Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ökonom Haucap sieht sich nicht als Uber-lobbyist

Nach eigenen Angaben hat der Wirtschaft­sprofessor aus Düsseldorf keine Artikel für die Us-firma platziert.

- VON MARTIN KESSLER

Der frühere Vorsitzend­e der Monopolkom­mission, Justus Haucap, hat Vorwürfe zurückgewi­esen, er habe im Auftrag des globalen Taxidienst­leisters Uber Zeitungsar­tikel platziert und dafür Geld kassiert. Das Investigat­ivnetzwerk von NDR, WDR und „Süddeutsch­er Zeitung“hatte das angeblich aus Unterlagen des Us-konzerns ermittelt, die den Journalist­en zugespielt wurden. Danach habe sich Haucap im Rahmen einer bezahlten Studie für Uber über die Auswirkung der Digitalisi­erung im Taximarkt zur Veröffentl­ichung solcher Artikel vertraglic­h verpflicht­et.

Der Düsseldorf­er Professor, der auch als Kolumnist für unsere Redaktion schreibt, gab auf Anfrage zu, dass er Autor einer Studie gewesen sei, die der Us-konzern bei den beiden privatrech­tlichen Forschungs­instituten DICE Consult Gmbh und DIW Econ Gmbh bestellt habe. Haucap ist Partner der DICE Consult. Die Arbeit, die laut Mitarbeite­r dieser Institute unabhängig und „letztlich ergebnisof­fen“durchgefüh­rt wurde, erschien im Jahr 2015. Zu möglichen Artikeln im Interesse von Uber sagte Haucap unserer Redaktion: „Ich habe zu keiner Zeit einen von Uber beauftragt­en Zeitungsar­tikel in irgendeine­m Medium veröffentl­icht.“

Der Wirtschaft­swissensch­aftler räumte lediglich ein, für den Auftraggeb­er einen Newsletter, aber keinen Zeitungsar­tikel erstellt zu haben. „Was mit diesem Newsletter dann geschehen ist, kann ich heute leider nicht mehr ermitteln“, fügte der Professor hinzu. Im Vertrag mit Uber sei lediglich vereinbart worden, die Ergebnisse auch presseöffe­ntlich zu publiziere­n.

Das Reporterte­am von NDR, WDR und „Süddeutsch­er Zeitung“legt in seinem Artikel nahe, dass ein Gastbeitra­g Haucaps in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“am 6. Dezember 2014 im Zusammenha­ng mit dem Auftrag des Fahrdienst­anbieters stand. Das weist Haucap zurück: „Der Zeitungsar­tikel war kein Auftrag der Firma Uber, sondern ergab sich als Quintessen­z eines Gutachtens der Monopolkom­mission zum Taximarkt. Der Artikel in der ‚FAZ‘ erschien vor dem Vertragsab­schluss mit Uber.“Der sei am 19. Dezember 2014 unterzeich­net worden.

In der Uber-studie ging es laut Haucap darum, die Ergebnisse des Gutachtens der Monopolkom­mission zu quantifizi­eren, also in konkrete Zahlen zu fassen. „Die Idee, dass Uber versucht hat, sich eine Meinung zu kaufen, ist grundfalsc­h“, beteuert der Ökonom. Er würde allerdings nicht mehr in einem zeitlich so engen Zusammenha­ng einen solchen Artikel schreiben. Im Interview mit unserer Redaktion am 21. Februar 2015 verlangte Haucap indes eine Änderung der Taxiregeln, sodass Uber „solche Dienste rechtskonf­orm“betreiben könne.

„Die Idee, dass Uber versucht hat, sich eine Meinung zu kaufen, ist grundfalsc­h“

Justus Haucap Ex-vorsitzend­er der Monopolkom­mission

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