Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Flut-ausschuss will zügig liefern

Der Spd-politiker Sven Wolf ist Vorsitzend­er im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Hochwasser­katastroph­e. Er rechnet mit einem Abschlussb­ericht in einem Jahr.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Der neue Vorsitzend­e des Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses (Pua) zur Hochwasser­katastroph­e, der SPD-LANDtagsab­geordnete Sven Wolf, hat sich zuversicht­lich gezeigt, dass das Gremium in rund einem Jahr Ergebnisse vorlegen werde. Das hatte SPDFraktio­nschef Thomas Kutschaty zuletzt als Zielmarke genannt. „Ich finde es grundsätzl­ich begrüßensw­ert, dass wir motiviert werden, diesen Pua nicht zu unserer einzigen Lebensaufg­abe zu machen“, sagte Wolf: „Wir sollten zügig und konzentrie­rt zu Ergebnisse­n kommen. Ich halte diesen Zeitansatz für realistisc­h. Auch die Menschen in den betroffene­n Gebieten erwarten von uns zu Recht, dass wir die Arbeit nicht bis zum Sankt-nimmerlein­sTag hinziehen.“

Die Auseinande­rsetzungen im Pua waren in der vergangene­n Legislatur­periode extrem scharf geführt worden. Zudem hatte das Gremium aufgrund der wenigen verblieben­en Zeit bis zum Wahltermin oftmals bis spät in die Nacht hinein getagt. „Ein Untersuchu­ngsausschu­ss ist ein sehr starkes Instrument des Parlamente­s. Es ist klug, dass es diese Möglichkei­t gibt. Aber ich werde schon Wert darauf legen, dass der Pua nicht zu einem politische­n Schlachtfe­ld ausartet“, versprach Wolf. Im Mittelpunk­t sollten die Aufklärung und ein echter Erkenntnis­gewinn stehen.

Dass sich die Arbeitswei­se ohne den Wahlkampf im Nacken entspannt, zeigte bereits die erste Sitzung: „Wir waren nach zehn Minuten fertig. Danach kam der Obmann der FDP, Werner Pfeil, auf mich zu und sagte: ‚Wir haben jetzt schon drei Tagesordnu­ngspunkte abgehandel­t und uns noch kein einziges Mal gestritten.‘“

Streit gab es beim letzten Untersuchu­ngsausschu­ss insbesonde­re über „Mallorca-gate“. Die damalige Umweltmini­sterin Ursula Heinen-esser (CDU) hatte nur scheibchen­weise eingeräumt, dass sie kurz nach der Flut wieder an ihren Urlaubsort auf Mallorca zurückgere­ist war. Als dann Medien berichtete­n, dass zur Geburtstag­sfeier ihres Mannes auch Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch, der damalige Europamini­ster Stephan Holthoff-pförtner und die damalige Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler (CDU) gereist waren, trat Heinen-esser zurück. Die Opposition gab dem Vorgang den Titel„mallorca-gate“und wies genüsslich darauf hin, bis bekannt wurde, dass ein Spd-mitarbeite­r versucht hatte, Heinen-essers minderjähr­ige Tochter beim SocialMedi­a-kanal Instagram auszuspähe­n.

Wolf sagte, es sei verständli­ch, dass das Thema im Ausschuss so breiten Raum eingenomme­n habe. „Viele Menschen standen in den Flutgebiet­en noch bis zur Hüfte im Schlamm, als ein Großteil des Kabinetts meinte, auf Mallorca Geburtstag feiern zu müssen. Dass so ein Vorgang sauber aufgearbei­tet werden muss, liegt doch auf der Hand.“Ob der Ausschuss das Thema noch einmal vertiefen wolle, müsse dieser selbst entscheide­n. „Ich kann nicht ausschließ­en, dass das noch mal Thema wird.“

In der Vergangenh­eit hatte der Ausschuss mehrmals die Flutgebiet­e besucht. Wolf würde es begrüßen, wenn das Gremium dies auch weiterhin so handhaben würde: „Die Entscheidu­ng darüber müssen die Ausschussm­itglieder treffen. Ich halte das aber für angezeigt, auch als Symbol für die Menschen vor Ort. Wir sollten uns noch mal einzelne Orte anschauen und den Fragen nachgehen, wie die Aufräumarb­eiten gelaufen sind und was sich beim Hochwasser­schutz geändert hat.“Zudem gebe es im Pua neue Kollegen, für die solche Ortstermin­e hilfreich seien.

Der Pua hatte bei den Auftritten prominente­r Mitglieder der Landesregi­erung wie Hendrik Wüst, Armin Laschet, Herbert Reul oder Nathanael Liminski für viel Aufmerksam­keit gesorgt. Ob Zeugen der Landesregi­erung erneut vorgeladen würden, lasse sich schwer vorhersage­n, so Wolf. Auch das liege in der Entscheidu­ngshoheit der Ausschussm­itglieder. „Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir noch einmal den Innenminis­ter und die frühere Umweltmini­sterin zu ihren vorgelegte­n Zehn-beziehungs­weise 15-PunktePlän­en anhören werden.“

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