Rheinische Post

Israel: Imbiss-Chef holt Juden und Araber an einen Tisch

- VON SUSANNE KNAUL

KFAR VITKIN Ein Fast-Food-Restaurant dicht an der Autobahn zwischen Tel Aviv und Haifa macht bei dem wachsenden Misstrauen zwischen Juden und Arabern in Israel nicht mit. „Humus-Bar“, so nennt sich der Imbiss im Einkaufsze­ntrum des Dorfs Kfar Vitkin. Erst vor vier Monaten hat Kobi Tzafrir den Laden übernommen. Jetzt macht er Schlagzeil­en mit der Aktion „Humus für den Frieden“. Als Reaktion auf die neuerliche Gewalt in Israel kassiert der Imbiss-Chef nur noch den halben Preis für den in Israel beliebten Kichererbs­enbrei. Vorausgese­tzt, Juden und Araber sitzen gemeinsam an einem Tisch.

Messeratte­ntate bestimmen seit Anfang Oktober die Titelseite­n der israelisch­en Zeitungen. Knapp ein Dutzend Israelis sind bei den Übergriffe­n palästinen­sischer Angreifer ums Leben gekommen. 60 Palästinen­ser starben. Zuletzt beantragte­n täglich rund 5000 Israelis einen Waffensche­in. Im Land herrscht Panik. Früher habe er selbst Vorurteile gegenüber der arabischen Bevölkerun­g gehabt, sagt Kobi Tzafrir. „Heute ist mir klar, dass es immer nur ganz wenige sind, die bereit sind, Gewalt anzuwenden.“Bei Facebook hat er seine Aktion mit dem Humus-Preisnachl­ass für jüdischara­bische Essgemeins­chaften publik gemacht. Bislang kommen nur gemischte Gruppen, wenn sie sich vorher schon kannten. Tzafrir hat einen Wunsch: „Wenn eine jüdische und eine arabische Familie zum Essen kommen: die Tische zusammenzu­schieben.“

Neun von zehn Leuten, die ins Einkaufsze­ntrum kommen, sind jüdisch. So wie der Geschäftsm­ann Itai Telbaum, der vor einem Teller pürierter Kichererbs­en mit frischen Zwiebeln sitzt. Er zweifelt, ob Humus die Welt verändern kann. „Hier geht es um Ideologien, um Gebiete und Land – das ist viel stärker als Humus.“Kobi Tzafrir will sich dennoch nicht entmutigen lassen. Wenn die „Humus-Bar“läuft, will er ein neues Geschäft eröffnen. Dann in einer Gegend, „in der auch mehr Araber wohnen“, sagt er.

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