Ein Dackel spielt die Hauptrolle im Episodenfilm „Wiener Dog“
In einem bewegenden Auftritt schlüpft der gealterte Schauspieler und Regisseur Danny DeVito („Der Rosenkrieg“) in die Haut des Regisseurs Todd Solondz: Er wolle doch nur etwas Wahres zeigen, was aus der Kindheit, ein Traum, auch wenn es schmerzt, sagt der DrehbuchProfessor Dave Schmerz (DeVito). Ein paar Scherze dazu, aber nicht zu viele, wie bei Schmerzens größtem Erfolg, der ihm nur noch peinlich ist. Dieser Routinier der traurigen Gestalt ist eine der Figuren in den vier Episoden von „Wiener Dog“, in denen sich alles und nichts um die Wurst dreht. Die Wurst mit vier Beinen, die wir Dackel und die NordAmerikaner nach dem Wiener Würstchen Wiener Dog nennen.
Ein Junge, bei dem gerade der Krebs geheilt wurde, liebt seinen Dackel, doch ein Müsli-Riegel samt ausführlich dokumentierter Verdauungsstörung beim Hund lässt die Wohnung und die Geduld der aberwitzig unsensiblen Eltern überlaufen. Die junge, naive Tierarzt-Assistentin Dawn Wiener (Greta Gerwig) entführt den Hund vor dem Einschläfern und begibt sich mit ei- nem Junkie (Kieran Culkin) auf einen scheinbar hoffnungslosen Road-Trip.
Wie schon in Solondz’ bekanntestem Film „Happiness“(1998) bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken oder es bricht verlegen heraus, weil Situationen völlig unverschämt und gleichzeitig faszinierend sind. Das Haustier Wiener Dog ist hier nur Begleiter am Rande, der gna- denlos klare Blick von Solondz liegt auf dem Menschen in nicht schmeichelnden Zuständen. Julie Delpys Gute-Nacht-Geschichten vom Hund Muhammed, der im Wald Eichhörnchen vergewaltigt und als Handtasche endet, gehören ebenso zu den bemerkenswerten Momenten, wie die Meinung einer Mariachi-Band zur Lage der Nation: Wie ein großer, fetter Elefant, der in ei- nem Meer der Verzweiflung versinkt. Das sieht man dank dem sympathisch makabren Humor von Solondz immer wieder gerne.