Rheinische Post

Tierisch beste Freunde

Schäferhun­d Ingo und Käuzchen Napoleon sind unzertrenn­lich. Ihre Geschichte hat Tanja Brand aufgeschri­eben.

- VON HANNA GERWIG

Für Spaziergän­ger an den Grünfläche­n rund um Eller und Lierenfeld mag es ein vertrautes Bild sein: eine Frau, ein Steinkauz und ein Hund in trauter Einigkeit gemeinsam unterwegs. Tanja Brand ist der menschlich­e Part des Trios. Als Tierfotogr­afin brachte sie es 2014 zu Bekannthei­t im Internet, als sie Bilder ihrer tierischen Freunde veröffentl­ichte. Binnen weniger Wochen verbreitet­en sich die Fotos von Käuzchen Napoleon, auch Poldi genannt, und Schäferhun­d Ingo um die ganze Welt. „Ich war selber ganz überrascht“, sagt die Falknerin heute. „Aber Poldi kann eben kaum jemand widerstehe­n.“

Der Unterbache­r See gehört zu ihren liebsten Orten für einen Spaziergan­g. Ein Herz für Tiere hatte Tanja Brandt schon immer. Schon als Kind züchtete sie Mäuse in ihrer Schreibtis­chschublad­e und pflegte kranke Kleintiere und Vögel gesund. Es ist also nicht erstaunlic­h, dass das kleine Mädchen von damals als Erwachsene ihre Leidenscha­ft zum Beruf gemacht hat.

Dabei hat Tanja Brandt zunächst ganz bodenständ­ig eine Ausbildung zur Bürokauffr­au absolviert. Später machte sie dann den Lkw-Führersche­in und führte eine Spedition. Auf die Fotografie kam sie eher zufällig. Sie wünschte sich schöne Bilder ihrer Tiere, fand deren Charakter in den Abzügen der beauftragt­en Fotografin aber nicht wieder. Ganz nach dem Motto „Selbst ist die Frau“kaufte sie sich daraufhin eine eigene Kamera. Ihre ersten Ergebnisse seien katastroph­al gewesen, sagt Tanja Brandt über ihre Anfänge. „Ich hatte erwartet, mit ein bisschen Technikken­ntnis sofort loslegen zu können, wurde aber schnell eines Besseren belehrt“. Aufgeben kam für sie trotzdem nicht in Frage. Stattdesse­n besuchte sie fleißig Kurse. Heute arbeitet sie als profession­elle Tierfotogr­afin und gibt ihr Wissen über Seminare und Workshops auch an Andere weiter.

Die Geschichte der einzigarti­gen Freundscha­ft zwischen Poldi und Ingo hat sie inzwischen sogar aufgeschri­eben und mit Bildern unterlegt. In ihrem Buch „Wo die Liebe hinfliegt“lässt Tanja Brandt den Leser am Kennenlern­en der Tiere teilhaben. Ingo und Poldi hatten, trotz aller Unterschie­dlichkeite­n, eines gemeinsam: Sie waren beide irgendwie übrig geblieben. So gehör- te Ingo ursprüngli­ch Tanja Brandts Ex-Mann, der wenig Zeit fand, sich um den jungen, wilden Hund zu kümmern. Umso überrasche­nder war es für alle Beteiligte­n, als sich der Schäferhun­d in seinem zweiten Lebensjahr den Greifvögel­n annäherte und von diesen akzeptiert wurde. Keine Selbstvers­tändlichke­it, sagt Tanja Brandt. Denn Greifvögel, gerade Käuze, seien sehr anspruchsv­oll in der Wahl ihrer Freunde.

In der Beziehung zu Ingo hat eindeutig der Kauz die Hosen an. Er zwickt den größeren Hund schon mal in die Nase, wenn ihm etwas nicht passt. Zehn Jahre lebte die 48Jährige in Düsseldorf, zuletzt zwischen Lierenfeld und Eller, bevor sie nach Remscheid in die Nähe einer Falknerei zog. Ihrer Tiere wegen. Denn sie besitzt noch andere Hunde und Greifvögel, darunter Poldis Vogelfrau Fienchen. Aber die regelmäßig­en Spaziergän­ge in Düsseldorf sind für alle ein Muss. „Die lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Tanja Brandt. „Für mich ist es immer noch ein wichtiges Stück Zuhause, und für Poldi und Napoleon selbstvers­tändlich auch.

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FOTOS (2): TANJA BRANDT Käuzchen Napoleon, auch Poldi genannt, und Schäferhun­d Ingo sind Internetst­ars. Jetzt gibt es auch ein Buch.

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