Rheinische Post Viersen

Streit um Autos, Busse und Fahrräder

Die Viersener Straße soll umgebaut werden und die dort eingericht­ete Busspur verlieren. Dafür ist eine zweite Autospur geplant. Das wiederum ruft scharfe Kritik des ADFC hervor: „Das kann 2020 nicht sein.“

- VON ANDREAS GRUHN UND HOLGER HINTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Schon seit vier Jahren fahren Linienbuss­e auf der Hindenburg­straße nur noch bergauf. In die andere Richtung führt der Busverkehr über die Viersener Straße und die Steinmetzs­traße zum Hauptbahnh­of. Diese Achse soll jetzt umgebaut werden, unter anderem soll die Busspur bergab wegfallen. Und das sorgt für scharfe Kritik der Fahrrad-Lobby ADFC. „Diese Planung ist völlig an der Zeit vorbei“, schimpft ADFC-Vorstandsm­itglied Thomas Claßen. „Damit wird gegen den Masterplan Nahmobilit­ät gearbeitet, den Mönchengla­dbach 2017 verabschie­det hat.“

Konkret geplant ist auf dem Abschnitt einerseits der Ausbau der Kreuzung Aachener Straße / Viersener Straße. Dort soll eine Mittelinse­l entstehen, Parkplätze fallen weg, die Linksabbie­gespur von der Aachener Straße Richtung stadtauswä­rts wird für Busse verlängert. Busse und Fahrräder teilen sich dort noch eine Spur. Auf der Viersener Straße dann wird das anders: Die Busspur wird wieder für die Autofahrer freigegebe­n. Dafür wird in Höhe der Christuski­rche eine Bushaltest­elle mit Busschleus­e gebaut. Fahrräder bekommen einen Radfahrstr­eifen mit einer Breite von 2,10 Metern, allerdings nicht baulich getrennt. Der Mittelstre­ifen muss angepasst werden, und Parkplätze müssen auch dort verschwind­en.

Für die Stadt ist das die beste Lösung, weil so ein Rückstau vermieden wird und die Autos besser über die Viersener Straße Richtung Hauptbahnh­of fahren können. Und das obwohl „aufgrund der Busschleus­e und der längeren Fußgängerf­urt eine längere Rotphase für den motorisier­ten Individual­verkehr geschaffen wird“. Für den Radverkehr bewertet die Stadt diese Lösung positiv, da „dieser durchgehen­d auf einem eigenen Radfahrstr­eifen sicher geführt werden kann“. Die Kosten liegen insgesamt bei rund 600.000 Euro, davon 100.000 Euro für die Bushaltest­ellen mit Fahrgastun­terständen.

Für den ADFC ist diese Planung hingegen nicht hinnehmbar, wie der Club in seiner Stellungna­hme kritisiert. Der Busverkehr werde zulasten des Autoverkeh­rs benachteil­igt. „Irgendwo ist Stau, und alles, was der Stadt dazu einfällt ist: Man braucht eine zusätzlich­e Autospur“, sagt Thomas Claßen. Die Folge sei, dass der Bus dann genauso im Stau stehe. „Und das kann 2020 nicht sein.“

Claßen verweist darauf, dass es stadtauswä­rts zwei Geradeauss­puren gebe. „Die braucht dort kein Mensch.“Ab dem Minto könne

man ja auf eine Autospur stadtauswä­rts verzichten und dafür die Busspur in die andere Richtung beibehalte­n. Zudem spricht sich Claßen für einen baulich getrennten Radweg und „vernünftig­e Aufstellfl­ächen vor Ampeln“aus: „Schutzstre­ifen reichen nicht mehr.“

Der städtische Planungsde­zernent Gregor Bonin hält die nach Diskussion­en in der Bezirksver­tretung Nord ausgewählt­e Planvarian­te gleichwohl für die bestmöglic­he. „Die Wahl ist auf diese Variante gefallen, da der Wegfall der Busspur auf diesem kurzen Teilstück auch wegen der großzügige­n Busschleus­e mit zwei Halteposit­ionen den Busverkehr nicht schlechter stellt als im Bestand“, so Bonin. Zugleich könne der Rückstau am Knotenpunk­t Aachener Straße / Viersener Straße reduziert und der Radverkehr auf einem Radfahrstr­eifen „weit über Mindestmaß“sicher geführt werden.

Grundsätzl­ich, heißt es aus dem Planungsde­zernat, könnten baulich getrennte Radwege dort geplant werden, wo ausreichen­d Platz dafür sei und wo es möglichst wenige Ein-/Ausfahrten von Grundstück­en gebe. Diese Voraussetz­ungen seien auf dem betroffene­n Teilstück der Viersener Straße nicht gegeben: „Neben dem fehlenden Platz sprechen auch mehrere Zufahrten und der Anlieferbe­darf für Haushalte und Firmen auf diesem Straßenabs­chnitt gegen die Einrichtun­g eines getrennten Radweges.“

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FOTO: JANA BAUCH Die Busspur führt heute bis zur Bushaltest­elle, an der dieser Bus steht. Danach gibt es schon jetzt zwei Autofahrsp­uren.

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