Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ökonom Haucap sieht sich nicht als Uber-lobbyist
Nach eigenen Angaben hat der Wirtschaftsprofessor aus Düsseldorf keine Artikel für die Us-firma platziert.
Der frühere Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe im Auftrag des globalen Taxidienstleisters Uber Zeitungsartikel platziert und dafür Geld kassiert. Das Investigativnetzwerk von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“hatte das angeblich aus Unterlagen des Us-konzerns ermittelt, die den Journalisten zugespielt wurden. Danach habe sich Haucap im Rahmen einer bezahlten Studie für Uber über die Auswirkung der Digitalisierung im Taximarkt zur Veröffentlichung solcher Artikel vertraglich verpflichtet.
Der Düsseldorfer Professor, der auch als Kolumnist für unsere Redaktion schreibt, gab auf Anfrage zu, dass er Autor einer Studie gewesen sei, die der Us-konzern bei den beiden privatrechtlichen Forschungsinstituten DICE Consult Gmbh und DIW Econ Gmbh bestellt habe. Haucap ist Partner der DICE Consult. Die Arbeit, die laut Mitarbeiter dieser Institute unabhängig und „letztlich ergebnisoffen“durchgeführt wurde, erschien im Jahr 2015. Zu möglichen Artikeln im Interesse von Uber sagte Haucap unserer Redaktion: „Ich habe zu keiner Zeit einen von Uber beauftragten Zeitungsartikel in irgendeinem Medium veröffentlicht.“
Der Wirtschaftswissenschaftler räumte lediglich ein, für den Auftraggeber einen Newsletter, aber keinen Zeitungsartikel erstellt zu haben. „Was mit diesem Newsletter dann geschehen ist, kann ich heute leider nicht mehr ermitteln“, fügte der Professor hinzu. Im Vertrag mit Uber sei lediglich vereinbart worden, die Ergebnisse auch presseöffentlich zu publizieren.
Das Reporterteam von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“legt in seinem Artikel nahe, dass ein Gastbeitrag Haucaps in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“am 6. Dezember 2014 im Zusammenhang mit dem Auftrag des Fahrdienstanbieters stand. Das weist Haucap zurück: „Der Zeitungsartikel war kein Auftrag der Firma Uber, sondern ergab sich als Quintessenz eines Gutachtens der Monopolkommission zum Taximarkt. Der Artikel in der ‚FAZ‘ erschien vor dem Vertragsabschluss mit Uber.“Der sei am 19. Dezember 2014 unterzeichnet worden.
In der Uber-studie ging es laut Haucap darum, die Ergebnisse des Gutachtens der Monopolkommission zu quantifizieren, also in konkrete Zahlen zu fassen. „Die Idee, dass Uber versucht hat, sich eine Meinung zu kaufen, ist grundfalsch“, beteuert der Ökonom. Er würde allerdings nicht mehr in einem zeitlich so engen Zusammenhang einen solchen Artikel schreiben. Im Interview mit unserer Redaktion am 21. Februar 2015 verlangte Haucap indes eine Änderung der Taxiregeln, sodass Uber „solche Dienste rechtskonform“betreiben könne.
„Die Idee, dass Uber versucht hat, sich eine Meinung zu kaufen, ist grundfalsch“
Justus Haucap Ex-vorsitzender der Monopolkommission