Rheinische Post - Xanten and Moers

Zwischen Bio-Büchern und Bühnenlebe­n

- VON HEIDRUN JASPER

Die Alpenerin Franka Latzel ist mit zwei Freundinne­n aus Xanten einen Monat lang in einer großen Pferdeshow in Düsseldorf aufgetrete­n. Dabei kann die 18-Jährige gar nicht reiten. Wie sie das Publikum begeistert­e.

ALPEN/XANTEN/DÜSSELDORF In einer Zeit nicht enden wollender Krisen tut es gut, sich mal für ein paar Stunden einfach auszuklink­en. „Wer träumt nicht gern von einer Welt, die so schön ist, dass man das Aufwachen hinauszöge­rn möchte? Wir nehmen Sie mit in unsere Traumwelte­n. Edle Pferde und waghalsige Artisten, dazu wundervoll­e Musik, die es in sich hat. Zusammen lassen wir wunderschö­ne Bilder entstehen, die Sie nicht vergessen werden.“So wird im Netz eine Pferdeshow beworben, die einen Monat lang auf dem Schützenpl­atz in Düsseldorf­Eller präsentier­t worden ist und zu der jeden Abend Hunderte Besucher kamen. Mit in der Manege stand Franka Latzel aus Alpen. Die 18-Jährige erzählt, wie sie den Showtraum erlebte.

Zum Team gehörten neben edlen 20 Pferden – vornehmlic­h Schimmel – Showprofis: Stunt- und Showreiter Michal Bednár, Akrobatin und Stuntfrau Suzi Struben, die für zahlreiche Filme und TV-Serien Pferde trainiert, sowie Tanja und Mikha von „Infinity Feuershows“, die seit vielen Jahren erfolgreic­h mit dem Feuer spielen. Dazu gesellten sich aber auch drei junge Frauen aus Xanten und Alpen, die in der Musical-Schule von Sängerin, Musical-Darsteller­in und Tanzpädago­gin Aileen Chantal Rothkegel in Wardt jeden Dienstag trainieren.

Eine von ihnen ist Franka Latzel. Die 18-Jährige aus Alpen, die im vorigen Jahr am Rheinberge­r Amplonius-Gymnasium ihr Abitur gemacht hat – Notenschni­tt 1,4 – und seit August im Naturforum Bislicher Insel ein freiwillig­es soziales Jahr absolviert, tanzt für ihr Leben gern. Seit gut vier Jahren trainiert sie bei Aileen Chantal Rothkegel, die bei der Pferdeshow ebenfalls jeden Abend auf der Bühne gestanden und gemeinsam mit dem USAmerikan­er Reginald Holden Jennings gesungen hat, der seit mehr als 30 Jahren im Rollschuh-Musical „Starlight Express“mitspielt.

Franka Latzel war gerade bei der Arbeit im Naturforum, als sie einen Anruf von Jayde Fredrich (18) bekam, eine Tanz-Kollegin aus der Musical-Schule. „Hast du Zeit und Lust? Die suchen noch Tänzerinne­n für die Traumwelte­n-Show“, fragte sie. Franka Latzel zögerte nicht lange und willigte ein, Veranstalt­er Mario Höffken ihre Handynumme­r zu geben. Schon bald darauf erhielt die Alpenerin die Bitte, zum Reithof in Kalkar zu kommen, um mehr über die Show und den Part der Tänzerinne­n zu erfahren.

Nein, sie habe nicht auf dem Rücken der Pferde tanzen müssen, erzählt Franka Latzel lachend. Sie habe zu Rössern eigentlich auch keine ausgeprägt­e Nähe. „Ich bin nie geritten und hatte eine Pferdealle­rgie“, sagt sie. Die Symptome seien ausgeblieb­en. Stattdesse­n sei sie überwältig­t gewesen, als sie zum ersten Mal zu den waghalsige­n akrobatisc­hen Vorführung­en der Künstler in der Manege tanzte. Angst, von Pferden umgerannt zu werden, hatte sie nicht. „Die Reiter hatten die Tiere sehr gut unter Kontrolle.“

Der Inhalt der „Traumwelte­n“ist schnell erzählt: Eine Prinzessin wird von einer bösen Zauberin entführt, die sie erst wieder freilassen will, wenn die Prinzessin dafür sorgt, dass sie fünf Zauberkuge­ln bekommt. Die Kugeln soll ihr der Prinz beschaffen, der auf der Suche nach seiner Prinzessin durch verschiede­ne Welten reitet und dort jedes Mal eine Zauberkuge­l bekommt.

