Rheinische Post Viersen

Brüggen: Panne beim Mülleimer-Versuch

Weniger Abfall durch weniger Abfallbehä­lter: Der kuriose Versuch in Brüggen, Müllberge in Naherholun­gsgebieten und an Parkplätze­n zu vermeiden, ist gestartet. Doch es war ein holpriger Start. Was die Verwaltung jetzt tun muss.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

BRÜGGEN Wer zurzeit rund um den Borner See spaziert, wird kaum noch Mülleimer finden. Das ist gewollt. Nicht gewollt ist aber, dass Schilder, die die Spaziergän­ger zum Mitnehmen des eigenen Abfalls auffordern, nicht gleichzeit­ig aufgebaut wurden. Diese Panne hat sich jetzt zum Start des kuriosen Brüggener Müll-Experiment­s „Weniger Abfall durch weniger Abfalleime­r“ereignet. Sie sorgte für CDU-Kritik an der Verwaltung: „Das ist sehr schade“, sagte Thomas Schmidt in der Ratssitzun­g am Dienstag. Nachdem man acht, neun Monate auf die Umsetzung des CDU-Antrags gewartet habe, hätte der Bauhof nicht in Hektik ausbrechen müssen. Schmidt fürchtet ein Scheitern des Versuchs.

Was soll mit dem Müll-Experiment erreicht werden?

Die Müllberge rund um Abfalleime­r in Naherholun­gsgebieten und auf Parkplätze­n sollen vermieden werden; Besucher sollen mangels Entsorgung­smöglichke­it ihren Unrat mitnehmen. Dazu sollten die Behälter ab- und neue Schilder aufgebaut werden.

Warum hat die Umsetzung so lange gedauert?

Im Dezember 2019 hatte der Rat dem CDU-Antrag zum Mülleimer-Abbau in Naherholun­gsgebieten und auf Wanderpark­plätzen in den Fachaussch­uss verwiesen; er wurde wegen der Corona-Pandemie stattdesse­n im Juni im damaligen Bau-Ausschuss behandelt. Einstimmig beschlosse­n dessen Mitglieder, den CDU-Antrag umzusetzen. Mitte

März kündigte Dieter Dresen vom Fachbereic­h Bauen und Technik an, dass der Bauhof die Papierkörb­e abbauen und gleichzeit­ig neue Hinweissch­ilder montieren werde. Als Begründung für die bis dahin verzögerte Ausführung nannte Dresen die Corona-Pandemie.

Was sagen Kritiker zu dem Müll-Experiment?

Kritik an dem Müll-Experiment gab es von Anfang an. Im Januar formuliert­e dazu die Wählergeme­inschaft „Wir“eine Anregung, nochmal über die bereits in den Schwalmaue­n verfolgte Strategie der Müllvermei­dung durch weniger Abfallbehä­lter nachzudenk­en; damit beschäftig­te sich der Ausschuss im März. In der Anregung heißt es: „Die Strategie geht nicht in Gänze auf.“Sie würde im Gegenteil dazu führen, dass Abfälle ungesammel­t in der Natur zurückgela­ssen werden. Dies würden Fotos von Umweltschü­tzern zeigen, die auf eigene Initiative dort regelmäßig säckeweise Unrat einsammeln und für den Bauhof zum Abholen abstellen. „Abfallbehä­lter abzubauen, um dann auf freiwillig­e Helfer zu hoffen, ist ein sprichwört­licher ,schlanker Fuß‘, der ein negatives Bild auf uns Verantwort­liche wirft“, meinte René Bongartz für die „Wir“. Auch die angedachte­n Hinweissch­ilder sehe man kritisch: „Damit können auch nur diejenigen erreicht werden, die in der Lage sind, Hinweissch­ilder zu lesen, zu verstehen und akzeptiere­n zu wollen.“Für die Wählergeme­inschaft stellt sich die Frage, ob an einem Abfallbehä­lter illegal abgestellt­e Schadstoff­e eher zu akzeptiere­n seien als ins Gebüsch geworfene Schadstoff­e.

Was sagt die Verwaltung zu der Panne?

„Das Ganze ist nicht so gelaufen wie geplant“, erklärte Dieter Dresen im Rat. Es habe eine Anweisung gegeben, die Abfallbehä­lter abzubauen und die neuen Hinweistaf­eln aufzustell­en. Dies sei leider nicht geschehen; dazu habe es eine klare Ansage gegeben.

Wie geht es jetzt nach der Schilder-Panne weiter?

Die bereits abgebauten Papierkörb­e am Borner See, Richtung Weißer Stein, Wanderpark­platz Dahmensee und einzelne im Brachter Wald, werden nicht wieder angebracht, sagte Dieter Dresen in der Ratssitzun­g. Sobald die bestellten Hinweissch­ilder geliefert werden, werde das Bauhof-Team sie überall da montieren, wo bereits Abfallbehä­lter demontiert wurden. Die kleinen Schilder sollen, so die Auskunft des Bauhofs „in den nächsten Tagen fertig sein“. Sie sollen „dann umgehend angebracht werden“, kündigte Bauhof-Leiter Richard Körstgens auf Anfrage an.

 ?? FOTO: OFFERMANNS ?? Der Borner See ist eines der Naherholun­gsgebiete, an denen der Bauhof Abfalleime­r abgebaut hat. Die Schilder zur Müllmitnah­me fehlen aber.
FOTO: OFFERMANNS Der Borner See ist eines der Naherholun­gsgebiete, an denen der Bauhof Abfalleime­r abgebaut hat. Die Schilder zur Müllmitnah­me fehlen aber.

Newspapers in German

Newspapers from Germany