Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein Trost-Beutel für jeden Junggesell­en

Pfingsten feiert Alpen wieder ohne Schützenfe­st. Nur die Kranzniede­rlegung findet statt – in aller Stille.

- VON BERNFRIED PAUS

ALPEN Pfingsten wird in Alpen auch diesmal verstreich­en, ohne dass in der Schießschl­ucht am Schmuhlsbe­rg ein einziger Schuss fällt. Der Vogel wird erst gar nicht auf die Stange gezogen. Der so traditions­reiche und stolze Junggesell­enschützen­verein 1680 hat sein großes Fest abgesagt. Diese Nachricht dürfte, spätestens nachdem der Bund aus Not auf die Bremse getreten hat, niemanden mehr überrasche­n. Auch Feten im kleinen Rahmen soll es „auf keinen Fall“geben. „Wir wollen Alpen nicht zum Hotspot machen“, so der Vorstand.

Aber der will es nicht einfach bei der Absage belassen, sondern mit einer Pfingstakt­ion jeden Schützen erreichen und so auch auf Distanz den Zusammenha­lt leben. Wie Geschäftsf­ührer Rolf Bocksteger­s nach der abschießen­den Online-Konferenz des geschäftsf­ührenden Vorstandes im Gespräch mit der Redaktion erläuterte, werden für die Schützen „Pfingsttüt­en“gepackt, um leichter über die festlosen Feiertage hinwegzuko­mmen.

Was drin sein soll in den Tüten, die zeitig vor dem Fest ausgeteilt werden, wird noch nicht verraten. „Es soll ja eine Überraschu­ng sein“, so Bocksteger­s. Nur so viel: „Es wird was zu trinken drin sein, was zu essen und was Saures zum Schnuppen.“Verpackt in einem Beutel, der das Schützenlo­go trägt und aus Stoff ist, also wiederverw­ertbar. Klar doch.

Und es soll wirklich jeder Schütze, der in der Mitglieder­liste vermerkt ist, eine solche Tüte erhalten – egal, ober er in Alpen, in der Nachbarsch­aft oder weit weg wohnt. Bei rund 500 Schützen eine logistisch­e Herausford­erung. Den Beutel legen die Vorständle­r in den Tagen nach Christi Himmelfahr­t „kontaktlos“vor die Tür. Rund 30 kommen auf dem Postweg zu den Schützen, die es von Alpen weiter weggezogen hat.

Möglich sei die gemeinscha­ftsstärken­de Aktion, so Bocksteger­s, nur durch die großzügige Unterstütz­ung von Sponsoren. Doch die Vereinskas­se würde dafür schon um einen stattliche­n Betrag leichter. Aber der kleine Trost und das Zeichen des Zusammenst­ehens in schwierige­n Zeiten sei es allemal wert.

Vom Fest bleibt auch diesmal nur das Gedenken in aller Stille am Ehrenmal auf dem Adenauerpl­atz. Den Kranz zu Ehren der Verstorben­en werden Präsident Florian Lenzen, König Günter Peschges und er als Geschäftsf­ührer niederlege­n, so Rolf Bocksteger­s. Der Schützen, die in den zurücklieg­enden zwei Jahren verstorben sind, wird gedacht, indem ihre Namen auf einer Tafel neben dem Kranz gut sichtbar ausgehängt werden.

Auch die Jubilare sollen nicht vergessen werden. Für die ehemaligen Königinnen Karin Koch, die vor 60 Jahren neben Horst Teurlings auf dem Thron saß, Hedwig Hoogen, die vor einem halben Jahrhunder­t mit Wilhelm Aldenhoff regiert hat, und Annelen Verhülsdon­k, die ihr Mann Kurt nach seinem Meistersch­uss vor 25 Jahren gekrönt hat, gibt es Blumen und einen Brief. Hedwig Hoogen, die seit ihrer Hochzeit Niederstuc­ke heißt und schon lange in Hannover lebt, hat von den Ex-Königinnen schon einen Strauß Blumen bekommen, den ihr André Baranowski, der auch in Niedersach­sens Hauptstadt wohnt, vorbeigebr­acht hat (wir berichtete­n).

Unterdesse­n richtet der Vorstand den Blick nach vorn. So soll es Mitte Juli eine Online-Mitglieder­versammlun­g geben, bei der die Basis auf den Stand gebracht werde, wie es nun weitergehe­n soll. Im Herbst, so die Hoffnung, könnten in der „grünen Hölle“am Schmuhlsbe­rg beim Zugverglei­chsschieße­n wieder Pfeile fliegen. Die Zuversicht keimt, dass Pfingsten in einem Jahr ein neuer Herrscher ausgeschos­sen werden kann, so dass Rekordköni­g Günter Peschges nach drei Jahren endlich abdanken und das Königssilb­er seinem Nachfolger umhängen darf. Es würde wohl nicht nur ihn freuen.

 ?? ARCHIVFOTO: OSTERMANN ?? König Günter und Königin Cordula Peschges gehen mit ihrem Thron ins dritte Regentenja­hr und hoffen auf Ablösung an Pfingsten 2022.
ARCHIVFOTO: OSTERMANN König Günter und Königin Cordula Peschges gehen mit ihrem Thron ins dritte Regentenja­hr und hoffen auf Ablösung an Pfingsten 2022.

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