Immer weniger Firmenpleiten
83 Prozent der Insolvenzen treffen Kleinunternehmen.
FRANKFURT (dpa) Der Kettcar-Hersteller Kettler, der Privatklinikkonzern Paracelsus oder der Solarzellenbauer Solarworld – nicht immer sorgen Insolvenzmeldungen von Unternehmen für so viel Aufsehen wie diese Fälle. Oft sterben Firmen im Verborgenen. Die meisten Unternehmen, die den Gang zum Insolvenzrichter antreten, haben maximal fünf Beschäftigte. Vier von fünf Fällen (83,2 Prozent) aller Firmenpleiten in Deutschland fallen nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in diese Kategorie.
Jede einzelne Pleite trifft Mitarbeiter und Gläubiger hart, in Summe stehen 198.000 Arbeitsplätze auf der Kippe oder sind bereits verloren. Insgesamt jedoch hat sich die Lage dank des Wirtschaftsbooms weiter aufgehellt: Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland sank erneut und erreichte den niedrigsten Stand seit 1994. Nach Einschätzung von Creditreform werden bis zum Jahresende 19.900 Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt haben. Das wären 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Seit dem Höchststand im Jahr 2003 mit 39.470 Pleiten haben sich die Fallzahlen somit halbiert.
Amtliche Zahlen folgen mit Zeitverzögerung. Doch auch das Statistische Bundesamt bestätigt den Trend: Von Januar bis September 2018 meldeten deutsche Amtsgerichte demnach 14.715 Unternehmensinsolvenzen und damit 3,0 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die meisten Pleiten wurden im Baugewerbe verzeichnet (2555 Fälle), kaum weniger Insolvenzanträge gab es im Handel (2525), im Gastgewerbe gaben 1714 Betriebe auf.
Doch besser wird es nach Ansicht der Experten nicht werden. Der konjunkturelle Gegenwind nimmt zu, der Handelskrieg belastet Deutschland. „Wir denken, dass wir das erreichte Niveau halten werden: kein weiterer Rückgang, aber auch kein Anstieg“, sagte Creditreform-Chef Volker Ulbricht.
Stark gestiegen ist laut dem Kreditversicherer Euler Hermes der wirtschaftliche Schaden durch Insolvenzen. Betrug der durchschnittliche Schaden 2015 noch 700.000 Euro, seien es 2017 mit 1,5 Millionen Euro mehr als doppelt so viel gewesen. „Das bedeutet, wenn es kracht, dann richtig“, stellte Ron van het Hof, Euler-Hermes-Chef für Deutschland, fest. Handwerker, Lieferanten, Kreditgeber müssen häufig zumindest auf einen Teil ihres Geldes verzichten.