Wo der kleine Hunger nichts zu suchen hat
Gut Porz in Ratingen ist mehr als 500 Jahre alt. Die alte Optik des Landgasthofes ist innen wie außen liebevoll gepflegt worden – urig gemütlich.
Gut gelegen? Als es im 15. Jahrhundert errichtet wurde, lag das Fachwerkhaus weitab von den nächsten Orten. Inzwischen gehört es zum Ratinger Stadtteil Lintorf, die Stadt ist um das alte Gemäuer herum gewachsen. Da wirkt das uralte Haus wie ein Fremdköper, und insgesamt sieht das nicht unbedingt reizvoll aus – aber das fängt man drinnen mit einer geschickten Aufteilung der verwinkelten Räume, schönem Wintergarten (derzeit offen) und einer ansprechenden Terrasse wieder auf. Für Gäste aus dem Kreis Mettmann und Düsseldorf ist es gut erreichbar. Wir fuhren hin, weil Freunde aus Mülheim, ebenfalls nur ein paar Kilometer entfernt, sehr zufrieden von Besuchen berichteten.
Gut geschmeckt? Die Küche hat nichts am Hut mit filigran zelebriertem Schnickschnack wie „Süppchen von“und „Salätchen an“– hier werden kulinarisch handfeste Leckereien in großzügigem Umfang auf dem Teller gezaubert, und offensichtlich legt man Wert auf Spitzenqualität bei den Zutaten. Also nichts für den kleinen Hunger. Wir entschieden uns als Vorspeise für den Klassiker Reibekuchen mit Lachs – und waren überrascht, sie in weniger als zehn Minuten auf dem Tisch zu haben. So ein Tempo macht uns stets misstrauisch: Schrumpeln die Küchlein etwa fertig unter einer Wärmelampe vor sich hin? Antwort: nein! Die Reibekuchen waren heiß und knusprig, offensichtlich aus selbst geriebenen Kartoffeln erstellt, was uns der Kellner glaubhaft bestätigte. Und das rekordverdächtige Tempo? Die Erklärung: Der Service gibt die Bestellung am Tisch mit seinem iPad-artigen Gerät direkt an die Küche, und dort beginnt man sofort mit der Arbeit – die bei einer Vorspeise besonders flott gehen soll. Was wir angenehm fanden, denn wir hatten großen Appetit. Noch vor den Reibekuchen gab es ein Körbchen mit frischem Brot, noch warm, wunderbar kross und in dieser Qualität selten so erlebt. Dazu passte ein großartig angemachter Kräuter-Käse-Dip. Als Hauptspeise bestellten wir Rinder-Carpaccio und Burger – beides war nicht zu beanstanden und kam nach einer angemessen langen Pause. Die feinen Scheiben des marinierten Rindfleischs waren hauchdünn geschnitten und auf dem riesigen Teller ansprechend angerichtet. Der Burger, von uns ausdrücklich „rare“bestellt, war auf den Punkt gegrillt, also innen noch roh. Dank der hervorragenden Qualität des Fleischs ein Hochgenuss.
Den Preis wert? Der Lachs (mit drei Reibeküchlein) kostet 15,50 Euro (plus 1,50 Euro für einen zusätzlichen Reibekuchen, weil wir uns zu zweit die Vorspeise teilen wollten), das Carpaccio wird mit 13,50 Euro, der Burger mit 16,50 Euro berechnet. Weil alles reichlich und von Top-Qualität war, finden wir die Preise ok.
Überraschend? Da wir im Laufe der Zeit viele Restaurants der unterschiedlichsten Stilrichtungen kennenlernen, erlauben wir es uns manchmal, über Kunst und Deko zu lästern. Merkwürdigerweise haben vor allem Häuser mit einer anerkannt guten und vielgelobten Küche den Hang zu – sagen wir: grenzwertigen Kunstwerken und Deko-Ideen. Das haben wir auch im Gut Porz gesehen. Da hängen und stehen ein paar Sachen rum, bei denen wir die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“für den zweiten Teil mit ja beantworten würden. Anders gesagt: Gut Porz ist wunderschön und in sich ein stimmiges Kunstwerk. Da braucht es nicht irgendwelche optischen Gimmicks – weniger ist mehr!
Gut bedient? Ein klares ja! Der junge Mann, der sich um uns kümmerte, war freundlich, zurückhaltend, kompetent und fix. Dass er uns am Ende ein Glas Wein zu viel auf die Rechnung gesetzt hatte, war ihm peinlich und wurde in bar korrigiert.
Fazit Gruß an die Küche mit Daumen nach oben. Und - große Bitte! – denken Sie mal über Reibekuchen in weiteren Varianten nach!
Info Hülsenbergweg 10, 40885 Ratingen-Lintorf, info@gutporz.de
0 21 02 93 40 80. Mo-Sa 17-1 Uhr, Küche 18-22:30 Uhr, So 11-24 Uhr, Küche 1214.30, 18-22 Uhr.