Teuer erkauftes Urlaubsglück auf Mallorca
Die Balearen sind offiziell kein Risikogebiet mehr. Nach wie vor müssen Reisende jedoch mit drastischen Einschränkungen rechnen.
DÜSSELDORF/PALMA Die Sehnsucht dürfte groß sein: Nach über einem Jahr pandemiebedingter Pause wächst die Lust auf Urlaub, Entspannung und Meer bei vielen Menschen ins Unermessliche. Und während die Infektionszahlen in Deutschland steigen, wurde die Reisewarnung für die Balearen aufgehoben. Dort liegt die Wocheninzidenz aktuell unter 30 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Viele Deutsche wollen das nutzen. Die Flüge waren in der vergangenen Woche schnell ausgebucht, Eurowings hat angekündigt, zu Ostern 300 Maschinen extra nach Mallorca zu schicken. Aber: So ganz abschütteln kann man Corona auch im Insel-Urlaub nicht.
Auf Mallorca gelten strenge Regeln, auch weil die spanischen Behörden ein erneutes Einschleppen des Virus verhindern wollen. Einreisen darf nur, wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann, der nicht länger als 72 Stunden zurückliegt. Die Testergebnisse müssen bereits am Abflugort vorliegen. Eurowings teilt mit, dass es somit keine Personen auf Flügen nach Mallorca gibt, die nicht getestet worden sind. Die Kosten müssen die Reisenden selbst tragen. Außerdem muss vor der Abreise ein Formular zur Gesundheitskontrolle (über die App Spain Travel Health) ausgefüllt werden. Über den gesamten Aufenthalt sollen die Reisenden zusätzlich die Software Radar Covid der spanischen Regierung herunterladen und nutzen und nach Wiederankunft in Deutschland 15 Tage lang behalten.
Auch mit dem negativen Test läuft der Urlaub in diesem Jahr anders ab als in den Jahren zuvor. In ganz Spanien gilt eine Maskenpflicht an öffentlichen Orten – innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften und im öffentlichen Nahverkehr. Die Vorgaben gelten sowohl in geschlossenen Räumen als auch draußen. Nur beim Sport oder auf dem Handtuch liegend darf die Maske abgenommen werden. Verstöße kosten rund 100 Euro Strafe. Feiern
bis tief in die Nacht, die es in normalen Jahren zur Genüge auf Mallorca gibt, wird es über Ostern nicht geben: „Ab 17 Uhr werden hier die Bürgersteige hochgeklappt“, erzählt der Essener Unternehmensberater Heinrich-Justus Gärtner, der gerade in Sa Rapita im Südosten der Insel weilt. Alle Restaurants müssen laut
Vorgaben der Regionalregierung abends schließen, es gebe nur mittags etwas zu bestellen. Bars bleiben dicht – für Kneipen gelten dieselben Beschränkungen wie für Restaurants. In der Öffentlichkeit darf kein Alkohol getrunken werden, und Rauchen ist nur im Stehen und mit zwei Meter Abstand erlaubt.
Nur wenige Geschäfte sind laut Gärtner offen, praktisch alle Hotels dicht. Der Unternehmer schippert mit seiner kleinen Segelyacht nun rüber nach Palma, weil da mehr los ist. „Dort leben ja die Einheimischen, da ist es nicht so ausgestorben“, sagt er. Laut Hotelverbänden und dem Deutschen Reiseverband haben nur rund zehn Prozent der Hotels aktuell überhaupt geöffnet. Und die seien dann auch nicht voll ausgebucht.
Außerdem gilt auf Mallorca eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 6 Uhr. In dieser Zeit müssen die Urlauber auf ihren Zimmern bleiben, die Regionalregierung empfiehlt sogar, schon ab 20 Uhr nicht mehr hinauszugehen. In den Hotelzimmern
gibt es strenge Kontaktbeschränkungen. Übernachtungen sind nur mit Personen aus dem eigenen Hausstand möglich. Das bedeutet, Verwandte oder sogar Paare, die nicht zusammen wohnen, müssen getrennte Zimmer buchen. Die Unterkünfte sind verpflichtet, das zu kontrollieren. In der Öffentlichkeit sind Treffen mit einem weiteren Haushalt, aber maximal sechs Personen draußen und vier Personen drinnen möglich. Eine Ausnahme gibt es hier für Familien.
Die Preise für die Reise nach Mallorca variieren stark. Am kommenden Samstag fliegen fünf Eurowings-Jets von Düsseldorf nach Palma, kein Ticket ist unter 200 Euro zu erhalten. Sonntags bis dienstags lässt sich dann teils für 155 Euro one-way buchen, aber Mittwoch und Donnerstag steigen die Preise wieder auf 200 Euro, bei dann mindestens fünf Flügen am Tag – früher waren es bis zu 20 am Tag zu solchen Terminen. Einzig am Ostersonntag lockte am Montag mit 65 Euro noch ein Schnäppchen, doch direkte Rückflüge am Wochenende darauf kosten mindestens 245 Euro.
Zumindest bei Pauschalreisen scheint aber die Nachfrage nicht gigantisch zu sein: Obwohl die Osterferien in fünf Tagen starten, lässt sich eine einwöchige Reise bei Tui ab Ostersamstag für 1500 Euro buchen. „Viele Kunden sind zurückhaltend. Die, die Interesse haben, werden durch öffentliche Debatten über mögliche Quarantänen abgeschreckt“, sagt Ute Dallmeier, Chefin des First-Reisebüros in Mönchengladbach. Sie sagt, warum Mallorca ihrer Meinung nach aber relativ sicher ist: „Wir haben dort faktisch keinen Massentourismus wegen der allgemeinen Corona-Lage. Das senkt die Risiken enorm.“
Der große Vorteil der Insel sei das eventuell sehr milde Wetter im Frühling. Mieses Wetter scheint nicht bevorzustehen: Für Ostersonntag werden für Palma 21 Grad prognostiziert. Klingt schön – aber für Düsseldorf werden für Gründonnerstag sogar 24 Grad vorhergesagt, Karfreitag 19 Grad mit Sonnenschein.