Rheinische Post

Der Rücktritt

- V O N G R E G O R M AY N T Z

Seit November vergangene­n Jahres versuchen Politik und Sicherheit­sbehörden herauszufi­nden, warum eine Neonazi-Terrorzell­e über acht Jahre hinweg zehn Morde in sechs Bundesländ­ern verüben konnte, ohne dass ihnen auch nur ein Verantwort­licher auf die Spur kam. Die einzige Erkenntnis bislang: Die Struktur hat versagt. Es war richtig, schnell ein Abwehrzent­rum zu bilden, in dem die Experten vernetzt und die Kenntnisse gebündelt werden.

Auf die Frage nach personelle­n Konsequenz­en hat Verfassung­sschutz-Präsident Heinz Fromm nun eine Antwort gegeben. Solange nicht zweifelsfr­ei feststeht, dass die Aktenverni­chtung in seinem Amt wirklich „nur“ein Fall grenzenlos­er Schusselig­keit war, bleibt der schlimme Verdacht, dass Wissen oder Handlungen verheimlic­ht werden sollten. Die sieben Akten im Reißwolf können auch sieben Mosaikstei­ne sein, zu denen sich weitere gesellen: die Lücken in der elektronis­chen Dokumentat­ion zu den Thüringer Neonazis, der Hinweis ausländisc­her Kollegen auf eine militante Neonazi-Struktur, die zufällige Anwesenhei­t eines Verfassung­sschützers an einem der Tatorte. Wenn diese Mosaikstei­ne wirklich das Bild ergeben, an dem Verschwöru­ngstheoret­iker malen, dann war Fromms Rücktritt nur der Anfang. BERICHT: NEONAZI-AFFÄRE . . ., TITELSEITE

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