Rheinische Post Viersen

Seit 700 Jahren im Kreis verwurzelt

Die Geschichte der Familie Rankers aus Breyell ist auch ein Stück Heimatgesc­hichte. Reinhard Rankers erforscht die Wege seiner Vorfahren. Seine Familie ist seit Jahrhunder­ten im Kreis Viersen zu Hause

- VON BIRGITTA RONGE

NETTETAL Als Reinhard Rankers noch ein Junge war, half er oft in der Backstube seines Vaters im Breyeller Schmaxbruc­h aus. „Ich durfte oder musste helfen“, sagt der heute 69-Jährige schmunzeln­d. Bei der Arbeit wurde in der Backstube viel erzählt. Und so erfuhr der kleine Reinhard von all den Geschichte­n, die sich um das Leben von Großeltern, Onkeln und Tanten rankten. Als Zwölfjähri­ger malte er den Stammbaum seiner Familie auf Papier. Das war der Anfang.

Heute reicht ein Blatt Papier, auch ein großes, längst nicht mehr aus. Im Laufe der Jahre hat Rankers im- an die Gäste erinnern, die einst die Wirtschaft der Familie im Schmaxbruc­h besuchten, oder ein Wanderbüch­lein, das der Großvater als Geselle mit sich führte und in dem anhand der Stempel nachzulese­n ist, in welchen Orten er Station machte.

1991 erhielt Rankers einen Brief von einem entfernten Verwandten in Erkelenz. Der hieß ebenfalls Rankers und war als Familienfo­rscher der Geschichte der Vorfahren auf der Spur. Bis ins 14. Jahrhunder­t, so zeigte sich, konnte man die Geschichte der Rankers zurückverf­ol- gen – bis zum Rankers-Hof in Grefrath-Vinkrath, der damals als Mannslehen auch an Bauern vergeben wurde. Die älteste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1326. So führt die Spur der Rankers von Breyell nach Straelen, Wankum und Grefrath, doch so arg weit weg zog es sie offenbar nie. Erst mit der Hochzeit von Reinhard Rankers’ Eltern kamen Vorfahren hinzu, die aus der Umgebung von Königsberg (heute Kaliningra­d in Russland) stammten: Dort wuchs Rankers’ Mutter Jutta Tennigkeit auf. Der Vater, Johann, war Bäcker in Königsberg. 1945 floh Jutta Tennigkeit in den Westen, heiratete den in Breyell geborenen Franz Rankers. Das Paar bekam vier Söhne. Einer von ihnen: Reinhard.

Seinen Stammbaum hat Reinhard Rankers im Laufe der Zeit so gut zurückverf­olgt, wie er nur konnte. Abgeschlos­sen ist das Projekt nicht, doch die Quellen werden spärlicher, je weiter man in der Geschichte zurückgeht. „Das ist wie ein Puzzlespie­l“, erklärt Rankers seine Motivation, „wie in der Wissenscha­ft. Man kann immer weiter forschen“.

Die Beschäftig­ung mit der Familienge­schichte hält Rankers auch deshalb für interessan­t, weil sich weit über die Sammlung von Daten hinaus Fragestell­ungen für das eigene Leben ergeben. Dazu zählt die Erkenntnis, dass nicht alles neu ist, was heute als neu betrachtet wird. Rankers: „Viele Jüngere beklagen heute, dass sie den Beruf wechseln müssen, um auf dem Arbeitsmar­kt zu bestehen. Dabei zeigt der Blick in die Geschichte, dass man früher häufig den Beruf wechselte, um sich an die Gegebenhei­ten anzupassen.“Dazu gehört auch der Wohnungswe­chsel: „Wer nicht zur Oberschich­t gehörte, wechselte häufig die Wohnung. Die Leute mussten kämpfen“, sagt Rankers. Für ihn hingegen sei es nie in Frage gekommen, Breyell zu verlassen, „aber das liegt wahrschein­lich an der eigenen Scholle – und an meinem Gemüsegart­en“.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Breyeller Reinhard Rankers (68) hat viele Dokumente der Familie aufbewahrt. Dazu zählen beispielsw­eise Erb- und Kaufverträ­ge, aber auch viele Fotos, die seine Vorfahren zeigen.
 ??  ?? Die Eltern von Reinhard Rankers: Jutta Tennigkeit und Franz Rankers.
Die Eltern von Reinhard Rankers: Jutta Tennigkeit und Franz Rankers.
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Die Großeltern mütterlich­erseits: Else Gattawis und Johann Tennigkeit.
 ??  ?? Die Großeltern väterliche­rseits: Franz Rankers und Anna Dewey.
Die Großeltern väterliche­rseits: Franz Rankers und Anna Dewey.

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