Streit um die Bäderpreise
Stadt und NEW haben ein neues Tarifwerk für den Eintritt in die städtischen Bäder vorgelegt. Dafür gab es im Sportausschuss viel Kritik – vor allem, weil auch Kinder bis sechs Jahre zahlen sollen.
MÖNCHENGLADBACH Die Stadtverwaltung hatte dem Rat im vergangenen Juni zugesagt, zusammen mit der NEW „eine Vereinfachung und Optimierung des Tarifes“auszuarbeiten, der zu großen Teilen noch aus einer Ausarbeitung aus dem Jahr 2012 stammt. Auch sollte der „Ausbau der Digitalisierung im Tarif- und Kassensystem“vorangetrieben werden. Am Dienstag stand dieser Beschlussentwurf im Sportausschuss zur Debatte – und wurde nach langer Diskussion auf Antrag der Ampel einstimmig in den Hauptausschuss geschoben. Diese Tarifänderungen hatten die Stadt und die NEW vorgeschlagen:
Einzeltickets Es soll nur noch einen Zwei-Stundentarif für fünf Euro, einen Vier-Stundentarif für sieben Euro sowie einen Tagestarif für acht Euro geben. Der bisherige Spättarif sowie der Nachzahltarif sollen gestrichen werden. Der Spättarif bietet derzeit die Möglichkeit, ab zwei Stunden vor Betriebsschluss für 3,90 Euro zu schwimmen. Und wer aktuell drei statt zwei Stunden das Hallenbad nutzt, zahlte für die zusätzliche Stunde 0,60 Euro Aufschlag. Laut Vorlage wird bei der Überschreitung einer Tarifzeit künftig aber gleich der nächsthöhere Tarif fällig. Bedeutet: Wer drei Stunden schwimmt, zahlt den Vier-Stundentarif. Dafür sinken die Preise für den Tagestarif (8 Euro statt 8,40 Euro) und den Vier-Stundentarif (7 Euro statt 7,40 Euro).
Ermäßigte Einzeltickets Für Personen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres sowie Studierende, Auszubildende und weitere ermäßigte Personen verringert sich der Preis für den Vier-Stundentarif von 5,20 auf 4,50 Euro, dafür steigt der Zwei-Stundentarif von 2,80 auf drei Euro. Der Tagestarif bleibt unverändert bei 5,50 Euro.
Kinder bis sechs Jahre Bereits mit dem coronabedingten E-Ticket zur Kontrolle der Besucherzahlen war ein Entgelt von einem Euro für Kinder bis sechs Jahre eingeführt worden. Das soll nun dauerhaft gelten. Die NEW argumentierte im Sportausschuss,
dass diese Maßnahme auch statistischen Zwecke diene und Missbrauch an Kassenautomaten vorbeugen soll.
Familienkarten Der Zwei- und Vier-Stundentarif steigt um jeweils einen Euro auf 11,50 Euro beziehungsweise 15,50 Euro an. Der Tagestarif steigt von 17,10 auf 17,50 Euro an. Die Familienkarte können Gruppen von fünf Personen nutzen, zu der ein oder zwei Erwachsene gehören. Bislang bestand zudem die Möglichkeit, für ein geringeres Entgelt als bei einem Einzelticket noch weitere Personen unter 18 Jahren hinzuzubuchen. Diese Option entfällt in der neuen Tarifstruktur.
Bädercard Dieses Angebot heißt künftig Bäderbonus – und wird von den Auswahlmöglichkeiten ebenfalls abgespeckt. Statt bislang zwischen Aufladekarten von 25, 50, 100 und 200 Euro zu wählen, steht demnächst nur noch die „Bäder-Bonus Light“für 100 Euro und „Bäder-Bonus Fun“für 200 Euro zur Verfügung. Der Vorteil gegenüber den Einzelkarten verringert sich: Galt bislang bei einer Bädercard von 100 Euro eine Ersparnis von 20 Prozent gegenüber den Einzeltickets, beträgt der Vorteil künftig bei 100 Euro nur noch 10 Prozent. Die Bädercard soll dann auch für die Familienkarte anwendbar sein.
Schwimmclub Für 39 Euro im Monat kann ganztägig jedes Bad in der Stadt genutzt werden, das von der NEW betrieben wird. Also neben Vitusbad und Stadtbad Rheydt auch das Schlossbad Niederrhein und das Freibad Volksgarten. Das Angebot ist monatlich kündbar.
Die Kritikpunkte Die Mehrheit im Ausschuss sah die Vorlage als falsches Signal, da sie zu Lasten Jugendlicher, Kinder und Familien ginge. Besonders die Einführung des Entgelts für Kinder bis sechs Jahre führte zu Kritik. Auch die Argumentation der NEW zu diesem Punkt wurde als „dünn“bezeichnet. SPD, Grüne und FDP regten für eine neue Beschlussvorlage zudem an, den Zwei-Stundentarif für ermäßigte Personengruppen bei 2,80 Euro zu belassen, eine neue Abstufung im Bäderbonus in 50, 100 und 200 Euro festzulegen sowie die Familienkarte in die Ermäßigung einzuführen.