Ein unvergesslicher Pokalabend
Der ASV Süchteln heimste nach der 1:2-Niederlage gegen den KFC Uerdingen viel Lob ein – sportlich wie organisatorisch.
VIERSEN Dass zu einem Fußballspiel im Stadion am Hohen Busch Zuschauer im vierstelligen Bereich gepilgert sind, das ist wirklich schon verdammt lange her. Als der 1. FC Viersen in der 1980er Jahren noch in der Oberliga Nordrhein kickte, da hatte er zeitweise einen Schnitt von knapp über 1000 Zuschauern. 1990 kamen zu einem Derby gegen den Rheydter SV sogar mal 2500 Menschen. Für einen neuen Rekord der jüngeren Vergangenheit sorgten allerdings nicht die mittlerweile bis in Bezirksliga abgerutschten Viersener, sondern am Mittwochabend der Stadtrivale ASV Süchteln, der die Partie im Niederrheinpokal gegen den KFC Uerdingen aus Sicherheitsgründen nicht im heimischen Sportpark ausrichten, aber immerhin die nötige Infrastruktur im Stadtgebiet nutzen konnte. Letztlich waren es offiziell 1470 Zuschauer (1200 zahlende), die ihr Kommen nicht bereuen mussten. Denn sie bekamen einen mitreißenden Pokalfight zu sehen, in dem sich Landesligist Süchteln gegen den Drittligisten teuer verkaufte und nur 1:2 nach Verlängerung unterlag. Bis zur strittigen Elfmeterentscheidung, die den Gästen den Siegtreffer brachte, lag eine Sensation in der Luft.
„Über dieses Spiel wird in Süchteln noch lange gesprochen“Dietmar Hirsch
Ex-Profi aus der ASV-Jugend
„Bis dahin hat der Schiedsrichter gut gepfiffen. Ich finde es einfach schade, dass jetzt nur über diese eine Szene gesprochen wird. Dabei haben wir als Mannschaft eine tolle Leistung abgeliefert, und der Verein insgesamt hat dafür gesorgt, dass alle Zuschauer einen super Fußballabend erlebt haben“, meinte ASV-Trainer Heinrich Losing mit einer Nacht Abstand, „was der Verein da mit so vielen Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt hat, ist einfach klasse. Das zeigt, wie viel der Verein den Menschen bedeutet.“In der Tat haben die Süchtelner in den drei Wochen von der Auslosung bis zum Spiel Beachtliches geleistet: Vom Ticketvorverkauf, über die Parkplatz-Einweisung bis hin zu den Ordnern, dem Essensund Getränkeverkauf, dem Einlass sowie den Einlaufkindern griff ein Rädchen ins andere. Fußball-Abteilungsleiter Philipp Hillecke war nach der Partie erleichtert. „Was aus dem Verein heraus geleistet wurde, war einfach sensationell. Da haben wir etwas richtig Gutes auf die Beine gestellt. Natürlich mit allen die dazugehören, wie etwa auch die Stadt und die Polizei.“Auch KFC-Trainer Stefan Krämer hatte lobende Worte für den ASV übrig. „Die Organisation war wirklich super. Im Verhältnis hat der ASV alles besser gemacht als wir“, sagte Krämer auch mit Blick auf die enttäuschende Vorstellung seiner Mannschaft.
Weniger die schwache Leistung des Favoriten, als vielmehr die tolle Vorstellung des Außenseiters wollte Ex-Profi Dietmar Hirsch in den Mittelpunkt gestellt wissen. Der 46-Jährige lernte das Fußballspielen beim ASV, spielte dort in der Jugend und noch ein Jahr bei den Senioren, bevor er dann auszog, um für Mönchengladbach, Duisburg, Unterhaching und Hansa Rostock in der Bundesliga in 195 Partien elf Tore zu erzielen. Klar, dass er sich ein solches Highlight für seinen Heimatverein nicht entgehen lassen wollte, zumal am Hohen Busch, wo er zwischenzeitlich auch mal für den 1. FC Viersen gekickt hatte. „Es ist schon toll, zu sehen, was man über Mentalität und Einstellung alles bewirken kann. Man muss ja bedenken, dass die Süchtelner Spieler sieben bis acht Stunden gearbeitet haben, bevor sie zum Spiel gekommen sind“, sagte Hirsch kurz vor der Beginn der Verlängerung. Er war sich ganz sicher: „Über dieses Spiel wird in Süchteln noch lange gesprochen. Egal, was jetzt noch passiert.“Das konnte hinterher Stürmer Nando Di Buduo nur bestätigen. Mit seinen 32 Jahren hat er im Amateurfußball schon einiges erlebt, und trotz des unglücklichen Ausgangs sprach er von einer tollen Erfahrung für die Mannschaft. „Man steht morgens auf und freut sich auf so ein Spiel. Und dann spielen wir noch so gut, dass man über weite Strecken keinen Unterschied gesehen hat.“
Doch bei aller Freude über den starken Pokal-Auftritt wird es für die Süchtelner jetzt darauf ankommen, die Leistung in das nächste Meisterschafts-Heimspiel am Sonntag gegen den Rather SV zu transportieren. Denn nach einem schwachen Saisonstart mit nur drei Punkte aus fünf Spielen braucht der ASV unbedingt weitere Zähler. Trainer Heinrich Losing hofft, dass das frische Selbstvertrauen die durch die 120 Minuten Schwerstarbeit entstandene Müdigkeit aus den Beinen treibt. „Letztlich werden wir erst am Sonntag sehen, ob der Verlauf des Pokalspiels ein Vor- oder Nachteil für uns war. Aber ich denke schon, dass wir das hinbekommen“, sagt Losing. In der abschließenden Trainingseinheit am Freitag wird die Regeneration im Mittelpunkt stehen, schließlich braucht’s am Sonntag die nötige Frische, um die Konzentration über 90 Minzten hoch zu halten.
Denn daran haperte es im bisherigen Saisonverlauf. Weil es an Konstanz fehlte, belohnten sich die Süchtelner zu selten für ihren Aufwand. Klar ist für den ASV-Coach, dass seine Mannschaft am Sonntag eine ganz andere Partie erwartet als gegen den KFC. „Ich gehe davon aus, dass wir das Spiel machen müssen“, meint Losing. Und auch die Atmosphäre wird nicht vergleichbar sein, denn knapp 1500 Zuschauer wird der Rather SV eher nicht anlocken.