Bordellchef Wollersheim in U-haft
Zehn der elf am Dienstag vollstreckten Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls, Raub, Erpressung und Betrug hat eine Richterin gestern nach stundenlangem Anhörungsmarathon bestätigt. Auch der Chef der Düsseldorfer Edel-bordelle muss in einer Zelle auf
Er saß wie in seiner stadtbekannten Stretchlimousine hinter verdunkelten Scheiben, als er um 13 Uhr vom Polizeipräsidium zum Gericht gebracht wurde. Doch im Gefangenentransport dürfte es Bert Wollersheim deutlich unbequemer gehabt haben. Und auch auf seinen Schmuck musste der 61-Jährige, dem die Staatsanwaltschaft Beteiligung an Organisiertem Verbrechen vorwirft, verzichten.
Wollersheim war am Dienstag in seinem Bauernhaus in Willich festgenommen worden, auch Thomas M., dem seit Jahren die Mehrheit an den fünf gemeinsam betriebenen Bordellen gehört, wurde zu Hause von der Polizei abgeholt, die zeitgleich die Bordelle und Nachtclubs der Rotlicht-Größen durchsuchte. Den Vorwurf, die Männer hätten mit rund 80 Helfern Bordell-Gäste mit Drogen betäubt und dann deren Kreditkarten bis zum Limit belastet, nannte Anwalt Benedikt Pauka gestern „wenig plausibel“. Man werde sehen, „ob die Polizei diesen schweren Stein den Berg wird hoch rollen können – oder ob sie sich nicht doch überhoben hat“, sagte der Verteidiger von Thomas M., den die Ermittler für den Drahtzieher hält. Bert Wollersheim lässt sich vom Bonner Steuerfachanwalt Carsten Rubarth vertreten. An den Ermittlungen gegen die Bande war die Steuerfahndung beteiligt.
Die acht jetzt ebenfalls in U-Haft sitzenden mutmaßlichen Mittäter sind in unterschiedlichen Funktionen in den Wollersheim-Bordellen an Rethel-, Worringer und Bahnstraße beschäftigt. Die Vorführung einer elften Beschuldigten dauerte am Abend noch an. Einer der Männer soll nicht nur beim Betrug geholfen, sondern auch im Bordell eines Konkurrenten mit Rauschgift gehandelt haben. Auch dieser Betrieb war am Dienstag durchsucht und vorerst geschlossen worden.
Wie lange das so bleibt, ist unklar. „Wir arbeiten mit hohem Druck an der Prüfung der Rechtslage“, sagte In diesem Bus wurde Bert gestern durch Bilk chauffiert. Im Justizzentrum an der Werdener Straße schirmten Sichtblenden den Rotlicht-Boss auf dem Weg zur Haftrichterin gegen Kameras und neugierige Blicke ab. Ordnungsamtschef Michael Zimmermann, der von den Ermittlungen der Polizei und der Verhaftungswelle am Dienstagmorgen „naturgemäß“erst durch die Medien erfahren hat. Noch am Nachmittag habe es dann erste Gespräche mit den Ermittlern gegeben. Jetzt gehe es darum zu prüfen, ob bereits Sachverhalte erwiesen sind, die für eine Schließungsanordnung ausreichten. Dass die Inhaber in Untersuchungshaft sitzen, reicht dafür nicht. „Selbst wenn ein Eigentümer nicht die Voraussetzungen für eine Konzession erbringt, kann die trotzdem erteilt werden – wenn etwa die Geschäftsführer den Vorgaben genügen“, so Zimmermann.
Bordellchef Thomas M. ist der Polizei nicht unbekannt. Schon in den 90er Jahren soll er mit von der Partie gewesen sein, als sein Freund Wollersheim einen Konkurrenten entführen ließ. Wie Wollersheim wurde er wegen erpresserischen Menschenraubs dafür verurteilt. Eine weitere Verurteilung wegen einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss hatte er zu verhindern versucht, indem er einen Staatsanwalt um Hilfe bat. Der war häufiger Gast an der Rethelstraße gewesen. Dass er das Verfahren gegen M. damals einzu- stellen versuchte, kostete den verheirateten Juristen damals Job und Pension. Der Bordellwirt musste sich für seine Promillefahrt dann doch noch verantworten.
Auch wenn in den Ermittlungen von Organisiertem Verbrechen die Rede ist: Mit den kriminellen Aktivitäten bestimmter Motorradclubs habe das Verfahren nichts zu tun, betonte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zwar gebe es private Kontakte zwischen Beschuldigten und Mitgliedern der Hells Angels. Aber Hinweise auf deren Beteiligung am kriminellen Rotlichtnetzwerke gebe es nicht.