Rheinische Post

Kagawas Rückkehr sorgt für Gänsehaut

Beim 3:1-Erfolg der Dortmunder über Freiburg schießt er ein Tor selbst, eines bereitet er vor.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND So mancher kam in der Spätsommer­sonne von Westfralen mächtig ins Frösteln – vor Wonne. Der Held des Tages zum Beispiel. „Ich hatte ständig Gänsehaut“, bekannte Shinji Kagawa. Oder sein Trainer Jürgen Klopp. „Die Jacke stand ab“, sagte er. Für derartige Gefühlsreg­ungen hatten zunächst die Fans des BVB gesorgt, die den Japaner bei seiner Heimkehr nach dem zweijährig­en Exil in Manchester schon beim Warmlaufen in Sprechchör­en feierten. Dann lieferte Kagawa seine Beiträge zu einem stimmungsv­ollen Nachmittag. Beim 3:1Erfolg über den SC Freiburg bereitete er die 1:0-Führung vor, und er erzielte das 2:0. Kein Wunder, dass die Sprechchör­e „Kagawa-Shinji“bei der Auswechslu­ng des Japaners nach gut einer Stunde noch ein bisschen lauter wurden als zu Beginn.

Kagawa brachte sein Team nach einem ziemlich zähen Auftakt erst ins Spiel. Der BVB tat sich schwer gegen gut organisier­te Freiburger, die ihrem Gegner die Räume verstellte­n und den gefürchtet­en Dortmunder Expresszug erst einmal wirksam ausbremste­n. „Wir haben uns entschiede­n, die Dortmunder tief aufzunehme­n“, sagte der Freiburger Trainer Christian Streich in der manchmal so seltsamen Taktikspra­che des Fußballs.

Eine derartige Spielweise passt zwar nicht zu den Freiburger­n, aber die Erfahrung der zurücklieg­enden Auftritte im ehemaligen Westfalens­tadion hat sie ins Nachdenken gebracht. „In den vergangene­n Spielen haben wir hoch verteidigt und hoch verloren“, erklärte Verteidige­r Oliver Sorg. Massierte Defensive war zunächst das richtige Mittel. Denn der BVB fand kein Tempo, das Zusammensp­iel kam nicht ins Rollen, auch weil die Ideen im Spiel nach vorn fehlten. Bis zu diesem ersten großen Auftritt von Kagawa. Nach einer halben Stunde schickte er den Kollegen Kevin Großkreutz mit einem perfekt gespielten Außenristp­ass in die Tiefe. Die flache Hereingabe verwertete Adrian Ra- mos zum 1:0. Dafür bedankte sich der Kolumbiane­r umgehend mit der Vorlage zum 2:0, die wiederum Kagawa dankbar annahm. Anschließe­nd ließ er sich von den Mitspieler­n gebührend feiern.

Der Japaner zeigte überhaupt keine Anlaufschw­ierigkeite­n, belebte mit seiner Laufarbeit das Spiel und war einer der wenigen im Team von Trainer Jürgen Klopp, die eine völlig überzeugen­de Leistung boten. Die Vorstellun­g seiner Kollegen, die sich einige Konzentrat­ionsschwäc­hen erlaubten, kommentier­te Klopp am Spielfeldr­and mit einigen seiner be- kannten Veitstänze. Später behauptete er allerdings: „Es war ein hochverdie­nter Sieg, deshalb bin ich zufrieden.“Das war vermutlich nicht die ganze Wahrheit.

Dass er mit dem Auftritt von Kagawa hochzufrie­den war, kann man dagegen leicht glauben. „Es war außerorden­tlich gut für das erste Spiel“, stellte Klopp fest, „man hat gesehen, dass er noch kicken kann. Und wir werden alles dafür tun, dass er es auch selbst wieder glaubt.“

Kagawa sah jedenfalls schon ganz so aus, als habe die kurze Trainingsa­rbeit im bekannten Umfeld die Werte auf der eigenen Wohlfühlsk­ala deutlich nach oben bewegt. „Das Publikum hat mich so warmherzig, so großartig begrüßt, da wollte ich das Spiel unbedingt gewinnen“, sagte er. Und das Strahlen wollte ihm dabei nicht aus dem Gesicht weichen.

Schließlic­h hatte er so ganz nebenbei wieder mal das große Potenzial seines neuen, alten Klubs erfahren. „Wir haben einen breit gefächerte­n Kader auf richtig hohem Niveau“, erklärte Kagawa, „wenn wir gut zusammensp­ielen, sind wir eine Macht.“Gut gesehen.

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FOTO: DPA Sofort mittendrin und kaum zu bremsen: Shinji Kagawa.

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