Am Anfang war die Pop-art
Jörg Döring ringt mit seinen Werken populären Motiven neue Wirkung ab. Ein Zyklus ist nun in der Galerie Zimmermann & Heitmann zu sehen.
Wenn Marilyn Monroe und Donald Duck irgendwo weiterleben, dann in den Bildern von Jörg Döring. Man erkennt sie gleich, wie sollte man auch nicht, sind sie doch die Motive, die sich ins kollektive Gedächtnis der populären Kultur gebrannt haben. Eigentlich müsste man sie also auch leid sein, sich bewusstlos gesehen haben an dem so elegant aussehenden Sean Connery, der rebellischen Brigitte Bardot der melancholischen Schönheit Romy Schneiders. Bei Döring, und das ist dann auch schon das ewige Mysterium seiner Arbeit und sein Alleinstellungsmerkmal im Kunstbetrieb, nehmen sie richtige neue Fahrt auf. Pop 2.0.
Diese Welt-Motive neu zu gestalten, das verlangt auch Mut, aufzuräumen mit ihnen, weil sonst nichts Neues entstehen kann. Es sei das Wesen von Kunst, zu negieren, sagt Döring. Es sei für ihn Freiheit, das, was allen gehört, weil es schon tausend Mal gesehen wurde, neu aufzubereiten, ohne sich vom Originalmotiv einschüchtern zu lassen. Er kämpfe um jeden Zentimeter Freiheit auf der Leinwand, sagt er, und das klingt so groß, wie seine Werke im Format sind. Still und zurückhaltend – das können ja die anderen sein.
In 40 Galerien in Europa sind oder waren seine Werke erhältlich, dazu kommen rund 250 Ausstellungen in 25 Jahren. Der in Meerbusch lebende Jörg Döring stellt unter anderem in London, Zürich, Berlin, Hamburg sowie auf der Art Fair Stockholm und der Line-Art in Belgien aus.
Angefangen hat Döring als Comiczeichner. Im Ruhrgebiet geboren, wo man Schönheit suchen oder sie sich mit einem neuen Blick erobern muss, entdeckte er die Malerei mit 15 Jahren für sich. 1987 eröffnete er sein erstes Atelier, ehe es ihm nach einigen Jahren zu eng wurde in der Heimat und er mit seiner Familie durch Europa zog.
Bekannt wurde Döring in dieser Zeit vor allem durch seine überdimensionalen Gemälde, die ComicKulturfiguren wie Donald Duck und Mickey Mouse zeigten. Er malte damals ausschließlich mit Acryl. Seit 2000 beschäftigt sich Döring auch mit der Technik der Serigrafie. Bei dem Durchdruckverfahren wird Farbe durch ein Sieb auf die Leinwand gepresst. Döring vollendet seine Bilder danach mit Öl oder Lack.
Themen und Motive dagegen haben sich kaum verändert, den Künstler reizt das Opulente Amerikas: New York, Hollywood, Comics und Werbung. Er ist weltweit bekannt geworden dadurch, dass er als einziger Künstler Fotos von Stars wie Marilyn Monroe, Sophia Loren, Marlon Brando und Steve McQueen künstlerisch umsetzen darf.
Döring liebt den Kult und er liebt die Kultfiguren der 60er und 70er Jahre. Er widmet sich den Ikonen, deren Glanz Jahrzehnte überdauert hat. Er sieht das als Gegenentwurf zur Castingkultur dieser Tage, „zum Rundgelutschten“und „der Einheitsästhetik“. Pop-Art halt: Alles, was ihn im Rohzustand emotionalisiert, wird verarbeitet, mit einer Geschichte, einem neuen Kontext konfrontiert.
Und trotzdem: Pop ist bei Döring auch Streuungs- und Verkaufsprinzip. Er zielt auf Massentauglichkeit. Seine Werke sollen möglichst vielen Menschen gefallen, schon auf den ersten Blick. Wenn sich auf den zweiten dann eine Zusatzebene auftue, bitte sehr, aber entscheidend sei das nicht, sagt Döring. Denn während das Publikum noch guckt, geht es dem Künstler – das ist ja das Schöne am Pop – immer schon wieder um den nächsten großen Wurf.