Zwölf Impfzentren für NRW erwartet
Die Gesundheitsminister wollen die Corona-Impfung streng überwachen: Zunächst sollen nur Risikogruppen versorgt werden. Eine Terminvereinbarung wird vorbereitet. Astrazeneca will noch in diesem Jahr die Zulassung erreichen.
DÜSSELDORF Während die Industrie nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus sucht, rüsten sich die Bundesländer bereits für die Impfung der Bevölkerung. Bundesweit sollen bis zu 60 Impfzentren eingerichtet werden, wie aus einer Beschlussvorlage für die Gesundheitsministerkonferenz hervorgeht. „Die Lieferung der zugelassenen Impfdosen wird aufgrund der besonderen Anforderungen nur an eine begrenzte Zahl von Standorten je Bundesland möglich sein“, heißt es in der Vorlage. „Insgesamt wird derzeit von bis zu 60 Standorten ausgegangen.“Geht es nach dem üblichen Bevölkerungsschlüssel, werden in Nordrhein-Westfalen zwölf Impfzentren entstehen. Dort sollen sich dann die Bürger impfen lassen können.
Wo die Zentren entstehen, wird gerade beraten. Denn Lagerung und Transport der Impfstoffe sind nicht trivial. Bei manchen Impfstoff-Kandidaten ist schon jetzt bekannt, dass sie eine Kühlung auf minus 70 Grad Celsius brauchen. Klar ist: „Der Impfstoff wird entweder durch die Bundeswehr oder durch die Firmen selbst zu diesen Standorten geliefert“, wie es in der Vorlage weiter heißt. Neben der Kühlung der großen Mengen ist auch die Sicherung eine wichtige Frage beim Transport.
Der Bund kauft den Impfstoff zentral ein und trägt die Kosten. Die verfügbaren Mengen an Impfdosen werden gemäß dem Bevölkerungsanteil an die Länder verteilt. Das heißt, NRW bekommt ein Fünftel des Impfstoffs. Die Gesundheitsminister machen sich dabei keine Illusionen:
Zunächst wird der Impfstoff nicht für alle reichen. Daher soll er nach einheitlichen Maßstäben verteilt werden, als Erstes dürften ihn medizinisches Personal und Risikogruppen erhalten. „Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission zu den prioritär zu impfenden Personengruppen wird daher von allen Ländern als einheitliche Leitlinie angewandt“, betonen die Minister. Und das Ganze soll streng überwacht werden: „Die Länder stellen sicher, dass in den Impfzentren
ausschließlich diejenigen Personen eine Impfung erhalten, die gemäß der Priorisierung dazu berechtigt sind und einen entsprechenden Nachweis darüber erbringen können“, heißt es.
Wegen des zu erwartenden Andrangs der Bevölkerung arbeiten das Bundesgesundheitsministerium und die Kassenärztlichen Bundesvereinigung bereits am Aufbau einer Terminorganisation: Die Terminvergabe soll auf Basis des bestehenden Systems der Terminservicestellen
der Kassenärztlichen Vereinigungen erfolgen.
Da nicht alle Menschen mobil sind, soll es zudem auch Impfungen in Alten- und Pflegeheimen geben. „Aufsuchende Angebote“nennt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann das. Man plane mit verschiedenen Szenarien zur Verimpfung, erklärte sein Sprecher. „Dazu gehören sowohl Impfzentren als auch die Versorgung über die Regelstrukturen (niedergelassene und Betriebsärzte) sowie aufsuchende
Angebote.“Die Länder errichten die Impfzentren und kommen für die Kosten der Durchführung auf, der Bund und die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich.
Wann es losgeht, hängt davon ab, welcher Hersteller als Erstes eine Zulassung erhält. Aktuell haben in dem globalen Rennen das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer sowie der US-Konzern Moderna die Nase vorn, gefolgt vom britischen Pharmakonzern Astrazeneca, der mit der Uni Oxford zusammenarbeitet. Astrazeneca will noch in diesem Jahr Daten aus den entscheidenden Studien (Phase drei) vorlegen und mit der Auslieferung in Großbritannien beginnen, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Die Studiendaten hätten sich zunächst verzögert, weil sich das Infektionsgeschehen in Großbritannien im Sommer abgeschwächt habe. Dadurch habe es zu wenig Infizierte gegeben, um die Wirksamkeit der Impfstoffe überprüfen zu können.
Sobald die Studienergebnisse vorliegen, will der Konzern in so vielen Ländern wie möglich Notfallgenehmigungen für den Impfstoff beantragen, erklärte Astrazeneca. Der Impfstoff werde zunächst in großen Behältern eingefroren. Er werde erst in Fläschchen abgefüllt und bei Kühlschranktemperatur aufbewahrt, wenn er sich der Zulassung nähere. Die Europäische Union, aber auch viele Einzelstaaten haben sich bereits Millionen Dosen bei Astrazeneca und anderen Herstellern gesichert. Daneben arbeiten auch der US-Konzern Johnsons&Johnson sowie die Tübinger Firma Curevac an Impfstoffen.