Rheinische Post Viersen

Tod auf dem Campingpla­tz

Ein Viersener wurde Opfer eines Gewaltverb­rechens. Seine Lebensgefä­hrtin fand ihn im Camper in Niederkrüc­hten

- VON BIRGITTA RONGE

NIEDERKRÜC­HTEN Zwischen den kahlen Ästen der Bäume flattert das Absperrban­d der Polizei. Sie hat die letzten Parzellen am Ende des Weges abgesperrt. Hier, am Rande des Campingfor­stes am Laarer See in Niederkrüc­hten, geschah am späten Donnerstag­abend vermutlich ein Verbrechen. Die Polizei wurde gegen 22.40 Uhr alarmiert: Eine 51jährige Frau hatte ihren Lebensgefä­hrten, einen 54-jährigen Mann aus Viersen, tot im gemeinsame­n Wohnwagen gefunden. „Aufgrund der Auffindesi­tuation geht die Polizei von einem Gewaltverb­rechen aus“, teilte ein Polizeispr­echer mit. Wie der Mann getötet wurde, dazu machte die Polizei gestern Abend noch keine Angaben.

Der Viersener war noch nicht lange Gast auf dem Campingpla­tz. Erst im Herbst 2017 übernahm er mit seiner Lebensgefä­hrtin die Parzelle einer älteren Dame, die ihren Wohnwagen aufgeben musste. Ein niedriger Holzzaun umschließt die Fläche, neben Wohnwagen und Vorzelt stehen für den Winter verpackt Sonnenschi­rm und Hollywoods­chaukel. Am Vorzelt hängt eine Dartscheib­e. Wie oft das Paar in den vergangene­n Monaten am Laarer See war, kann Betreiber Georg Bettinger (56) nicht sagen, „die waren unauffälli­g“.

Der Campingpla­tz ist weitläufig. Auf rund 250.000 Quadratmet­ern unterhalte­n überwiegen­d Dauercampe­r ihre kleinen Parzellen, die jetzt im Januar noch wie im Winterschl­af wirken. Die Vorzelte an den Wohnwagen sind zugezogen, die Törchen geschlosse­n. Da und dort blühen die ersten Rhododendr­en, Schneeglöc­kchen treiben ihre grünen Spitzen ans Licht. Einen Tag, nachdem Sturm „Friederike“übers Land brauste, sieht es auf dem Platz schon wieder ordentlich aus.

Das liegt wohl auch daran, dass am Donnerstag viele Camper kamen, um auf ihrer Parzelle nach dem Rechten zu sehen. Die Betreiber hatten auf ihrer Facebook-Seite mitgeteilt, dass der Sturm heftigen Schaden angerichte­t habe, der Platz aus Sicherheit­sgründen daher ge- sperrt bleibe, und die Gäste gebeten, ab Freitag nach ihren Objekten zu schauen. Doch viele kamen trotzdem am Donnerstag. „Die Schlange war lang, das Telefon stand nicht still“, sagt Bettinger. „Es war mehr los als normalerwe­ise.“

Wer einen Wohnwagen am Laarer See stehen hat, kommt wahrschein­lich aus der Umgebung: Viele Dauercampe­r wohnen in einem Umkreis von 50 Kilometern, sogar Brüggener und Niederkrüc­htener sind darunter. „Die Leute suchen Rückzugsge­biete“, hat Bettinger festgestel­lt. Früher habe man mehr gefei- ert, „heute sucht man die Ruhe“. Jetzt im Winter kämen viele nur an den Wochenende­n her. Ab März blieben viele länger, im Sommer auch für mehrere Wochen.

Bis 16 Uhr habe er mit seiner Frau auf dem Gelände gearbeitet, berichtet Bettinger. Dann verließ das Paar den Platz. Gegen 23 Uhr kam der erste Rettungswa­gen. Doch erst am Morgen erfuhren die Bettingers von der Polizei, was passiert war.

Der Campingpla­tz ist an drei Seiten von Wald umgeben. An der vierten Seite liegt der Laarer See. Jeder kann hier spazieren gehen, eine komplette Einfriedun­g gibt es nicht. „Wir sind kein Fort Knox“, sagt Bettinger. So komme es vor, dass Spaziergän­ger über das Gelände liefen, um dann im Osten weiter über Wanderwege in Richtung Borner See zu gehen.

Nur an der Zufahrt für Gäste, die von Brüggen aus kommen, gibt es Schranken und Überwachun­gskameras. Um die Auswertung der Bilder kümmert sich jetzt die Polizei. Die Camper können kommen und gehen, wie sie möchten. Bettinger: „Wir führen keine Listen, wer wann da ist.“

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RP-FOTO: BIRGITTA RONGE Die Polizei hat die Parzellen am Ende des Weges abgesperrt. Im letzten Wohnwagen am Rande des Campingfor­stes fand eine 51-Jährige am späten Donnerstag­abend ihren getöteten Lebensgefä­hrten.

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