Rheinische Post - Xanten and Moers
Flüsterasphalt entlastet Labbecker
Die lärmgeplagten Anwohner des Sonsbecker Ortsteils sind mit der langersehnten Sanierung der Marienbaumer Straße zufrieden. Der neue Belag soll Fahrgeräusche schlucken. Jedoch haben nur die innerorts lebenden Bürger etwas davon.
SONSBECK-LABBECK Es ist deutlich leiser geworden im Labbecker Ortskern. Und das liegt am Flüsterasphalt, der seit wenigen Tagen auf der Marienbaumer Straße liegt. Jahrelang haben Anwohner immer wieder auf zu schnell durchs Dorf ratternde Lastwagen und den manchmal kaum zu ertragenden Lärm aufmerksam gemacht, der ihnen nicht selten nachts den Schlaf geraubt hat. Die nun vom Landesbetrieb Straßen NRW durchgeführte Sanierung der Ortsdurchfahrt ist für die meisten Labbecker ein langersehnter Erfolg. Für die meisten, aber nicht für alle. Denn die Erneuerung der Fahrbahn fand nur im innerörtlichen Teil statt. Jenseits der Ortsausgangsschilder gibt es immer noch Risse und Schlaglöcher. Die dort lebenden Anwohner müssen weiter mit Lärm rechnen.
Vor allem von September bis Dezember, wenn zusätzlich die Rübentransporte über die Marienbaumer Straße donnern, litten die Labbecker unter der Geräuschentwicklung. Gerade auf dem Rückweg sei der Lärmpegel gestiegen, wenn die Zugmaschinen durch die Löcher im Asphalt ruckelten, erklärte Ortsvorsteher Johannes-Dieter Hinßen am Samstag bei einem Ortstermin. Zustimmendes Kopfnicken bei CDU-Ratsfrau Agnes Quinders, Hans-Günther Reiner (er wohnt mitten im Ort) und Markus Wegenaer, der ein Haus am Ortsausgang Richtung Marienbaum bewohnt.
Mit dem Ruckeln durch diverse Schlaglöcher ist jetzt Schluss. Nicht weil es keine schweren Fahrzeuge oder Rübentransporte mehr gibt, sondern weil das Klinkenputzen der Verwaltung beim Landesbetrieb Straßen NRW Früchte getragen hat. Nur vier Tage hat die Firma Eurovia gebraucht, um den Flickenteppich innerorts zu beheben und den deutlich leiseren grobporigen Belag aufzutragen, der als sogenannter Flüsterasphalt vor allem auf Autobahnen eingesetzt wird. Die kleinen Hohlräume in dem Spezialbelag sollen den Schall, der durch die Rollgeräusche der Reifen erzeugt werden, schlucken. Der Nachteil ist die deutlich geringere Haltbarkeit
im Vergleich zu anderen Straßenbelagen. Die Kosten trägt das Land, weil die Marienbaumer Straße eine Landstraße ist. Die vier Warnbarken, die an den beiden Ortseingängen die Autofahrer ausgebremst haben, würden wieder aufgestellt, versprach Ratsfrau Quinders.
Reiner lobte beim Ortstermin die zügige Arbeit der ausführenden Firma.
Er regte weitergehende, die Geschwindigkeit reduzierende Maßnahmen an und verwies auf 20-Tonner oder große Landmaschinen, die mit Tempo 50 durch den
Ort führen. Das, so Agners Quinders, sei ein berechtigtes Anliegen der Anwohner und werde mit vielen weiteren Problemen in einem Verkehrskonzept thematisiert, das der Gemeinderat beim Büro für Verkehrs- und Stadtplanung Rödel und Pachan in Auftrag gegeben hat. Das Konzept soll auch die Menge und Art der vorbeifahrenden Fahrzeuge, mit und ohne Hänger, erfassen. Eine Arbeitsgemeinschaft, die mit Vertretern aus Verwaltung und Politik besetzt ist, nehme es unter die Lupe. „Ohne ein schlüssiges Verkehrskonzept brauchen wir erst gar nicht beim Landesbetrieb Straßen NRW anzuklopfen“, so Quinders.
Ob in dem Konzept auch der Außenbereich von Labbeck vorkomme, wollte Markus Wegenaer wissen. Und ob es ein Zeitfenster gebe, wann dort die Bodenwellen und Schlaglöcher in Angriff genommen werden. „Das scheppert ordentlich, wenn da Autos oder Motorräder durchbrettern“, ergänzt er. Im Außenbereich würden Löcher jedoch nur geflickt. „Wenn man direkt an der Straße wohnt, meint man, der Anhänger verabschiedet sich gleich vom Trecker“, beschrieb Ortsvorsteher Hinßen das Problem. Das werde im Konzept ebenfalls thematisiert, sagte Quinders, verwies aber darauf: „Die Marienbaumer Straße ist aber nun einmal eine Landstraße, darüber haben wir nicht zu entscheiden.“Auch für eine gestrichelte weiße Mittellinie, die es seit 20 Jahren hier nicht mehr gibt, sei die Gemeinde nicht zuständig. Die, so die einhellige Meinung, sei allerdings ratsam, um auch gefährliche Überholmanöver zu verhindern.
Die Arbeitsgemeinschaft gehe jetzt zügig ans Werk, versprach Quinders. Wenn sie fertig sei, werde das Verkehrskonzept im Ausschuss für öffentliche Einrichtungen und Verkehr vorgestellt. Hans-Günther Reiner ist jedenfalls froh: „Seit 30 Jahren kämpfen wir um unsere Ortsdurchfahrt. Scheibchenweise wurde immer mal hier, mal dort etwas gemacht. Jetzt endlich haben wir unsere neue Fahrbahndecke“.