Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Schwanencafé – so gemütlich wie bei Oma
An der Dinslakener Straße in Möllen hat sich Agata Serwuschok einen Traum erfüllt. Dort gibt es Torten und Kuchen nach alten Familienrezepten, Frühstück für Gelassene und Eilige, und es ist mit besonders viel Liebe eingerichtet.
VOERDE (aha) Es ist wie früher, wenn Oma zum Sonntagskaffee geladen hat: Der gute Tisch im Wohnzimmer ist fein gedeckt, das Familien-porzellan steht auf der Häkeltischdecke, in der Vase blühen üppige Rosen, eine Kerze brennt, an der Wand hängen die Familienfotos und gleich gibt es leckere Torte. Oder duftenden Kuchen. Einfach schön.
In Möllen hat ein neue Café eröffnet, ein ganz besonderes: Das Schwanencafé sieht aus wie eine Puppenstube.
Ein Jahr lang haben Agata Serwuschok und ihr Sohn Darstin das Gebäude an der Dinslakener Straße hergerichtet, in dem zuletzt ein Blumenladen untergebracht war. „Meine drei Kinder und dieses Café – das ist mein Lebenstraum“, sagt Agata Serwuschok und weist lächelnd um sich.
Ihr Traum-café ist mit viel Liebe eingerichtet: Mit Sofas und antiken Tischen aus Holz, Gardinen und Blümchentapeten. Für jedes Möbel sind die 44-Jährige und ihr Sohn weitere Strecken gefahren, „weil Mama eben genau diesen Tisch, genau diese Couch haben wollte“, erzählt Darstin, seufzt und berichtet von einer Fahrt in die Niederlande mit Autopanne. Ein uralter Sattler hat die Stühle nach alter Handwerkskunst neu gepolstert, erzählt Agata Serwuschok, zeigt auf die genieteten Lehnenbezüge und streicht liebevoll über den Stoff. Die Schränke und Regale hat Darstin – er hat einen Handwerksbetrieb – aufgearbeitet, mit Vintagefarbe gestrichen, angeschliffen. Alles sollte aussehen wie früher.
Alle Tische sind gedeckt – mit jeweils unterschiedlichem Porzellan: weiß-rosa Tassen, rote Schalen mit Goldrand oder Teller mit Blümchen – zum Teil ist das Geschirr seit Jahrzehnten im Familienbesitz. Jede Ecke in den etwa 150 Quadratmeter großen Räumen ist anders dekoriert, „es soll ja nie langweilig werden, wenn man hier sitzt“, sagt Darstin. In den Regalen stehen Teekannen aus Porzellan, hängen Tassen an Haken, am Schrankschlüssel baumelt ein Herzchen und selbst die Toilette zeigt die Inhaberin mit Stolz vor: Auch hier hängen Tücher an der Garderobe, sind Kettchen wie zufällig aufgehängt dekoriert.
Die gebürtige Schlesierin ist vor 15 Jahren nach Voerde gezogen. Als ihr Ehemann starb, musste sie das polnische Restaurant, das sie bis dahin an der Heerstraße in Dinslaken betrieben hatte, aufgeben. Die Rezepte aber, die hat sie weiter im Kopf. Die Torten, die in der klassischen Kuchenvitrine locken, sind nach alten Familienrezepten gemacht und sie sehen aus wie gemalt. Ebenso der gedeckte Apfelkuchen oder der Schokokuchen in der Vitrine. Morgens gibt es Frühstücksbüffet und für Eilige auch belegte Brötchen und „Coffee to go“.
Ein Kino, das „Schwanentheater“residierte hier einst und während der Renovierungszeit haben ältere Nachbarn den neuen Pächtern von früher erzählt, als sich die Menschen aus dem Stadtteil dort regelmäßig getroffen haben. Das soll nun auch wieder so sein. Andere verlassen Möllen – die Serwuschoks bauen hier etwas auf. „Voerde“, sagt Agata Serwuschok noch, „war für mich von Anfang an Heimat.“Und nun ist diese noch ganzes ein Stückchen schöner.