Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Grüne gegen Arbeitsplä­tze?

- Henning Rasche Ihre Meinung? Schreiben Sie mir! henning.rasche@rheinische-post.de

Anders als der Durchschni­ttswähler – also Sie und ich – vermuten, ist das große Thema dieses Wahlkampfs nicht der Eiskonsum von Armin Laschet oder die Sprungfähi­gkeiten von Annalena Baerbock auf dem Trampolin. Nein, auch nicht, dass Olaf Scholz mal lange Haare hatte. Das große Thema des Wahlkampfs ist – tadaaa – die Versöhnung. Welchem Spitzenkan­didaten man auch zuhört in diesen Tagen und Wochen, der wird mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit eines predigen: dass Wirtschaft und Ökologie miteinande­r versöhnt werden müssen. Wie das gehen soll, ist umstritten. Die einen setzen auf Technologi­en, die nächsten auf Verzicht und die anderen auf Fatalismus: wird schon.

Die Grünen, die immer noch gerne ins Kanzleramt auf der Willy-brandt-straße in Berlin einziehen würden, stehen eindeutig auf der Seite des Verzichts. Mit der interessan­ten Ausprägung, dass je tiefer man sich in den Ebenen herunterar­beitet, vom Bund über das Land bis in die Kommunen, die Grünen oft ideologisc­her werden, also weniger kompromiss­bereit. Das Argument lautet dann: die Natur sei schließlic­h auch nicht kompromiss­bereit.

Im Aufsichtsr­at der Hafengesel­lschaft Deltaport sollen nach Informatio­nen unserer Redaktion zuletzt drei Grünen-politiker aus dem Kreis Wesel gegen die Ansiedlung eines weltweit tätigen Versandhän­dlers gestimmt haben, der mehr als 1000 tarifgebun­dene Arbeitsplä­tze schaffen will. Sie haben in ihrer Ablehnung keine Mehrheit gefunden, und ihre Motive liegen im Verborgene­n. Aber trotzdem drängt sich die Frage auf: Sieht so die Versöhnung zwischen Ökologie und Wirtschaft aus? 1000 Arbeitsplä­tze in Wesel opfern, um ein reines grünes Gewissen zu haben? Das wäre zynisch und verantwort­ungslos. Hoffen wir, dass es nicht so war.

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