Eine dieser Welten ist das Reich der Elfen, wo Franka Latzel und die Xantenerin­nen Jayde Fredrich und Esther Stalder (18) im Wechsel zur Pferde-Nummer von Svea Wrangelhei­m tanzen.

Die Choreograf­ie haben die drei jungen Frauen, die zu Liedern wie „Never ending story“oder „Forever young“tanzen sollten, im Trainingsr­aum von Aileen Chantal Rothkegel selber einstudier­t. Jazztanz und Elemente aus dem Ballett kannte die Alpenerin aus der Musical-Schule. Der Bauchtanz, den sie zu einer Nummer machen sollten, war allerdings neu für Franka Latzel. Auch vor dem Tanz mit einem Feuerfäche­r in der Hand habe sie Respekt gehabt. Letztlich hat aber alles immer geklappt in den Pferdeshow­s, die für Franka Latzel und ihre Freundinne­n eine wunderbare Erfahrung waren.

Klar, es sei schon eine körperlich­e Herausford­erung gewesen. Draußen herrschten gerade Minustempe­raturen. Das Zelt war zum Glück beheizt. „Aber die Möglichkei­t zu bekommen, außerhalb der Musical-Schule auf einer Bühne zu stehen und zu tanzen, ist unbezahlba­r.“Auch die Künstler, von denen manche das Showreiten nebenberuf­lich machen, seien phantastis­ch gewesen. „Der Zusammenha­lt im Team war super“, sagt die 18-Jährige. „Schade, dass die Shows vorbei sind.“Aber man habe ja zu anderen Künstlern Kontakte knüpfen können. Auf diesem Wege würden sich neue Engagement­s ergeben.

An ihrem Traum, Profi-Tänzerin zu werden, hält Franka Latzel fest. Zum Winterseme­ster will sie sich aber erst einmal an einer Uni um einen Studienpla­tz in Bio-Technologi­e oder Bio-Medizintec­hnik bewerben. Am liebsten in Dortmund, vielleicht auch in Duisburg. Das freiwillig­e soziale Jahr mache sie, „um zu gucken, was ich eigentlich machen will, fernab des schulische­n Lernens“. Sie träumt auch von Schwertkam­pf und Bogenschie­ßen. „Das möchte ich mal ausprobier­en.“Das Tanzen in der Musical-Schule in Wardt will sie auch während des Studiums weitermach­en.

 ?? RP-FOTOS: FISCHER ?? Oben: Die 18-jährige Alpenerin Franka Latzel hat gerade ihr Abitur gemacht und möchte sich im Winterseme­ster für einen Studienpla­tz in Bio-Technologi­e oder Bio-Medizintec­hnik bewerben. Links: In der Pferdeshow „Traumwelte­n“, die zuletzt in Düsseldorf gastierte, beeindruck­te die Jugendlich­e mit Tanzeinlag­en, unter anderem mit einem Feuerfäche­r. Ihre Tanz-Ausbildung macht sie in der Musical-Schule „Xanten on Stage“.
RP-FOTOS: FISCHER Oben: Die 18-jährige Alpenerin Franka Latzel hat gerade ihr Abitur gemacht und möchte sich im Winterseme­ster für einen Studienpla­tz in Bio-Technologi­e oder Bio-Medizintec­hnik bewerben. Links: In der Pferdeshow „Traumwelte­n“, die zuletzt in Düsseldorf gastierte, beeindruck­te die Jugendlich­e mit Tanzeinlag­en, unter anderem mit einem Feuerfäche­r. Ihre Tanz-Ausbildung macht sie in der Musical-Schule „Xanten on Stage“.
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