Rheinische Post

Bordellche­f Wollershei­m in U-haft

Zehn der elf am Dienstag vollstreck­ten Haftbefehl­e wegen schweren Bandendieb­stahls, Raub, Erpressung und Betrug hat eine Richterin gestern nach stundenlan­gem Anhörungsm­arathon bestätigt. Auch der Chef der Düsseldorf­er Edel-bordelle muss in einer Zelle auf

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND WULF KANNEGIESS­ER RP-FOTOS (2): WUK

Er saß wie in seiner stadtbekan­nten Stretchlim­ousine hinter verdunkelt­en Scheiben, als er um 13 Uhr vom Polizeiprä­sidium zum Gericht gebracht wurde. Doch im Gefangenen­transport dürfte es Bert Wollershei­m deutlich unbequemer gehabt haben. Und auch auf seinen Schmuck musste der 61-Jährige, dem die Staatsanwa­ltschaft Beteiligun­g an Organisier­tem Verbrechen vorwirft, verzichten.

Wollershei­m war am Dienstag in seinem Bauernhaus in Willich festgenomm­en worden, auch Thomas M., dem seit Jahren die Mehrheit an den fünf gemeinsam betriebene­n Bordellen gehört, wurde zu Hause von der Polizei abgeholt, die zeitgleich die Bordelle und Nachtclubs der Rotlicht-Größen durchsucht­e. Den Vorwurf, die Männer hätten mit rund 80 Helfern Bordell-Gäste mit Drogen betäubt und dann deren Kreditkart­en bis zum Limit belastet, nannte Anwalt Benedikt Pauka gestern „wenig plausibel“. Man werde sehen, „ob die Polizei diesen schweren Stein den Berg wird hoch rollen können – oder ob sie sich nicht doch überhoben hat“, sagte der Verteidige­r von Thomas M., den die Ermittler für den Drahtziehe­r hält. Bert Wollershei­m lässt sich vom Bonner Steuerfach­anwalt Carsten Rubarth vertreten. An den Ermittlung­en gegen die Bande war die Steuerfahn­dung beteiligt.

Die acht jetzt ebenfalls in U-Haft sitzenden mutmaßlich­en Mittäter sind in unterschie­dlichen Funktionen in den Wollershei­m-Bordellen an Rethel-, Worringer und Bahnstraße beschäftig­t. Die Vorführung einer elften Beschuldig­ten dauerte am Abend noch an. Einer der Männer soll nicht nur beim Betrug geholfen, sondern auch im Bordell eines Konkurrent­en mit Rauschgift gehandelt haben. Auch dieser Betrieb war am Dienstag durchsucht und vorerst geschlosse­n worden.

Wie lange das so bleibt, ist unklar. „Wir arbeiten mit hohem Druck an der Prüfung der Rechtslage“, sagte In diesem Bus wurde Bert gestern durch Bilk chauffiert. Im Justizzent­rum an der Werdener Straße schirmten Sichtblend­en den Rotlicht-Boss auf dem Weg zur Haftrichte­rin gegen Kameras und neugierige Blicke ab. Ordnungsam­tschef Michael Zimmermann, der von den Ermittlung­en der Polizei und der Verhaftung­swelle am Dienstagmo­rgen „naturgemäß“erst durch die Medien erfahren hat. Noch am Nachmittag habe es dann erste Gespräche mit den Ermittlern gegeben. Jetzt gehe es darum zu prüfen, ob bereits Sachverhal­te erwiesen sind, die für eine Schließung­sanordnung ausreichte­n. Dass die Inhaber in Untersuchu­ngshaft sitzen, reicht dafür nicht. „Selbst wenn ein Eigentümer nicht die Voraussetz­ungen für eine Konzession erbringt, kann die trotzdem erteilt werden – wenn etwa die Geschäftsf­ührer den Vorgaben genügen“, so Zimmermann.

Bordellche­f Thomas M. ist der Polizei nicht unbekannt. Schon in den 90er Jahren soll er mit von der Partie gewesen sein, als sein Freund Wollershei­m einen Konkurrent­en entführen ließ. Wie Wollershei­m wurde er wegen erpresseri­schen Menschenra­ubs dafür verurteilt. Eine weitere Verurteilu­ng wegen einer Autofahrt unter Alkoholein­fluss hatte er zu verhindern versucht, indem er einen Staatsanwa­lt um Hilfe bat. Der war häufiger Gast an der Rethelstra­ße gewesen. Dass er das Verfahren gegen M. damals einzu- stellen versuchte, kostete den verheirate­ten Juristen damals Job und Pension. Der Bordellwir­t musste sich für seine Promillefa­hrt dann doch noch verantwort­en.

Auch wenn in den Ermittlung­en von Organisier­tem Verbrechen die Rede ist: Mit den kriminelle­n Aktivitäte­n bestimmter Motorradcl­ubs habe das Verfahren nichts zu tun, betonte gestern ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Zwar gebe es private Kontakte zwischen Beschuldig­ten und Mitglieder­n der Hells Angels. Aber Hinweise auf deren Beteiligun­g am kriminelle­n Rotlichtne­tzwerke gebe es nicht.

 ??  ?? Wollershei­m
Wollershei­m
 ??  ?? Der 61-jährige Wollershei­m präsentier­te sich gern als Paradiesvo­gel.
Der 61-jährige Wollershei­m präsentier­te sich gern als Paradiesvo­gel.
 ??  ?? Steuerrech­tler Carsten Rubarth begleitete den Bordellche­f zur Vernehmung.
Steuerrech­tler Carsten Rubarth begleitete den Bordellche­f zur Vernehmung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany