Rheinische Post

Land kauft Bund Anteil am Hafen Duisburg ab

Die CDU fürchtet, dass NRW den Anteil an die RAG weiterreic­ht. Die winkt ab. Ausgerechn­et CDU-MANN Bonse-geuking hatte solche Pläne.

- VON M. BRÖCKER, A. HÖNING UND T. REISENER

DUISBURG/BERLIN Nordrhein-Westfalen übernimmt die Mehrheit am Duisburger Hafen. Wie die Landesregi­erung gestern mitteilte, soll eine Beteiligun­gsgesellsc­haft des Landes für 47,4 Millionen Euro den Bundesante­il des Hafens übernehmen. Gegenwärti­g gehört Europas größter Binnenhafe­n zu je einem Drittel dem Bund, dem Land NRW und der Stadt Duisburg.

Der Bund will seinen Anteil schon seit über zwei Jahren verkaufen. Interesse hatten zuletzt die Seehäfen Antwerpen und Rotterdam signalisie­rt. Die Landesregi­erung hatte sich aber schon 2011 gegen eine Teilprivat­isierung ausgesproc­hen. Diese Position erklärte Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) gestern so: „Bei einer so wichtigen Stütze der nordrhein-westfälisc­hen Infrastruk­tur darf es keine Experiment­e mit Investoren geben, deren Motive unbekannt sind.“

Die NRW-CDU fürchtet nun, dass das Land seine Hafen-Anteile ganz oder teilweise an die RAG-Stiftung weiterreic­ht – und lehnt dies ab. „Die RAG-Stiftung trägt die Lasten des Kohlebergb­aus. Der Steuerzahl­er darf nicht für unternehme­rische Experiment­e eines Teils der Stiftungsv­erantwortl­ichen in Regress genommen werden“, sagte der Vizechef der NRW-CDU, Steffen Kampeter. „Wir brauchen keine zweite WestLB.“Die Stiftungs-Verantwort­lichen sind deren Chef Werner Müller und Finanzchef Helmut Linssen (CDU). Mit Blick auf Gerüchte um einen Einstieg der Stiftung bei ThyssenKru­pp sagte Kampeter: „Offenbar wollen einige die RAG-Stiftung zu einem regionalpo­litischen Akteur ausbauen. Das ist eine klare Überdehnun­g des Auftrags.“

Zum Hafen sagte Oliver Wittke, Chef der Ruhr-CDU: „Im Stiftungsz­weck ist klar definiert, dass die RAG-Stiftung sich ausschließ­lich an rentablen und sicheren Investment­s beteiligen darf. Anteile am Duisburger Hafen gehören meines Erachtens nicht dazu, zumal die Hafengesel­lschaft in den vergangene­n Jahren keine Gewinne ausgeschüt­tet hat.“

Unter Kennern löst der CDU-Vorstoß Verwunderu­ng aus. Schließlic­h sei es einst Müllers Vorgänger Wilhelm Bonse-Geuking gewesen, der dem damaligen Ministerpr­äsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) den Einstieg der Stiftung beim Duisburger Hafen versproche­n habe, heißt es. Nicht Müller, sondern der auf dem CDU-Ticket fahrende Bonse-Geuking wollte demnach Industriep­olitik in WestLB-Manier machen. Als Bonse-Geuking den Plan prüfen ließ, stellte sich aber heraus, dass ein Einstieg beim Hafen rechtlich kaum möglich ist. Denn die Verträge sehen ein Andienungs­recht vor. Danach muss ein verkaufswi­lliger Eigentümer seinen Hafen-Anteil zunächst den übrigen Besitzern anbieten. Für den Fall, dass diese nicht annehmen, muss der Verkauf des Anteils EU-weit ausgeschri­eben werden. Entspreche­nd erklärte der Sprecher der RAG-Stiftung gestern: „Ein Einstieg der Stiftung beim Duisburger Hafen ist kein Thema.“

Auch die SPD-Fraktion im Landtag winkte ab. Die Möglichkei­t eines Weiterverk­aufs sei „nirgendwo Thema“, sagte SPD-Fraktions-Vize Jochen Ott. Das Land habe sich sogar verpflicht­et, die Bundesante­ile mindestens zwei Jahre zu halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany