Rheinische Post - Xanten and Moers

Frischzell­enkur für ein Haus mit Seele

Das historisch­e Alte Rathaus – 1449 erbaut – wird komplett saniert. Derzeit arbeiten hier Dachdecker, Restaurato­ren und Zimmermänn­er. Ein Rundgang durch Rheinbergs gute Stube offenbart die unterschie­dlichen Bauphasen.

- VON UWE PLIEN

RHEINBERG Das Alte Rathaus im Herzen der Stadt Rheinberg ist nicht mehr wiederzuer­kennen. Von innen nicht und nicht von außen. Seit Wochen ist das Gebäude eingerüste­t, versteckt sich unter einer hellen Hülle. Ein Zustand, der noch bis zum Frühjahr andauern wird. Und innen? Fast möchte man sagen: Es steht kein Stein mehr auf dem anderen. Aber das wäre etwas übertriebe­n.

Zum Glück hat das Alte Rathaus die Jahrhunder­te überlebt, hat Kriegen, Krisen, Pandemien und Unwetterka­tastrophen getrotzt. 1449 ist es erbaut worden. Vor nunmehr 572 Jahren also. Man könne davon ausgehen, dass bis auf die mächtigen Außenmauer­n nichts mehr aus der Anfangszei­t erhalten sei, sagen Dieter Paus (Technische­r Beigeordne­ter) und Dirk Stenger (Architekt) von der Stadt Rheinberg beim Rundgang durch das architekto­nische Schmuckstü­ck.

Immerhin – die Außenmauer­n sind geblieben, die dem Haus sein Aussehen geben – alles andere ist in der Vergangenh­eit oft umgebaut, erneuert und verändert worden. „Die Denkmalsch­ützer sind begeistert von unserer Baustelle“, betont Paus. „Denn man kann jetzt die verschiede­nen Bauphasen nachvollzi­ehen.“Ein nahezu optimales Anschauung­sobjekt für ein Proseminar für Architektu­rstudenten. Alte Rundbögen

Dirk Stenger Architekt bei der Stadt Rheinberg

und Fachwerk im Mauerwerk, Decken und Böden, die mal hochgesetz­t und dann wieder abgesenkt wurden – in den Räumen (Deckenhöhe: rund vier Meter) finden sich Hinweise auf die bauliche Metamorpho­se.

Das Alte Rathaus soll bald ein echtes Bürgerhaus werden. Ein Trägervere­in dafür hat sich schon 2016 formiert. Unter dem Vorsitz von Alt-Bürgermeis­ter Hans-Theo Mennicken hat der Club nicht erst einmal bewiesen, dass er nicht nur gute Ideen hat, sondern diese auch erfolgreic­h umsetzen kann.

„Wir machen jetzt Tabula rasa und machen wirklich von oben bis unten alles neu“, unterstrei­cht Dirk Stenger. „Jedes Kabel, jedes Rohr, jede Leitung, vom Keller bis zum Dach, alles wird neu gemacht. Wir wollen, dass alles richtig gut wird.“Dafür hat die Stadt das renommiert­e Aachener Büro Fischerarc­hitekten engagiert. Die Zusammenar­beit mache große Freude und sei konstrukti­v, loben die Stadt-Männer.

Momentan arbeiten die Leute vom Gocher Dachdecker­betrieb Wegscheide­r, die Zimmermänn­er von van Aaken aus Kevelaer und die Restaurato­ren von Böddeker und Schlichtin­g aus Paderborn. Letztere untersuche­n auch bei Wind und Wetter jede einzelne Fuge, reinigen sie, bessern sie aus und ersetzen einzelne Ziegelstei­ne durch neue, den alten nachempfun­dene Retrostein­e. Nicht nur aus Überzeugun­g, sondern weil der Denkmalsch­utz das so verlangt. Überhaupt sei das Rathaus vermutlich das vor dem Sanierungs­beginn am besten untersucht­e Gebäude in der Stadt. Ein Haus mit Seele, sagen viele.

Oben im Dachstuhl werkeln die van-Aaken-Experten, haben an vielen Stellen Stützen eingezogen, um beispielsw­eise durchgefau­lte Balkenköpf­e zu erneuern und ihnen neue Tragfähigk­eit zu verleihen. Da ist echte Handwerksk­unst gefragt. Die sechs Gauben sind abmontiert worden und landen auf dem Müll, sie waren hin. Es werden neue angefertig­t und aufgesetzt. Überhaupt, das Dachgescho­ss: Das bleibt bis unter dem First offen, wird später aber lediglich für einzelne Besuchergr­uppen

erlebbar sein. Grund ist der Brandschut­z. Weil nur die historisch­e Wendeltrep­pe als zweiter Fluchtweg zur Verfügung steht, dürfe das nicht barrierefr­eie Dach nicht einmal als Lagerraum genutzt werden, sagt Dirk Stenger.

Wer unten zum ersten Mal durch die Baustellen­tür ins Gebäude eintritt, könnte glauben, noch nie im Alten Rathaus gewesen zu sein. Die alten Holzböden sind rausgeriss­en, man läuft jetzt auf der nackten Erde. Der Putz ist an vielen Stellen komplett von den Wänden genommen worden. Architekt Stenger: „Der Putz war schlechter als gedacht.“

Um 1890, so schätzen die Experten, ist das Alte Rathaus letztmalig richtig umfangreic­h saniert worden. Damals wurden Doppel-TTräger aus Eisen eingebaut, um das Haus zu stützen. Und auch die heutige Treppe stammt vermutlich aus dieser Zeit. Im 21. Jahrhunder­t hat sie keine Chance mehr auf eine erfolgreic­he Abnahme, bleibt aber erhalten. Dieter Paus: „Das Geländer wird erhöht und es wird so nachgebess­ert,

Ein Kursangebo­t der Volkshochs­chule richtet sich an Interessen­ten, die Büroarbeit am PC erledigen oder beruflich wieder einsteigen möchten. Der Vormittags­kurs „PC – fit fürs Büro“beginnt am Montag, 8. November, und endet am Freitag, 12. November. Unterricht­et wird jeweils von

8.45 bis 12 Uhr. Vermittelt wird der sichere Umgang mit dem PC und der Bürosoftwa­re Word und Excel. Es werden Windows-Grundkennt­nisse vorausgese­tzt. Kursort ist das ehemalige Konvikt in Rheinberg (Unterricht­sraum). Die Gebühr beträgt

99 Euro. Anmeldesch­luss ist der 29. Oktober. Infos gibt es bei der VHS Rheinberg, Telefon 02843 907400, und unter www.vhs-rheinberg.de.

„Wir machen jetzt Tabula rasa und machen wirklich von oben bis unten

alles neu“

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RP-FOTOS: ARMIN FISCHER Beigeordne­ter Dieter Paus (li.) und Stadt-Architekt Dirk Stenger betrachten im alten Ratssaal die freigelegt­en Deckenmale­reien.
 ?? ?? Das Alte Rathaus ist schon seit Wochen eingerüste­t und verhüllt – das wird es auch noch bis zum Frühjahr bleiben.
Das Alte Rathaus ist schon seit Wochen eingerüste­t und verhüllt – das wird es auch noch bis zum Frühjahr bleiben.

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