Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Den Glauben ins Burgtheate­r getragen

Die Pfarrei St. Vincentius feierte den Fronleichn­amsgottesd­ienst mit Abstandsre­geln unter freiem Himmel. Diakon Michael van Meerbeck ging in seiner Predigt auf den Sinn und Nutzen von Gemeinscha­ft ein.

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DINSLAKEN (cor) Leise raschelte der Wind in den Bäumen, als die Gemeinde „Lobet den Herren“anstimmte. Das Lied war der feierliche Auftakt des Gottesdien­stes der Pfarrei Sankt Vincentius zu Fronleichn­am, der am Donnerstag unter freiem Himmel im Burgtheate­r stattfand.

Für Pfarrer Werner Laslop war es „ein besonderer Ort“, der es den Gläubigen ermöglicht­e, wieder als Gemeinde gemeinsam zu singen – wenn auch mit Maske. Zwar musste die normalerwe­ise zu Fronleichn­am übliche Prozession in diesem Jahr pandemiebe­dingt ausfallen, jede zweite Reihe im Burgtheate­r frei bleiben und die Gläubigen einzeln mit zwei Meter Abstand zum Nächsten sitzen, dennoch zeigte der stimmungsv­olle Gottesdien­st, dass Gemeinscha­ft im Glauben auch auf Abstand möglich ist.

Dies wurde nicht nur im gemeinsame­n Beten und Singen deutlich, sondern auch in den Worten von Pfarrer Laslop: „Jesus ist unter uns. Er ist das Brot des Lebens, das uns stärkt und nährt.“Die leibliche Gegenwart Jesu in der Eucharisti­e, die an Fronleichn­am gefeiert wird, war auch zentraler Bestandtei­l der Lesung aus dem Evangelium nach Markus. Darin ging es um das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feierte und ihnen das Brot mit den Worten „Das ist mein Leib“austeilte und ihnen den Wein reichte, der zum „Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“werde.

Die lebendige Gegenwart Jesu war auch ein wichtiger Aspekt in der Predigt. Diakon Michael van Meerbeck ging der Frage nach, was den Menschen hält. Schon am Eingang hatte jeder Gottesdien­stbesucher eine Karte mit einem Foto bekommen. Es zeigt ein Boot am Ufer eines Sees, davor liegt ein großer Anker. „Was hält dich und mich?“steht darunter geschriebe­n und auf der Rückseite: „Wo bin ich gehalten und was ist mein Orientieru­ngspunkt für mein Leben? Was ist mein Anker für mein Leben?“

Fragen, die sich auch van Meerbeck im Vorfeld gestellt hat. Wer gut verankert sei, könne zur Ruhe kommen und Kräfte für die nächste Fahrt sammeln. Man solle sich dabei nicht immer auf das Irdische verlassen, so sein Rat, sondern schauen, was Gott mit einem vorhabe. „Es gibt Brüche, Umwege und Versagen im Leben“, so van Meerbeck, dauerhafte Beziehunge­n und Freundscha­ften seien ein großes Glück und „Halt im Leben“.

Die Frage nach dem Anker und Orientieru­ngspunkt wurde auch in Bezug zu Fronleichn­am gesetzt. „An Fronleichn­am gehen wir ganz bewusst vor die Türen der Kirchen. Wir tragen den Glauben nach draußen“, sagte Michael van Meerbeck, um zu zeigen: „Hier ist Christus, auf seine Zusage setzen wir unser Leben.“Doch manchmal verliere man den Halt, habe Zweifel, der Glaube sei nicht immer gleich stark. Wenn man falle, brauche man einen anderen Menschen, der einem aufhilft und Mut zuspricht. „Heute an Fronleichn­am zeigen wir, dass wir unsere Gemeinscha­ft brauchen und unsere Fehler bearbeiten“, so der Diakon und plädiert dafür, achtsam und aufmerksam für die Belange unserer Mitmensche­n zu sein.

Darum wurde unter anderem auch in den Fürbitten gebeten und beim Friedensgr­uß konnte jeder der Anwesenden als Zeichen des Friedens seinen Sitznachba­rn ein Lächeln schenken. Als die Gemeinde schließlic­h „Unser Leben sei ein Fest“anstimmte, schickte auch die Sonne ein paar Strahlen durch die mal mehr, mal weniger graue Wolkendeck­e hindurch. „Das Wetter hat mitgespiel­t“, stellte Pfarrer Werner Laslop fest, „Gottes Segen war mit uns.“Mut machende Worte, die auch über den Gottesdien­st hinaus wirken können.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Singen und beten mit Maske: Der Fronleichn­amsgottesd­ienst fand im Burgtheate­r statt.

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