Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Offen für Vielfalt
Nach den gewalttätigen Ausschreitungen rechtsextremer Gruppen im Spätsommer 2018 gegen vermeintliche Migranten und ein jüdisches Restaurant in Chemnitz gründeten hessische Unternehmer und Wirtschaftsverbände die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“. Gemeinsam sollte ein starkes Zeichen für Respekt und Toleranz und gegen jede Form von Rassismus gesetzt werden.
Nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch den Rechtsextremisten Stephan Ernst und den rechten Terroranschlägen in Halle und Hanau schlossen sich weitere Organisationen, Vereine und auch Kirchen dem lokalen Bündnis an. Wer mitmacht, zeigt das durch ein Schild, das gut sichtbar befestigt ist: „Offen für Vielfalt“. Dahinter steht die Überzeugung, dass nur eine offene und vielfältige Gesellschaft das Fundament für gutes und gelingendes Zusammenleben ist. „Offen für Vielfalt“ist ein Bekenntnis zur Demokratie und zu unserem Staat, in dem wir leben.
Ein beeindruckendes und wahrhaft großes Bekenntnis zu einem demokratischen, wehrhaften und vielfältigen Deutschland hat anlässlich der Gedenkstunde des
Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021 die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, abgelegt. Der „Tag des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus“wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt. Anlass ist die Erinnerung an die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.
Charlotte Knobloch, deren Großmutter im KZ Theresienstadt ermordet wurde, bekennt sich in ihrer Rede vor wenigen Tagen, wie sie sagt, als stolze Deutsche zu ihrem Land. Und sie warnt zugleich eindringlich vor den Gefahren radikal rechten Gedankenguts. Ihre Worte an die AFD sind Ermutigung für alle Menschen in Deutschland, die sich für die Werte der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“engagieren: „Sie werden weiter für Ihr Deutschland kämpfen. Und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen. Ich sage Ihnen: Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren!“