Streit um Autos, Busse und Fahrräder
Die Viersener Straße soll umgebaut werden und die dort eingerichtete Busspur verlieren. Dafür ist eine zweite Autospur geplant. Das wiederum ruft scharfe Kritik des ADFC hervor: „Das kann 2020 nicht sein.“
MÖNCHENGLADBACH Schon seit vier Jahren fahren Linienbusse auf der Hindenburgstraße nur noch bergauf. In die andere Richtung führt der Busverkehr über die Viersener Straße und die Steinmetzstraße zum Hauptbahnhof. Diese Achse soll jetzt umgebaut werden, unter anderem soll die Busspur bergab wegfallen. Und das sorgt für scharfe Kritik der Fahrrad-Lobby ADFC. „Diese Planung ist völlig an der Zeit vorbei“, schimpft ADFC-Vorstandsmitglied Thomas Claßen. „Damit wird gegen den Masterplan Nahmobilität gearbeitet, den Mönchengladbach 2017 verabschiedet hat.“
Konkret geplant ist auf dem Abschnitt einerseits der Ausbau der Kreuzung Aachener Straße / Viersener Straße. Dort soll eine Mittelinsel entstehen, Parkplätze fallen weg, die Linksabbiegespur von der Aachener Straße Richtung stadtauswärts wird für Busse verlängert. Busse und Fahrräder teilen sich dort noch eine Spur. Auf der Viersener Straße dann wird das anders: Die Busspur wird wieder für die Autofahrer freigegeben. Dafür wird in Höhe der Christuskirche eine Bushaltestelle mit Busschleuse gebaut. Fahrräder bekommen einen Radfahrstreifen mit einer Breite von 2,10 Metern, allerdings nicht baulich getrennt. Der Mittelstreifen muss angepasst werden, und Parkplätze müssen auch dort verschwinden.
Für die Stadt ist das die beste Lösung, weil so ein Rückstau vermieden wird und die Autos besser über die Viersener Straße Richtung Hauptbahnhof fahren können. Und das obwohl „aufgrund der Busschleuse und der längeren Fußgängerfurt eine längere Rotphase für den motorisierten Individualverkehr geschaffen wird“. Für den Radverkehr bewertet die Stadt diese Lösung positiv, da „dieser durchgehend auf einem eigenen Radfahrstreifen sicher geführt werden kann“. Die Kosten liegen insgesamt bei rund 600.000 Euro, davon 100.000 Euro für die Bushaltestellen mit Fahrgastunterständen.
Für den ADFC ist diese Planung hingegen nicht hinnehmbar, wie der Club in seiner Stellungnahme kritisiert. Der Busverkehr werde zulasten des Autoverkehrs benachteiligt. „Irgendwo ist Stau, und alles, was der Stadt dazu einfällt ist: Man braucht eine zusätzliche Autospur“, sagt Thomas Claßen. Die Folge sei, dass der Bus dann genauso im Stau stehe. „Und das kann 2020 nicht sein.“
Claßen verweist darauf, dass es stadtauswärts zwei Geradeausspuren gebe. „Die braucht dort kein Mensch.“Ab dem Minto könne
man ja auf eine Autospur stadtauswärts verzichten und dafür die Busspur in die andere Richtung beibehalten. Zudem spricht sich Claßen für einen baulich getrennten Radweg und „vernünftige Aufstellflächen vor Ampeln“aus: „Schutzstreifen reichen nicht mehr.“
Der städtische Planungsdezernent Gregor Bonin hält die nach Diskussionen in der Bezirksvertretung Nord ausgewählte Planvariante gleichwohl für die bestmögliche. „Die Wahl ist auf diese Variante gefallen, da der Wegfall der Busspur auf diesem kurzen Teilstück auch wegen der großzügigen Busschleuse mit zwei Haltepositionen den Busverkehr nicht schlechter stellt als im Bestand“, so Bonin. Zugleich könne der Rückstau am Knotenpunkt Aachener Straße / Viersener Straße reduziert und der Radverkehr auf einem Radfahrstreifen „weit über Mindestmaß“sicher geführt werden.
Grundsätzlich, heißt es aus dem Planungsdezernat, könnten baulich getrennte Radwege dort geplant werden, wo ausreichend Platz dafür sei und wo es möglichst wenige Ein-/Ausfahrten von Grundstücken gebe. Diese Voraussetzungen seien auf dem betroffenen Teilstück der Viersener Straße nicht gegeben: „Neben dem fehlenden Platz sprechen auch mehrere Zufahrten und der Anlieferbedarf für Haushalte und Firmen auf diesem Straßenabschnitt gegen die Einrichtung eines getrennten Radweges.“