Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ein Loblied auf die Wissenschaft
Der Kabarettist Vince Ebert präsentierte sein aktuelles Programm im Bühnenhaus.
WESEL (EK) Endlich wieder Kabarett im Bühnenhaus. Am Samstagabend hat Vince Ebert vor Genesenen, Geimpften und Getesteten – und ohne Pause – dafür geworben, die Wissenschaft wieder groß zu machen. Was natürlich auf Englisch gleich viel bedeutsamer klingt: „Make Science Great Again!“hieß dann auch das Programm des studierten Physikers, der seit Jahren in der ARDSendung „Wissen vor acht“erklärt, wie das Glasfaserkabel funktioniert oder wie Sportkleidung wasserdicht und atmungsaktiv sein kann.
Was er als Comedian zum Besten gab, war nicht der ganz große Brüller, aber es war nachdenklich, manchmal ein wenig zu moralisch und meistens unterhaltsam. Grobe Klötze sind nicht sein Ding, Politik ebenso wenig. Ebert geht es vielmehr um die großen Fragen der Menschheit. Etwa darum, wie Mann die Midlife Crisis bewältigt. Er bietet gleich drei Lösungsansätze: Scheiden lassen und die 28-jährige Sekretärin heiraten, für den Iron Man trainieren oder auf Entschleunigung setzen. Wobei die ersten beiden Vorschläge ihm den meisten Applaus eintrugen.
Er selbst entschied mit Fünfzig, sich seinen Traum zu erfüllen und für eine Weile in den USA zu arbeiten. Wo ihm dann so manche Frage kam, der sich die Wissenschaft annehmen könnte: Warum gibt es in den USA 172 Toastsorten, aber nur zwei Parteien? Und warum funktionierte in seinem Apartment in New York die Türklingel nicht bei laufender Mikrowelle? Spitzenforschung gäbe es ja nun fast nur noch dort, und Vince Ebert hat herausgefunden, warum das so ist: „Ohne Nobelpreis gibt es keinen Parkplatz an der Uni.“
Beim Kabarett hat er ebenfalls Unterschiede ausgemacht: Dort mache man Witze, hier Kultur. Zwischendurch erinnert er sich an Ausflüge in seinen Heimatort Amorbach im Odenwald – ein kleines Örtchen mit 4000 Einwohnern und drei Nachnamen: „Quarantäne ist da der Normalzustand“, beschreibt er ihn, natürlich im Dialekt der Region. Doch die Moderne macht auch vor Amorbach nicht Halt: Da bieten die Bauern inzwischen Sensenmäh-workshops an, für gestresste Städter. Die mähen nun die Wiesen und die Bauern gucken zu.
Immer wieder geht es um deutsche Befindlichkeiten: Bevor wir zum Urlaub bei den Kannibalen aufbrechen, schließen wir eine Reiserücktrittsversicherung ab. Und wir nörgeln. Über schlechten HandyEmpfang zum Beispiel, denn „wir haben den Blick für das Wesentliche verloren“, liest er der Nation die Leviten. Hübsch auch sein Beitrag zur Genderforschung: „Wenn man dem Borstenwurm das Hirn entfernt, wird er zum Männchen.“