Großes Aufatmen im Einzelhandel
Der Branche bleibt ein Albtraum am Karsamstag erspart. Aber die Perspektive fehlt.
DÜSSELDORF Am Ende herrschte natürlich auch im Einzelhandel am Mittwoch großes Aufatmen, nachdem die Bundeskanzlerin die Rücknahme der geplanten Osterruhe verkündet hatte. „Ein Signal der Vernunft“, nannte der Handelsverband Deutschland (HDE) die Entscheidung. Edeka-Chef Markus Mosa sprach von einer „kraftvollen und mutigen Entscheidung, die unseren vollen Respekt verdient“. Damit könne die Versorgung der Bevölkerung weiter gewährleistet werden.
Aus HDE-Sicht hätte die Schließung des Lebensmittelhandels am Gründonnerstag zu einem erhöhten Kundenandrang an den Tagen davor und danach geführt, vor allem am Karsamstag. Natürlich hätten die Menschen sich die Lebensmittel auch vorbestellen, im Supermarkt oder beim Discounter abholen oder sich direkt zu Hause beliefern lassen. Doch auch das wäre mit der logistischen Mehrbelastung kaum zu schaffen gewesen. „Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen und davor gewarnt, eine Zuspitzung der Kundenströme auf den Karsamstag zu provozieren“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, unserer Redaktion. Einleuchtendes Beispiel für die drohenden Probleme: Wenn am Donnerstag keine Lieferanten mehr hätten kommen können, hätten Lebensmittel von Mittwoch bis Samstag, also noch einmal 24 Stunden länger, im Regal gelegen. Wer mag da noch daran denken, einen vermeintlich frischen Salat zu kaufen?
Die große Frage: Wie geht es abseits von Ostern im Einzelhandel weiter? Die Forderungen nach einer Öffnungsperspektive sind nicht neu. Mittlerweile spricht HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth von bis zu 120.000 Geschäften, um deren Existenz es gegenwärtig gehe.
Doch von flächendeckenden Öffnungsmöglichkeiten ist der Handel weit entfernt, erst recht in Zeiten der Notbremse, die ja sogar das bisher bei einer Inzidenzzahl unter 100 gebräuchliche „Click & Meet“(Einkaufen mit vorheriger Terminabsprache) an vielen Stellen unmöglich macht. NRW, das diese Notbremse anwenden will, schließt ab Montag wie vor dem 8. März alle Geschäfte und Verkaufsstellen, die nicht der Grundversorgung der Bürger dienen.
Die Bayern haben dagegen schon einen Sonderweg im Kopf: Ab dem 12. April, also eine Woche nach Ostern, dürfen alle Geschäfte bis zu einer Inzidenz von 100 öffnen. Erst bei Inzidenzzahlen darüber greift dann „Click & Meet“. Begründet hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) diesen Schritt mit der relativ geringen Ansteckungsrate im Einzelhandel, auf die die Branche schon lange pocht in ihrer Argumentation. Jetzt fragen sich die Einzelhändler in NRW: Hat die bayerische Lösung Signalcharakter auch für ihre Geschäfte?
„Es geht um die Existenz von bis zu 120.000 Geschäften“Stefan Genth HDE-Hauptgeschäftsführer