Corona und die Kanzlerfrage
In Zeiten des Virus rückt der Machtkampf um Spitzenposten in den Hintergrund.
Wir leben in Zeiten, in denen viele Gewissheiten in der Politik nicht mehr gelten. Während der Corona-Pandemie gilt das in besonderem Maß. Alles, was uns innenpolitisch bisher in Atem gehalten hat, ist schlicht in den Hintergrund gerückt.
Das gilt sogar für bisher die meist gestellte Frage im Regierungsviertel: Welche Partei hat welchen Kanzlerkandidaten aufzubieten? Ein kleines Update: Bei der Union ringen eigentlich drei Männer um den Parteivorsitz, der aller Voraussicht nach mit der Kanzlerkandidatur verbunden sein wird: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Partei-Solitär Friedrich
Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen. Die Coronakrise und ihr Management könnten die Einschätzung, wer Deutschland in die Zukunft führen kann, beeinflussen. Als Krisenmanager treten Spahn, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Laschet auf.
Bei der SPD hat man den Eindruck, dass alle außer den Parteichefs, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die Antwort auf die K-Frage sein könnten. Die Chancen für die SPD, ins Kanzleramt einzuziehen, sind gering, die Vielfalt der möglichen Kandidaten groß: Finanzminister Olaf Scholz wird immer wieder genannt, auch der fleißige Arbeitsminister Hubertus
Heil. Der letzte SPD-Kanzler Gerhard Schröder brachte zudem Generalsekretär Lars Klingbeil, Fraktionschef Rolf Mützenich und Familienministerin Franziska Giffey ins Spiel.
Wir zählen also fünf Kandidaten der SPD, vier der Union und kämen nun zu den Grünen-Chefs, Robert Habeck und Annalena Baerbock. Entgegen sonstiger Grünen-Gepflogenheiten soll dieses Mal nicht die Basis entscheiden. Wahrscheinlich werden sich Habeck und Baerbock tief in die Augen schauen und dann ihrer Partei verkünden, wer es machen soll.