Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Hohe Schlagzahl“bei Modernisierungen
Die Bauverein Wesel AG hat auf ihrer virtuellen Hauptversammlung eine positive Bilanz gezogen und setzt ihren Sanierungskurs fort. Die Nachfrage bei kleinen Wohnungen bleibt hoch.
WESEL Immer mehr Single-haushalte prägen weiter die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt. Das stellt auch die städtisch dominierte Bauverein Wesel AG weiterhin an der hohen Nachfrage für kleine Wohnungen fest und sieht sich gut gerüstet. Ob und wie sich die Corona-pandemie langfristig auf die Wünsche der Mieter und den Markt auswirkt, sei noch nicht abzusehen, werde aber beobachtet, sagte Vorstand Norbert Haeser am Freitagmittag. Unmittelbar nach der erstmals virtuell durchgeführten Hauptversammlung stellte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzende mit Haeser und dessen Mit-vorstand Annabelle Brandes die Ergebnisse der coronabedingten Premiere vor.
Zunächst blieb festzuhalten, dass die Hauptversammlung technisch und rechtlich einwandfrei im Mehrgenerationenhaus Bogen über die Bühne ging. Die Aktionäre, die sich zugeschaltet hatten, verkörperten 84,05 Prozent des Grundkapitals. Das Online-portal konnte bereits seit dem 13. Juli genutzt werden, was viele Aktionäre auch taten, sagte Westkamp. Zudem habe es wie in den Vorjahren die Möglichkeit gegeben, Fragen an den Vortand und den Aufsichtsrat, der ebenfalls im Bogen auf Distanz zugegen war, zu stellen.
Sämtliche Beschlüsse, so Westkamp, wurden mit 100 Prozent Zustimmung gefasst. Es wird eine Dividende von 5,5 Prozent (143.550 Euro) ausgeschüttet. Ferner fließen 560.706,53 Euro des Bilanzgewinns der Bauerneuerungsrücklage zu.
Das Betriebsergebnis wurde 2019 um 169.000 Euro nochmal deutlich gesteigert. Die Leerstandsquote lag mit 0,94 Prozent unter dem Branchendurchschnitt, die Eigenkapitalquote war mit weiterhin 43 Prozent hoch, während die Fluktuation (Mieterwechsel) leicht auf 10,8 Prozent sank. Betreut wurden 2302
Wohnungen, 28 Gewerbeeinheiten sowie 303 Garagen und Stellplätze.
In Modernisierungen und Instandhaltungen hat der Bauverein 2019 pro Quadratmeter 26,80 Euro investiert. Das entspricht einem Gesamtbetrag von 4,012 Millionen Euro. Haeser betonte in diesem Zusammenhang, dass die Aufträge zu 80 Prozent an heimische Betriebe vergeben werden konnten.
Hatten zum Jahreswechsel 2018/19 unter anderem noch archäologische Dokumentationsarbeit das Bauprojekt an der Kreuzstraße aus dem Tritt gebracht, konnte es dann ohne weitere Verzögerungen fortgesetzt werden. Ebenfalls bestimmend waren im Zitadellenviertel die Modernisierungen von 23 Wohnungen an der Dresdner Straße sowie der Spatenstich für den dritten Bauabschnitt an der
Springendahlstraße (Feldmark). Die Nachfrage zeige, so Haeser, „dass der Zeitgeist getroffen wurde“.
Bis zum Frühjahr 2021 werden laut Haeser 100 Wohnungen modernisiert beziehungsweise neu gebaut. Es sprach dabei von einer „hohen Schlagzahl“. Noch in diesem Jahr sollen neun Einheiten an der Leipziger Straße angepackt werden, wenn für aktuelle Bewohner Lösungen gefunden sind. „Wir suchen Möglichkeiten im Bestand“, sagte Haeser.
Auf die Frage, ob es Pläne für den Zukauf von Flächen und/oder Gebäuden in Wesel, zum Beispiel von Industriebrachen gebe, übte sich Norbert Haeser in vorsichtiger Zurückhaltung. Bei guten Angeboten ließe sich das Portfolio erweitern. Es sei aber zum Beispiel innerstädtisch nicht viel auf dem Markt. Das müsse man dann sehen.