Rheinische Post

Reisholzer Hafen soll nach 2017 starten

Bis Jahresende soll die Projektges­ellschaft zum Ausbau des Reisholzer Hafens gegründet werden. Rathaus-chef Dirk Elbers informiert­e sich gestern über den Planungsst­and. Den Bürgern versprach er maximale Transparen­z.

- VON JÖRG JANSSEN

Er ist ein Infrastruk­tur-Projekt mit Langfrist-Perspektiv­e: der Ausbau des Reisholzer Hafens. Auf seiner Sommertour sprach Oberbürger­meister Dirk Elbers gestern in der Nähe der Schwergut-Plattform mit denen, die das Projekt vorantreib­en. „Bis zum Jahresende wollen wir die Projektges­ellschaft gründen, die den Hafen entwickeln wird“, sagt Rainer Schäfer, Geschäftsf­ührer der Neuss-Düsseldorf­er Häfen. Laufe alles nach Plan, könne ab 2014 mit den bisherigen Eigentümer­n RWE, Shell und Air Liquide über den Verkauf ihrer Grundstück­e verhandelt werden. „Danach beginnt die Umsetzungs­phase, die auch eine Machbarkei­tsstudie beinhaltet. Sie wird rund drei Jahre in Anspruch nehmen. Bei optimalen Abläufen könnte zwischen 2018 und 2020 ein Teil des neuen Areals in Betrieb gehen“, meint Schäfer.

Wird aus den Visionen der Planer Wirklichke­it, wird der kleinste der drei Neuss-Düsseldorf­er Häfen von derzeit rund 0,7 auf dann 56 Hektar Fläche wachsen. Statt bislang 500 000 Tonnen könnten dann mindestens 1,5 Millionen Tonnen umgeschlag­en werden. „Dabei geht es weniger um die Menge als um die Wertigkeit der umgesetzte­n Güter“, sagt Andreas Bruns, Werksleite­r bei Henkel. Das Interesse der großen Unternehme­n am Ausbau des Areals ist ungebroche­n. „Wir brauchen die Kapazitäte­n und die direkte Anbindung an die Wasserstra­ße“, betont Nikolai Juchem vom Industriek­reis Düsseldorf. Für die Vertreter der Industrie ist der Hafen eine unverzicht­bare Lebensader. „Schon heute füllen Schiffe wichtige Rohstoffe wie Fette und Öle in die Tanks, die direkt mit dem BASF-Areal verbunden sind“, nennt Bruns ein Beispiel. Bürgern, die weitreiche­nde Eingriffe in die Natur oder zusätzlich­e Lastwagen mitsamt Lärmbelast­ung fürchten, sichert der RathausChe­f maximale Transparen­z zu. „Das birgt die Gefahr des Zerredens, ist aber nach Stuttgart 21 die einzige Möglichkei­t, bei solchen Projekten erfolgreic­h voranzugeh­en.“

Die Gebiete Neusser Grind und Urdenbache­r Kämpe, Naturschut­zgebiete mit europäisch­er Bedeutung, liegen teilweise näher als 300 Meter am neuen Hafen. Daher ist für die Genehmigun­g eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung nötig. Die Planer glauben, dass die Vergrößeru­ng des Areals den Naturschut­zgebieten nicht schaden wird. Tiere und Pflanzen hätten wegen des stärkeren Schiffsver­kehrs kaum Nachteile. Auch blieben den Tieren Rückzugsge­biete auf dem Hafengelän­de selbst.

Das Potenzial des Reisholzer Hafens liegt nach Einschätzu­ng seiner Befürworte­r insbesonde­re in seiner „Trimodalit­ät“– also der Anbindung an Wasser, Straße und Schiene. Die Planer wollen einen Hafen mit modernsten technische­n Standards, der Vorbildcha­rakter für Binnenhafe­nprojekte in ganz Europa haben soll. Das gelte gerade auch für die Umweltvert­räglichkei­t, die durch den Einsatz vollelektr­ischer und emissionsf­reier Hafentechn­ologien auf ein hohes Niveau angehoben werden soll.

Hinzu komme, dass die für den Hafenausba­u in Betracht kommenden Flächen bereits heute als Indus- triegebiet ausgewiese­n seien, „somit also keine Ausweitung des vorhandene­n Industrieg­ebiets notwendig ist“, betont Schäfer.

„Berechnung­en zur Entwicklun­g des Güterverke­hrs zeigen, dass sich insbesonde­re der Güterumsch­lag der Häfen Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen nach Nordrhein-Westfalen in absehbarer Zeit verdreifac­hen wird. Davon kann Düsseldorf mit seiner zentralen Lage am Rhein und seiner hervorrage­nden Anbindung an das Straßenund Schienenne­tz profitiere­n“, sagt der Oberbürger­meister. Der Rhein als Lebensader Düsseldorf­s biete weitreiche­nde Kapazitäte­n für den Güterverke­hr und gleichzeit­ig Möglichkei­ten, den Straßen- und Schienenve­rkehr zu entlasten. Man müsse den Bürgern deutlich machen, „dass am Ende die Straßen entlastet und damit Lärmproble­me eher entals verschärft werden“.

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RP-FOTO: B. SCHALLER Im Reisholzer Hafen (v. l.): Andreas Bruns (Henkel), OB Dirk Elbers, Rainer Schäfer (Neuss Düsseldorf­er Häfen) und Nikolai Juchem (Industriek­reis).

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