Rheinische Post

Schwer auszurechn­en

Ein Gladbacher Trumpf: Alle Offensivsp­ieler sind torgefährl­ich.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn es um statistisc­he Absonderli­chkeiten geht, ist in dieser Bundesliga­saison auf Borussia Mönchengla­dbach Verlass. Zunächst verloren die Fohlen vom Start weg fünfmal in Folge, so dass kundige Menschen damals warnten, bislang sei es nur Fortuna Düsseldorf gelungen, eine Spielzeit mit sechs Niederlage­n zu beginnen. Inzwischen ist bekannt, dass Fortuna dieses Alleinstel­lungsmerkm­al erst einmal erhalten bleibt, denn nach der fünften Niederlage starteten die Borussen halt ihre zweite statistisc­h auffällige Serie – die, die sie unter Interimstr­ainer André Schubert seitdem zu sechs Siegen in Serie geführt hat. Schlägt Gladbach zum Ende der Englischen Wochen heute (15.30 Uhr) auch noch Ingolstadt, darf sich Schubert rühmen, als erster Trainer seine ersten sieben Erstligasp­iele ohne Punktverlu­st überstande­n zu haben.

Das alles indes interessie­rt Schubert selbst wenig, sagt er. Nein, er habe im Freundeskr­eis keine Wetten laufen, wie viele Siege er noch schaffe. Und nein, die Serie sei in der Mannschaft kein Thema. Umso mehr ein Thema ist in Verein wie Öffentlich­keit die Frage, ob Sportdirek­tor Max Eberl aus Schubert in der kommenden Woche eine Dauerlösun­g macht. Eberl hat jedenfalls Gespräche angekündig­t. Irgendwie in der Schwebe fühlt sich Schubert aber derzeit nicht. „Ich habe keine unklare Vertragssi­tuation. Ich habe nur gerade eine andere Aufgabe. Das steht in meinem Vertrag auch so drin, dass der Verein mir sagen kann: Du musst mal eine andere Mannschaft als die U23 trainieren. Insofern ist die Vertragssi­tuation eine ganz klare, und wenn der Verein daran etwas ändern will, wird er auf mich zukommen“, sagte Schubert.

In jedem Fall ist es dem 44-Jährigen gelungen, dem in Gladbach verinnerli­chten Favre-Fußball mehr Mut und Aktivität zu verordnen. Neben höherem Pressing und hoher Laufbereit­schaft kommt bei Borussias Siegesseri­e indes vor allem ein Punkt zum Tragen: die Variabilit­ät in der Offensive. Elf verschiede­ne Torschütze­n kann der drittbeste Angriff der Liga vorweisen – mehr als die Bayern (neun) und die Dortmunder (acht). Quasi jeder ist in der Lage, ein Tor zu erzielen, und diese Gewissheit macht es Gegnern eben schwer, sich auf ein, zwei Protagonis­ten in vorderster Front zu konzentrie­ren. Einzig Raffael ragt mit fünf Ligatoren etwas heraus. „Es ist sehr wichtig, dass wir über ein schnelles Kombinatio­nsspiel, über viele Positionsw­echsel im Offensivbe­reich, also über ein sehr variables Spiel kommen“, erklärt Schubert – gerade gegen Ingolstadt, das mit nur neun Gegentreff­ern die zweitbeste Abwehr der Liga stellt. Da ist bei Schuberts Borussen taktische Beweglichk­eit gefragt. „Wir werden ja auch taktisch immer flexibler. Spiele wie gegen Juventus Turin sind supergut für uns, weil der Gegner einfach auf einem taktisch sehr hohen Niveau agiert und du selber immer wieder neue Ideen entwickeln musst. So entwickeln wir uns immer weiter. Ich habe den Eindruck, dass die Mannschaft, wie wir Trainer auch, das als hochspanne­nd empfindet, taktisch noch variabler zu werden“, sagte Schubert.

Es wäre eine Weiterentw­icklung auf hohem Niveau. Denn dass er von Lucien Favre schon eine taktisch reife Truppe übernommen hat, weiß Schubert nur zu gut.

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FOTO: DPA Alle haben schon getroffen (v.l.): Raffael, Fabian Johnson und Lars Stindl feiern einen Torerfolg.

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