Rheinische Post - Xanten and Moers
Fast 25.000 russische Soldaten in die Nähe der Ukraine verlegt
Noch nie hat Russland laut einer US-Diplomatin so viele Truppen an der Grenze stationiert. Die Bundesregierung geht von einer Provokation aus.
BERLIN/WIEN (dpa) Russland hat nach Schätzungen der USA 15.000 bis 25.000 Soldaten auf die annektierte Halbinsel Krim und in Richtung der ukrainischen Grenze bewegt. „Nach Informationen aus verfügbaren Quellen hat Russland seit 2014 noch nie so viele Soldaten an der ukrainischen Grenze stationiert wie heute“, sagte die US-Diplomatin Courtney Austrian am Mittwoch bei einer Sitzung der Organisation
für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Um Spannungen abzubauen, solle Russland ausländische Vertreter zu einem Besuch in diese Gebiete einladen, schlug Austrian vor. Moskau müsse Klarheit über diese Bewegungen schaffen. Militärische Übungen seien als Erklärung nicht plausibel. Angesichts des starken russischen Truppenaufmarsches entlang der Grenze zur Ukraine wächst derzeit die Sorge, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erneut eskalieren könnte. Seit knapp sieben Jahren werden Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Separatisten kontrolliert. Zuvor hatte sich Russland im Jahr 2014 die Krim mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern von der Ukraine einverleibt.
Vor den Beratungen des atlantischen Bündnisses zur Zuspitzung des Ukraine-Konflikts hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer davor gewarnt, sich von Russland provozieren zu lassen. „Mein Eindruck ist, dass die russische Seite eben alles versucht, um Reaktionen zu provozieren. Und wir wollen uns gemeinsam mit der Ukraine auf dieses Spiel nicht einlassen“, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. Kramp-Karrenbauer würdigte, wie zurückhaltend die Ukraine bisher auf die neue Zuspitzung reagiert habe. „Die Ukraine hat bisher sehr, sehr besonnen reagiert. Und das werden wir in der Nato auch tun“, sagte sie. Der russische Präsident Wladimir Putin warte nur auf einen Schritt der Ukraine hin zur Nato, um einen Vorwand für weitere Aktionen zu haben. „Unser Interesse
ist es, dass es eben nicht zu einer weiteren Eskalation dieses Konfliktes kommt“, betonte die Verteidigungsministerin. Bei der Frage nach militärischer Hilfe für die Ukraine verwies Kramp-Karrenbauer darauf, dass die auch von Deutschland bereits geleistet werde etwa durch Ausbildung oder die Lieferung von Material. „Das ist eine Frage einzelner Mitgliedstaaten, nicht der Nato als Bündnis.“