Rheinische Post - Xanten and Moers
Schulen öffnen am Montag wieder
Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen kehren trotz hoher Infektionszahlen in den Wechselunterricht zurück. Jeder Schüler und Lehrer muss sich zweimal wöchentlich testen.
DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen kehren die Schüler von Montag an zumindest tageweise ins Klassenzimmer zurück. „Wechselunterricht ist mit Tests und Impfungen verantwortbar – es geht auch um das seelische Wohl der Kinder“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch. Erst jetzt sei die Datenlage nach den Osterferien laut Robert-Koch-Institut (RKI) so solide, dass sich das bisher diffuse Infektionsgeschehen einschätzen lasse. Das Wechselmodell solle für eine längere Zeit gelten. Am Mittwoch lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) in NRW bei 148,4.
Der Unterricht in NRW folgt damit ab Montag wieder demselben Modell wie vor den Osterferien. Den Schulleitern ist es dabei überlassen, ob sie im täglichen oder wöchentlichen Wechsel Präsenzunterricht anbieten. Mancherorts reichten vor Ostern Räume und Personal für einige Jahrgänge allerdings nur für einen Präsenztag pro Woche. Für diese Woche hatte die Landesregierung Distanzunterricht für alle Jahrgänge bis auf die Abschluss- und Abiturklassen angeordnet und nur eine Notbetreuung zugelassen.
Richtschnur für die Entscheidung, zum Wechselunterricht zurückzukehren, sei die Entwicklung in NRW – und nicht das Bundesinfektionsschutzgesetz, betonte Gebauer. Nach dem Bundesgesetz wäre unter einer Inzidenz von 200 sogar auch Unterricht in vollständiger Präsenz möglich, so die Ministerin. Gleichwohl sollen – wie es das Bundesgesetz vorsieht – die Schulen in Kreisen und kreisfreien Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 weiterhin im Distanzunterricht bleiben. Das betreffe in Nordrhein-Westfalen Hagen, Remscheid, Solingen, den Märkischen und den Oberbergischen Kreis.
Die Ministerin sagte zu, dass ab Montag ausreichend Selbsttests in den Schulen zur Verfügung stehen, um jeden Schüler und Lehrer zweimal wöchentlich verpflichtend im Klassenzimmer zu testen. Falls Eltern dies nicht wollten, könnten sie alternativ einen Test ihres Kindes aus einem der offiziellen Impfzentren vorlegen, der aber nicht älter als 48 Stunden sein dürfe. Testverweigerer haben Gebauer zufolge keinen Anspruch auf Präsenzunterricht, aber auch nicht auf Unterricht per Video. Lehrer könnten diesen Kindern Aufgaben für zu Hause stellen.
Lehrerverbände kritisierten die Rückkehr in den Wechselunterricht
angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen. „Während die Ministerin in der vergangenen Woche wegen des ‚diffusen Infektionsgeschehens’ noch auf Nummer sicher ging, geht sie jetzt bei steigenden Zahlen ins Risiko“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern. Das sei nicht nachvollziehbar: „Die Einschätzung der Ministerin, dass die Voraussetzungen für den Wechselunterricht gegeben seien, ist Wunschdenken.“
Auch der Verband Lehrer NRW sieht darin eine Gefährdung: „Die unzureichende Test- und Impfstrategie der Landesregierung setzt alle am Schulleben Beteiligten einem hohen Risiko aus“, sagte Landeschef Sven Christoffer. Der Elternverein NRW zog seine bisherige Zustimmung zur Testpflicht wieder zurück. Dass schon Grundschulkinder sich ohne Weiteres mit dem Stäbchentest selbstständig testen, sei ihnen und auch aufsichtführenden Lehrkräften nicht zumutbar, hieß es in einem Brief an die Ministerin, der unserer Redaktion vorliegt.