Rheinische Post - Xanten and Moers
„Ich freue mich furchtbar. Ich war schon einkaufen, hab nur den Pass vorgezeigt und einen Zettel ausgefüllt. Es geht aufwärts“
(aflo) Viele Einheimische und Menschen aus der Umgebung nutzten am Samstag die Chance, in die Innenstadt zu gehen und dort zu bummeln oder einzukaufen. Dabei gingen viele zuvor in die diversen Corona-Testzentren, die sich in der Fußgängerzone finden – ob nun bei „Sinn“, in der Apotheke Rosen oder dem ehemaligen „Esprit Store“auf der Hohen Straße.
„Seit die Geschäfte am Donnerstag wieder aufhaben, sind die Zahlen auf jeden Fall gestiegen“, so Andreas Kautz über den Andrang im Testzentrum im „Store“. Daniela Kleinherbers wartete mit ihrer Nichte Lena aus Mehrhoog auf das Ergebnis: „Ich hatte vorher überall den Tag vorher angerufen, damit ich den Stress jetzt nicht habe“, berichtete die 34-jährige von ihrer Strategie, gezielt Laden-Termine zu machen. „Normalerweise machen wir das immer, wenn sie bei mir ist. Das ist das erste Mal wieder“.
Die Nichte hatte erstmals einen Zungentest gemacht und schon zwei Ziele für sich auserkoren: „H&M und C&A.“Ihr Weg führte sie aber erstmal Richtung Kreuzstraße, wo Kleinherbers vor dem „Kochlöffel“noch mal einen Bekannten begrüßte. Bei „Deichmann“standen beide wie einige andere auch vor verschlossenen Türen. „Sie kommen nicht rein, weil nur dreizehn Personen rein dürfen“, verwies die Friedrichsfelderin Carmen Kisters auf das entsprechende Hinweisschild.
„Das ist echt Vollstress“, meinte die 59-jährige. „Ich hab noch drei Anschlusstermine und habe jetzt schon Probleme, weil man hier keinen Termin buchen kann.“Sie hatte am Morgen um sechs Uhr ihre anderen Termine gebucht. „Wenn ich noch zehn Minuten warte, schaffe ich meine gebuchten Abschlusstermine nicht mehr. Das ist schon ziemlich Hardcore heute.“
Mit „Locker shoppen gehen“habe das alles nichts zu tun, fand auch die Weselerin Irene Vossen. „Anderswo kommst du einfach rein. Ich war gerade bei Ernsting, musste nur den Test zeigen. Jeder, wie er lustig ist“, fand sie. „Ich komme jetzt zum zweiten Mal hierher, da stand die Dame auch schon da. Einkaufen macht einfach keinen Spaß mehr.“
Christine und Holger Puschmann aus Drevenack bummelten mit mehreren „Sinn“-Einkaufstüten nach Hause. „Wir waren seit Wochen nicht mehr in die Stadt und haben gesagt: heute gehen wir wieder mal“, meinte die 51-jährige. „Gerade die Verkäuferinnen sind besonders nett, weil sie froh sind, dass Kunden da sind. Und man freut sich auch, Bekannte in der Fußgängerzone zu treffen.“Ihr Mann hatte am Morgen einen Test gemacht und sich „sicher und wohl gefühlt. Es ist ein bisschen nerviger, komplizierter auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es einem ein Sicherheitsgefühl. Insofern
Dieter Schmidt
ist es schön, mal wieder die Zeit in der Stadt zu genießen.“
Thomas Heckmann, Store Manager bei „H&M“, verzeichnete am Vormittag ein noch etwas verhaltenes Kunden-Interesse. „Momentan kommen viele Bedarfskäufer, die was anprobieren oder für ihre Kinder
was einkaufen – nicht so der Shopping-Kunde, sondern alles sehr gezielt.“Man merke, dass die Leute mit der Situation sehr bewusst umgingen. Und in Sachen Testangebot sei „die Stadt weit vorne.“
Ursula Krebs , Mitarbeiterin bei „Liberty“am Viehtor, stellte schon fest, dass „die Leute ein bisschen gereizt und nervös“sind. „Wer geimpft ist und getestet, kann hier rein. Ohne Vorzeigen der Zettel geht nichts“, erzählte sie. Insgesamt laufe es gut: „Viele gehen einfach nur durch das Geschäft mit dem Gefühl: endlich wieder raus.“
Die Flürenerin Monika Schmidt war eine ihrer Kunden, die das Ganze aber einfach nur genoss. „Ich finde das fantastisch. Mein Mann geht schon mit dem Ausweis“, erzählte die 79-Jährige. „Und ich habe in vierzehn Tagen die zweite Impfung.“Ihr Mann Dieter Schmidt wartete unterdessen draußen vor dem Geschäft auf sie. „Das ist die Freiheit, die für uns gut ist“, wirkte der 82-jährige geradezu euphorisch. „Ich freue mich furchtbar. Ich war schon einkaufen, hab nur den Pass vorgezeigt und einen Zettel ausgefüllt. Es geht aufwärts. Das ist eine richtige Freude.“