Informatik-Lehrer werden nachqualifiziert
Die Ministerin will, dass kein Jugendlicher in NRW ohne Programmierkenntnisse die Schule verlässt.
DÜSSELDORF Die CDU-/FDP-Landesregierung will Schüler gezielt an technische und digitale Berufe heranführen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir wollen Schüler für diese Ausbildungsberufe begeistern und mit Firmen zusammenbringen“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Montag. Es handle sich um außerschulische Angebote der Firmen, dies sei eine „klassische Win-Win-Situation“. Interessenkonflikte befürchte sie nicht: „Es geht darum, Dinge kennenzulernen.“Die Angebote hätten keinen Einfluss auf Kernlehrpläne. Die Pilotphase, die vom Land NRW mit 500.000 Euro unterstützt wird, läuft NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) zufolge noch bis Mitte 2022.
In NRW wird Informatik vom kommenden Schuljahr an ab der fünften Klasse zum Pflichtfach. Erste Informatik-Kenntnisse sollen bereits in der Grundschule in den Fächern
Sachkunde und Mathematik vermittelt werden. „Kein Schüler soll künftig die Schule ohne Programmierkenntnisse verlassen“, sagte Gebauer.
In der Folge wächst der Bedarf an qualifiziertem Informatikunterricht in NRW. Die Landesregierung will daher in der Lehrerausbildung das Fach Informatik attraktiver machen, indem es künftig im Studium mit jedem anderen Fach kombiniert werden kann. Jene Lehrkräfte, die zurzeit in NRW bereits Informatik unterrichten, sollen nachqualifiziert werden – in sogenannten Zertifikatskursen. Pro Jahr könnten daran 380 Lehrer teilnehmen, sagte Gebauer. Die Kurse würden so stark nachgefragt, dass die Landesregierung zurzeit über eine Ausweitung nachdenke.
Obwohl in NRW viele Schulen immer noch nicht an schnelles W-Lan angebunden sind, wurden die Mittel aus dem „Digitalpakt Schule“des Bundes von insgesamt gut einer Milliarde Euro bisher nur langsam abgerufen. Dies habe sich in den vergangenen sechs Wochen geändert, so Gebauer. Insgesamt 375 Millionen Euro seien geflossen. „Die Aufholjagd im Lande ist im Gange“, sagte die Ministerin.
Bei der Opposition hieß es dagegen: „Weit mehr als die Hälfte der Mittel aus dem Digitalpakt in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro sind immer noch nicht bei den Schulen im Land angekommen.“Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sigrid Beer, sagte, das Land drücke sich davor, Standards für die Ausstattung festzulegen. „Wir benötigen eine flächendeckende Offensive, die endlich die Ausstattung der Schulen und die informatische Grundbildung, Digital- und Medienkompetenz für alle Schülerinnen und Schüler gewährleistet und diese Bereiche miteinander verbindet“, so Beer.