Rheinische Post - Xanten and Moers
„Das Wallzentrum braucht einen Motor“
Ursprünglich ein Einkaufszentrum, hat sich das Gebäude am Rande der Altstadt zu einem Standort für Dienstleister entwickelt. „Wir sind alle erfolgreich“, sagt Quartierssprecherin Kirsten Schade. Dennoch hat sie einige Wünsche.
MOERS Kirsten Schade bietet mit ihrem fünfköpfigen Team generationenübergreifende Beratungen im Rahmen von Vorsorge, Betreuung und Pflege bis hin zur Nachlassverwaltung an. „Für mich ist der barrierefreie Standort Wallzentrum mitten in der Stadt ideal“, sagt sie. An die Zeiten, als das Wallzentrum als Einkaufszentrum mit seinem Mix an Modeboutiquen, Geschäften, Gastronomie und Einzelhandel wie Fleischerei brummte, kann sie sich gut erinnern. Es galt als Ankerpunkt, führte zum Kö und lud von dort aus zum weiteren Flanieren auf die Homberger Straße ein.
Reisebüro, Friseur, Kosmetik, Massageinstitut, Steuerbüro, Druckerei und eine Baufirma sind unter anderem im Wallzentrum in den kleineren Ladenlokalen ansässig.
Die damalige Gründergeneration hat sich längst verabschiedet. Leerstand, meist bei größeren Ladenflächen, bestimmt das Bild. Eigentümerwechsel, fehlende Neugründungen und Geschäfte ohne Nachfolger machen die Situation nicht leichter. „Wir sind in einer generell schwierigen Lage, vor allem nach Corona“, sagt Kirsten Schade.
Noch vor rund vier Jahren sorgten Gutachten zur Umgestaltung des Komplexes im Auftrag der Stadt und der rund 140-köpfigen Eigentümergemeinschaft für Gesprächsstoff. Der in sich geschlossene Baukörper sollte durch den Abriss niedriger Bauteile zwischen den Wohntürmen, die Schaffung von breiteren Durchgängen und der Öffnung der Ladenzeile nach außen für mehr Durchlässigkeit sorgen, so die damaligen Pläne.
Das Wallzentrum hat sich mittlerweile ganz unauffällig zum Dienstleistungszentrum weiterentwickelt. Reisebüro, Friseur, Kosmetik, Massageinstitut, Steuerbüro, Druckerei und eine Baufirma sind unter anderem im Wallzentrum in den kleineren Ladenlokalen ansässig. Für gezielte Frequenz sorgen die Kunstschule wie auch die im ersten Stock liegende Tanzschule Gottlieb. „Gerade die kleineren Flächen sind ideal, wenn junge Leute sich selbstständig machen wollen. Vor allem sind die Mieten verhandelbar“, so Kirsten Schade.
Die Praxis von Heilpraktikerin Raffaella Girelli gehört mit zu den jüngsten Geschäftseröffnungen. Sie nutzt ein weiteres Ladenlokal für
Vorträge, das ebenfalls von anderen für Veranstaltungen, Yoga und Co. auf Nachfrage genutzt werden kann. Vor Corona rückte das Schlosstheater das Wallzentrum nochmals in den Fokus und mietete ein Ladenlokal als Spielstätte. „Ein tolles Projekt. Die Veranstaltungen sorgten für Laufkundschaft“, so Kirsten Schade. Die Nachfrage nach Gewerbefläche bestehe, so ihre Beobachtungen. Potenzial habe der Standort. „Wir sind alle erfolgreich“, so ihr Fazit. Als Mitglied der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) und Quartierssprecherin für das Wallzentrum weiß sie, wo Knackpunkte liegen. Ein Wachdienst sorgt für Ordnung. Vandalismus sei nicht das Problem. „Es braucht für das Wallzentrum einen Motor, der alle unter einen Hut kriegt. Wir brauchen nach Corona wieder Aktionen. Wir haben davor mit den Gewerbetreibenden der Altstadt gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt“, so Kirsten Schade.
Ihr fehlen vor dem Gebäude unter anderem Werbung und eine Infotafel, die auf die unterschiedlichen
Branchen im Erdgeschoss hinweist. „So gesehen existieren wir gar nicht, so pardox es klingt. Wir sind nach außen nicht sichtbar. Keiner weiß, was im Wallzentrum drin ist.“
Auf einem weiteren Umstand macht sie aufmerksam. „Wir haben keine optische Anbindung an die Altstadt.“Vorstellen könnte sie sich eine Art Piktogramm vor den Eingängen. Das Parkhaus unterhalb des Gebäudes nennt sich Altstadt-Parkplatz. Auch von städtischer Seite wünscht sie sich Unterstützung, wie gezielte Aktionen und Förderprogramme, beispielsweise für Existenzgründer. „Wir sind als Dienstleister gerne im Wallzentrum“, so die 61-Jährige über den Standort.
„Gerade die kleineren Flächen sind ideal, wenn junge Leute sich selbstständig machen wollen. Vor allem sind die Mieten verhandelbar“Kirsten Schade Quartierssprecherin