Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Frau (39) wegen 15 Feuern vor Gericht
Im Sommer 2018 hatten zahlreiche Brände an der Dürener Straße und in der Nachbarschaft für Angst und Schrecken gesorgt. Nun hat der Prozess begonnen.
WESEL (jok) „Es war grausam! Alle hatten Schiss“, berichten Anwohner der Dürener Straße, wenn die an den Sommer 2018 zurückdenken, an dem es viele Brände in der Nachbarschaft gab, bei denen es glücklicherweise bei Sachbeschädigungen blieb. Nun muss sich eine 39-jährige Weselerin, die damals nahe der Tatorte wohnte, vor dem Amtsgericht wegen 15-facher Brandstiftung verantworten. Laut Anklage soll sie zwischen dem 1. Juli und dem 11. Oktober für 15 Brände verantwortlich sein. Über ihren Anwalt bestritt die Selbstständige die Taten allerdings.
Am ersten Verhandlungstag schilderten zahlreiche Zeugen, darunter mehrere Kriminalbeamte, wie die Frau letztlich in den Fokus gerückt war. Auffällig war, dass die 39-Jährige in fast allen Fällen diejenige war, die als erste die Brände bei der Feuerwehr meldete. Dann wunderten sich Polizisten auch über das Verhalten und die Aussagen der Verdächtigen bei der Ermittlungsarbeit.
Besorgte Anwohner hatten sich dann am 8. August schriftlich an die Polizeibehörde und die Öffentlichkeit gewandt und baten um stärkere Kontrolle. Am 20. September – nach fünf weiteren Bränden – richtete die Polizei eine technische Überwachung ein: Es wurden Videokameras installiert, die aufzeichnen sollten, „wer an den Bahngleisen und in den Gärten so herumschleicht und wer die Brände legt“, wie es ein Kripo-beamter als Zeuge bezeichnete.
Auch die Angeklagte wusste von diesen Maßnahmen – allerdings nicht, dass die Polizei ohne ihr Wissen weitere Kameras installiert hatte. Obwohl jemand das Kabel einer der Überwachungskamera durchtrennte (auch dies wird der 39-Jährigen zur Last gelegt), gibt es Aufzeichnungen, die die Verdächtige zeigen, wie sie sich kurz vor Ausbruch eines Brandes in der Nähe aufgehalten hatte.
Festgenommen wurde die Weselerin dann am 11. Oktober: Zu diesem Zeitpunkt war sie konkret ins Visier der Ermittler geraten und wurde bereits von einem Observationsteam beschattet. Laut Anklage zündete sie in der Kolpingstraße an diesem Tag gegen 20.30 Uhr einen trockenen, etwa vier Meter hohen Bambusstrauch an – Minuten später klickten bei der Angeklagten ganz in der Nähe die Handschellen. Da der Ermittler, der sie festnahm, am ersten Verhandlungstag fehlte, wird der Prozess am Mittwoch, 25. September, um 14 Uhr im Weseler Amtsgericht fortgesetzt.