wird gekrönt, es gibt Ehrungen und ab 22 Uhr den Großen Zapfenstreich.
Morgen
ren. „Der Beschluss, eine Stele zu errichten, ist parteiübergreifend gefasst worden“, sagt Bezirksbürgermeister Walter Schmidt. Wie die Stele aussehen soll und ob sie auf dem Friedensplätzchen aufgestellt wird, das hätte man noch nicht entschieden, hieß es in der letzten BVSitzung. Wolfgang Müller von der CDU regte an, die Stele an der Ecke Wissmannstraße/Bilker Allee aufzustellen, dort würden viele Menschen die Tafel lesen. Thorsten Gaeßner von den Grünen setzt sich für eine klare Abgrenzung von EhrenStelen ein: „Ideen werden mit der Mahn- und Gedenkstätte ausgearbeitet“, sagt er. „Das stimmt aber nicht“, widerspricht Heimlich, „dafür ist das Stadtarchiv zuständig.“
„Eine Infotafel kann hier gerne aufgehängt werden, wenn die Straße umbenannt wird“, meint Gudrun Beinke, die seit 30 Jahren an der Wissmannstraße lebt und inzwischen Kontakt hat zur HeinrichHeine-Universität, die an einem Entwurf sitzt, mit Hintergründen zur Benennung. Das Forum Freies Theater hat Kontakt zu Beinke aufgenommen, ein Schauspieler will die Taten aufarbeiten. „Wir würden uns auch dafür einsetzen, dass die Geschichte nicht vergessen wird“, sagt die 56-Jährige. „Mit Aktionen auf dem Friedensplätzchen etwa.“
Wenn es nach Michael Köster geht, könnte die Straße einfach wieder Kaulbachstraße heißen, so wie sie es vor mehr als hundert Jahren getan hat. „In Urdenbach ist ein ganzes Kolonialviertel umbenannt worden“, sagt er. Einen Kolonialverbrecher ehren, der nicht einmal etwas mit Düsseldorf zu tun hatte, das versteht der 41-Jährige nicht.