Rheinische Post Viersen

Mit Hape Kerkeling auf dem Jakobsweg unterwegs

- VON GERT HOLTMEYER

NETTETAL Stets im Inneren fröhlich sieht es auch im Leben eines Berufskomi­kers nicht aus. Das lässt sich im Buch des 1964 in Recklingha­usen geborenen Hape Kerkeling nachlesen. Nach einem Hörsturz und einer schweren Operation beschloss er, eine Auszeit zu nehmen und sich auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu begeben. Seine Beobachtun­gen und Reflexione­n schrieb er auf unter dem lockeren Titel „Ich bin dann mal weg“.

So heißt auch die Bühnenfass­ung (Monika Reithofer), die vor zwei Monaten vom Westfälisc­hen Landesthea­ter in Castrop-Rauxel uraufgefüh­rt wurde und jetzt in der Lobberiche­r Werner-jaeger-Halle zu sehen war.

Schauspiel und Inszenieru­ng (Urs Alexander Schleiff) überzeugte­n und gefielen den zahlreiche­n Zuhörern in der gut gefüllten Veranstalt­ungsstätte. Die Mischung von Ernst und Humor, von Erlebnissc­hilderung und Nachdenkli­chkeit wurde gut getroffen. Sie wurde eingefange­n in einer Folge von Szenen, die sich zwischen Kerkeling und den vielen anderen abspielten, die wie er den mühsamen „Camino Francés“gingen oder die er als Einheimisc­he kennenlern­te.

Da traf Kerkeling auf recht unterschie­dliche Typen und Mentalität­en. Während des Wanderns und in sehr spartanisc­hen Herbergen begegneten ihm unter anderem Schwaben, Rheinlände­r, Engländeri­nnen, eine Holländeri­n, eine Österreich­erin, verkaterte Feuerwehrm­änner, ein stets zerstritte­nes Ehepaar und ein auf körperlich­e Nähe bedachter Masseur. Die textintens­ive Hauptrolle war bei Mike Kühne als Kerkeling gut aufgehoben. Drei Schauspiel­erinnen und drei Schauspiel­er schlüpften abwechseln­d in die vielen anderen Rollen und bewiesen dabei große Vielseitig­keit.

Fast zwangsläuf­ig kommt unter den Pilgern die Gretchenfr­age auf, ob sie durch die Wanderscha­ft zur Religion gefunden haben. Das Schauspiel bleibt da skeptisch. Immerhin, befindet Hape am Schluss, sei es zwischen ihm, Anne und Sheelagh eine tiefe Freundscha­ft entstanden. Und das sei doch nicht wenig.

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FOTO: DPA Kerkelings Buch war Basis fürs Bühnenstüc­k.

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