Brüggen: Panne beim Mülleimer-Versuch
Weniger Abfall durch weniger Abfallbehälter: Der kuriose Versuch in Brüggen, Müllberge in Naherholungsgebieten und an Parkplätzen zu vermeiden, ist gestartet. Doch es war ein holpriger Start. Was die Verwaltung jetzt tun muss.
BRÜGGEN Wer zurzeit rund um den Borner See spaziert, wird kaum noch Mülleimer finden. Das ist gewollt. Nicht gewollt ist aber, dass Schilder, die die Spaziergänger zum Mitnehmen des eigenen Abfalls auffordern, nicht gleichzeitig aufgebaut wurden. Diese Panne hat sich jetzt zum Start des kuriosen Brüggener Müll-Experiments „Weniger Abfall durch weniger Abfalleimer“ereignet. Sie sorgte für CDU-Kritik an der Verwaltung: „Das ist sehr schade“, sagte Thomas Schmidt in der Ratssitzung am Dienstag. Nachdem man acht, neun Monate auf die Umsetzung des CDU-Antrags gewartet habe, hätte der Bauhof nicht in Hektik ausbrechen müssen. Schmidt fürchtet ein Scheitern des Versuchs.
Was soll mit dem Müll-Experiment erreicht werden?
Die Müllberge rund um Abfalleimer in Naherholungsgebieten und auf Parkplätzen sollen vermieden werden; Besucher sollen mangels Entsorgungsmöglichkeit ihren Unrat mitnehmen. Dazu sollten die Behälter ab- und neue Schilder aufgebaut werden.
Warum hat die Umsetzung so lange gedauert?
Im Dezember 2019 hatte der Rat dem CDU-Antrag zum Mülleimer-Abbau in Naherholungsgebieten und auf Wanderparkplätzen in den Fachausschuss verwiesen; er wurde wegen der Corona-Pandemie stattdessen im Juni im damaligen Bau-Ausschuss behandelt. Einstimmig beschlossen dessen Mitglieder, den CDU-Antrag umzusetzen. Mitte
März kündigte Dieter Dresen vom Fachbereich Bauen und Technik an, dass der Bauhof die Papierkörbe abbauen und gleichzeitig neue Hinweisschilder montieren werde. Als Begründung für die bis dahin verzögerte Ausführung nannte Dresen die Corona-Pandemie.
Was sagen Kritiker zu dem Müll-Experiment?
Kritik an dem Müll-Experiment gab es von Anfang an. Im Januar formulierte dazu die Wählergemeinschaft „Wir“eine Anregung, nochmal über die bereits in den Schwalmauen verfolgte Strategie der Müllvermeidung durch weniger Abfallbehälter nachzudenken; damit beschäftigte sich der Ausschuss im März. In der Anregung heißt es: „Die Strategie geht nicht in Gänze auf.“Sie würde im Gegenteil dazu führen, dass Abfälle ungesammelt in der Natur zurückgelassen werden. Dies würden Fotos von Umweltschützern zeigen, die auf eigene Initiative dort regelmäßig säckeweise Unrat einsammeln und für den Bauhof zum Abholen abstellen. „Abfallbehälter abzubauen, um dann auf freiwillige Helfer zu hoffen, ist ein sprichwörtlicher ,schlanker Fuß‘, der ein negatives Bild auf uns Verantwortliche wirft“, meinte René Bongartz für die „Wir“. Auch die angedachten Hinweisschilder sehe man kritisch: „Damit können auch nur diejenigen erreicht werden, die in der Lage sind, Hinweisschilder zu lesen, zu verstehen und akzeptieren zu wollen.“Für die Wählergemeinschaft stellt sich die Frage, ob an einem Abfallbehälter illegal abgestellte Schadstoffe eher zu akzeptieren seien als ins Gebüsch geworfene Schadstoffe.
Was sagt die Verwaltung zu der Panne?
„Das Ganze ist nicht so gelaufen wie geplant“, erklärte Dieter Dresen im Rat. Es habe eine Anweisung gegeben, die Abfallbehälter abzubauen und die neuen Hinweistafeln aufzustellen. Dies sei leider nicht geschehen; dazu habe es eine klare Ansage gegeben.
Wie geht es jetzt nach der Schilder-Panne weiter?
Die bereits abgebauten Papierkörbe am Borner See, Richtung Weißer Stein, Wanderparkplatz Dahmensee und einzelne im Brachter Wald, werden nicht wieder angebracht, sagte Dieter Dresen in der Ratssitzung. Sobald die bestellten Hinweisschilder geliefert werden, werde das Bauhof-Team sie überall da montieren, wo bereits Abfallbehälter demontiert wurden. Die kleinen Schilder sollen, so die Auskunft des Bauhofs „in den nächsten Tagen fertig sein“. Sie sollen „dann umgehend angebracht werden“, kündigte Bauhof-Leiter Richard Körstgens auf Anfrage an.