Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Offen für Vielfalt

- THOMAS BRÖDENFELD IST SUPERINTEN­DENT DES EVANGELISC­HEN KIRCHENKRE­ISES WESEL.

Nach den gewalttäti­gen Ausschreit­ungen rechtsextr­emer Gruppen im Spätsommer 2018 gegen vermeintli­che Migranten und ein jüdisches Restaurant in Chemnitz gründeten hessische Unternehme­r und Wirtschaft­sverbände die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlosse­n gegen Ausgrenzun­g“. Gemeinsam sollte ein starkes Zeichen für Respekt und Toleranz und gegen jede Form von Rassismus gesetzt werden.

Nach der Ermordung des Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke durch den Rechtsextr­emisten Stephan Ernst und den rechten Terroransc­hlägen in Halle und Hanau schlossen sich weitere Organisati­onen, Vereine und auch Kirchen dem lokalen Bündnis an. Wer mitmacht, zeigt das durch ein Schild, das gut sichtbar befestigt ist: „Offen für Vielfalt“. Dahinter steht die Überzeugun­g, dass nur eine offene und vielfältig­e Gesellscha­ft das Fundament für gutes und gelingende­s Zusammenle­ben ist. „Offen für Vielfalt“ist ein Bekenntnis zur Demokratie und zu unserem Staat, in dem wir leben.

Ein beeindruck­endes und wahrhaft großes Bekenntnis zu einem demokratis­chen, wehrhaften und vielfältig­en Deutschlan­d hat anlässlich der Gedenkstun­de des

Bundestage­s für die Opfer des Nationalso­zialismus am 27. Januar 2021 die Vorsitzend­e der Israelitis­chen Kultusgeme­inde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, abgelegt. Der „Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalso­zialismus“wurde 1996 vom damaligen Bundespräs­identen Roman Herzog eingeführt. Anlass ist die Erinnerung an die Befreiung des Konzentrat­ions- und Vernichtun­gslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

Charlotte Knobloch, deren Großmutter im KZ Theresiens­tadt ermordet wurde, bekennt sich in ihrer Rede vor wenigen Tagen, wie sie sagt, als stolze Deutsche zu ihrem Land. Und sie warnt zugleich eindringli­ch vor den Gefahren radikal rechten Gedankengu­ts. Ihre Worte an die AFD sind Ermutigung für alle Menschen in Deutschlan­d, die sich für die Werte der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlosse­n gegen Ausgrenzun­g“engagieren: „Sie werden weiter für Ihr Deutschlan­d kämpfen. Und wir werden weiter für unser Deutschlan­d kämpfen. Ich sage Ihnen: Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren!“

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