Brutaler und rücksichtsloser
Angriff mit Schlagstock, Kind würgt Zwölfjährigen auf Spielplatz, vier Männer schlagen und treten auf 25-Jährigen ein – beinahe täglich berichtet die Polizei von tätlichen Übergriffen. Wird es gefährlicher auf den Straßen der Stadt?
MÖNCHENGLADBACH Der jüngste Fall liegt nur wenige Tage zurück und wurde am Dienstag von der Polizei gemeldet: Am Sonntag, 18. September, haben drei Jugendliche gegen 4 Uhr einen 30-jährigen Mann in Höhe des Vituscenters an der Hindenburgstraße geschlagen und beraubt. Auch als der Mann zu Boden stürzte sollen die Angreifer ihn noch attackiert haben.
Nach Aussage des Geschädigten soll das Trio ihn zunächst angesprochen und gefragt haben, ob er ihnen sein Handy für einen Anruf leihen könne. Als der 30-Jährige dies verneinte, sollen die drei ihn sofort beleidigt und geschubst haben. Der Mann wehrte sich, und es kam zu einer heftigen körperlichen Auseinandersetzung. Letztendlich konnte sich der Mann leicht verletzt befreien und lief davon. Am nächsten Tag stellte er fest, dass seine Armbanduhr (Smart-Watch der Marke Samsung) fehlte.
Das ist nur einer von vielen Raubüberfällen in den vergangenen Monaten. Die Polizei sucht nun Zeugen zu den Tätern, die alle zwischen 16 und 18 Jahre alt sein sollen, 1,70 bis 1,85 Meter groß und kurze, dunkle Haare haben. Einer trug eine schwarze Lederjacke, ein dunkles T-Shirt und dunkelblaue Jeans. Ein anderer eine weiße Strickjacke mit Jeans und der Dritte eine schwarze Stoffjacke der Marke Adidas sowie eine schwarze Hose.
Die nackten Zahlen geben ein deutliches Bild ab: 16 Raubüberfälle im öffentlichen Raum wurden im August bei der Mönchengladbacher Polizei angezeigt. Im Juli waren es sogar 21. Zum Vergleich: Im August 2021 wurden sieben Raubdelikte registriert, im Juli 2021 sechs. Vor fünf Jahren waren es sechs (August) und acht (Juli).
An dem Gefühl mancher Bürger „Es wird immer schlimmer“ist also etwas dran. Im September gab es weitere tätliche Übergriffe wie folgende: Vier Männer pöbeln eine Frau an. Ein Bekannter von ihr stellt die Gruppe
zur Rede. Die greift sofort an. Sie schlägt den 25-Jährigen zu Boden und tritt dann gemeinschaftlich weiter auf ihn ein. Geschehen in HardterbroichPesch am 10. September gegen 0.50 Uhr.
In der gleichen Nacht, nur 25 Minuten vorher, wird ein 21-Jähriger an der Lürriper Straße überfallen und beraubt. Er kommt aus einem FastFood-Restaurant, überquert einen nahe gelegenen Parkplatz und wird plötzlich von hinten geschlagen. Der Mann sieht sich plötzlich zwei Fremden gegenüber, die mit einem Schlagstock
auf ihn einprügeln.
Schlagzeilen wie „Kind würgt Zwölfjährigen“oder „Jugendliche drohen mit Messer“gab es nicht nur gehäuft in den vergangenen Monaten. 197 schwere und gefährliche Körperverletzungen und 92 Raubdelikte im öffentlichen Raum wurden in diesem Jahr von Januar bis inklusive August angezeigt. Hochgerechnet kommt man am Ende des Jahres auf eine Steigerung gegenüber 2021. Denn da waren es 210 Körperverletzungen und 73 Raubstraftaten, und das laufende Jahr hat noch knapp vier Monate.
Eine Ursache für die Steigerung der Fallzahlen mag wohl auch die Problembande sein, die Mönchengladbachs Polizei seit geraumer Zeit beschäftigt. Die minderjährigen Täter suchten und suchen sich vor allem Teenager aus, um sie unter Gewaltandrohung zu berauben. In einigen Fällen wurden Messer gezückt. Mittlerweile haben Polizei und Justiz dafür gesorgt, dass einige der Rädelsführer in Untersuchungshaft gesteckt wurden. Der jüngste ist gerade einmal 14 Jahre alt. Der letzte, der in die Zelle geschickt wurde, ist 16 Jahre alt und wurde Anfang August festgenommen. Gegen ihn hatte es schon einmal einen Untersuchungshaftbefehl gegeben, weil er wiederholt wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes aufgefallen war. Doch ein Richter hatte den Haftbefehl im Juni unter der Auflage außer Vollzug gesetzt, dass sich der Junge in eine jugendpädagogische Einrichtung in einer anderen Stadt begibt und dort gut führt. Der 16-Jährige tat dies nicht. Er verschwand aus der Einrichtung.
Gestiegen ist die Zahl der Raubüberfälle im öffentlichen Raum aber auch in anderen Städten. Krefeld verzeichneteimAugustelfTaten(Vorjahr: fünf ), Düsseldorf 30 (Vorjahr: 16) und Köln 72 (36).