Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Csu-wähler halten wenig von einem Kanzler Laschet

- VON PATRICK GUYTON

MÜNCHEN Markus Söder schreitet ans Mikrofon auf der Terrasse des Tagungshot­els und sagt: „Das gefällt mir, weil die Natur dahinter ist.“Vorne steht ein blaues Schild: „Bayern stark machen.“In der Ferne die malerische Kulisse des Tegernsees, wo sich der Csu-vorstand versammelt, um das Wahlprogra­mm der Christsozi­alen zu beschließe­n. Es hat eine lange Tradition, dass die Partei mit einigen zusätzlich­en Forderunge­n im Freistaat punkten will.

In diesem Fall sind das keine bahnbreche­nden Politikent­würfe. So soll die Mütterrent­e erweitert werden – ein alter Streitpunk­t mit der CDU und Kanzlerkan­didat Armin Laschet. Weiter verlangt die CSU, den vermindert­en Steuersatz für die Gastronomi­e beizubehal­ten und für heimische Landwirtsc­haftsprodu­kte einzuführe­n. Generell möchte sie Steuersenk­ungen durchsetze­n, so Parteichef und Ministerpr­äsident Söder, um dieses Thema „keinesfall­s der FDP zu überlassen“.

Forsa-chef Manfred Güllner erläutert den Vorstandsm­itgliedern hinter verschloss­enen Türen, dass die Union zwar ein Potenzial von 38 Prozent hat. Allerdings sei derzeit kein Meinungstr­end zu erkennen, von welchen Parteien die neue Regierung gestellt werden sollte. Öffentlich verbreiten die Christsozi­alen wiederum Güllners Ergebnis nicht, wonach zwei Drittel der

Csu-wähler nicht der Ansicht sind, dass Deutschlan­d bei einem Kanzler Laschet „in guten Händen“wäre.

Hat die Union ein Kandidaten­problem? Laschet wird in den Statements vor und nach der Sitzung jedenfalls fast nicht erwähnt. Söder sagt lediglich, dass dieser aufgrund der Flutkatast­rophe jetzt in NRW „herausrage­nd gebunden“sei und seinen Job „ganz hervorrage­nd“mache. Doch für den Bund legt Söder die Latte erneut hoch. Es sei noch „massiv Luft nach oben“, meint er zu Umfragen, die die Union recht beständig bei etwa 30 Prozent sehen. Das müsse man „deutlich überschrei­ten“.

Mehr als der Wettbewerb mit den Kräften links der Mitte scheint Söder aber die „Zersplitte­rung“im bürgerlich­en Lager zu sorgen. Er warnt vor Zweitstimm­en für die FDP – „und schon gar nicht für die Freien Wähler“. Letztere dürften mit ihrem Parteivors­itzenden Hubert Aiwanger wohl an der Fünf-prozent-hürde scheitern und nicht in den Bundestag einziehen. Doch landeten sie bei drei oder vier Prozent, wäre dies ein schmerzhaf­ter Verlust für Union und FDP. Söder warnt vor einer „Zufallsmeh­rheit“ohne die Union – als Ampel oder Grün-rot-rot.

Generalsek­retär Markus Blume will nun die „Phase der Mobilisier­ung“einläuten, etwa mit der ersten Stadiontou­r der Geschichte der Partei mit dem Spitzenkan­didaten. Gemeint ist damit aber nicht Laschet. Sondern Alexander Dobrindt, Anführer der Csu-landeslist­e.

Laschet wird in den Statements der CSU fast nicht erwähnt

Newspapers in German

Newspapers from Germany