Rheinische Post - Xanten and Moers
Franziskus erregt mit Gebet an Papst-Grab Aufsehen
ROM (dpa/kna) Papst Franziskus hat einen Tag nach der Ernennung neuer Kardinäle bei einem Besuch im italienischen L‘Aquila am Grab des ersten, freiwillig zurückgetretenen Papstes gebetet. In der Stadt in den Abruzzen liegen die sterblichen Überreste von Papst Coelestin V., an denen auch Papst Benedikt XVI. wenige Jahre vor seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 betete. Der Besuch Benedikts und die Ablage seines Amtsabzeichens am Grab Coelestins V. wurden später als stille Rücktrittsankündigung interpretiert.
Papst Franziskus erreichte L‘Aquila am Sonntagvormittag per Hubschrauber. Zu Beginn grüßte er Hinterbliebene von Opfern des verheerenden Erdbebens im Jahr 2009, bei dem etwas mehr als 300 Menschen starben, und besuchte im Rollstuhl den Dom von L‘Aquila, der wegen der Erdbebenschäden immer noch geschlossen ist. „Ihr habt viel durch das Erdbeben erlitten, und als Volk versucht ihr wiederaufzustehen“, sagte der 85-Jährige in der anschließenden Messe andernorts vor der Basilika Santa Maria di Collemaggio, in der das Grab Coelestins V. liegt.
Der nach den Feierlichkeiten mit den 20 neuen Kardinälen in Rom vom Vortag sichtlich erschöpfte Papst überließ die Feier der Messe dem örtlichen Erzbischof, Kardinal Giuseppe Petrocchi. In seiner Predigt verriet der Papst, dass der Landeanflug im Hubschrauber am Sonntagmorgen problematisch gewesen sei. Erst nach mehreren vergeblichen Runden habe der Pilot eine Lücke im dichten Nebel gefunden und diese mit großem Geschick zur Landung genutzt.
Franziskus reiste anlässlich des Festes der Vergebung an, eine seit Hunderten Jahren gefeierte Tradition, zu der über mehrere Tage Tausende Pilger kommen. Besonderes Aufsehen erregte das Gebet am Grab des 1294 zurückgetretenen Coelestins V. im Zusammenhang mit einer Kardinalvollversammlung im Vatikan am Montag und Dienstag. Der Besuch und die beinahe konklaveähnliche Situation in Rom mit anwesenden Kardinälen und damit Papstwählern aus allen Teilen der Welt ließ Gerüchte über einen möglichen bevorstehenden Amtsverzicht Franziskus‘ laut werden.
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