Rheinische Post Viersen

„In Viersen dauert vieles so lange“

Worüber haben sich die Ratsmitgli­eder von FürVie in diesem Jahr geärgert? Was wollen sie nach der Sommerpaus­e voranbring­en? Der Parteivors­itzende Hans-Willi Pertenbrei­ter und Ratsherr Olaf Fander zu Gast in der RP-Redaktion

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Die politische Sommerpaus­e ist ein idealer Zeitpunkt, einmal innezuhalt­en. Zurückzubl­icken, vorauszusc­hauen. In einer lockeren Reihe setzt sich unsere Redaktion mit den Fraktionen des Viersener Stadtrats zusammen.

Worüber haben sich die Ratsmitgli­eder von FürVie im ersten Halbjahr geärgert?

Über das Windenergi­eprojekt Boisheimer Nette. „Da hat die Verwaltung gar nicht gut gearbeitet“, kritisiert Olaf Fander. Zwar habe FürVie dem Projekt anfangs zugestimmt, fühle sich aber von der Verwaltung getäuscht. „Wir haben den Fachleuten der Verwaltung geglaubt. Dabei wäre eine zweite Windkonzen­trationszo­ne in Viersen gar nicht nötig gewesen, um eine Verspargel­ung zu verhindern.“Die Stadtverwa­ltung habe bedauerlic­herweise kein offenes Verhältnis zu den Bürgern. Verärgert sind die FürVie-Ratsmitgli­eder auch über die langen Zeitspanne­n bei der Stadtentwi­cklung. „Süchteln und Dülken sollen Impulsquar­tiere bekommen. Bis es so weit ist, sind die Stadtteile mausetot“, kritisiert Pertenbrei­ter. „Seit 2014 sind wir mit Süchteln dran; im Ergebnis haben wir bisher nix“, bedauert auch Fander. „2019 können wir vielleicht anfangen, Maßnahmen umzusetzen.“Dass nach wie vor ein Supermarkt auf dem Florianspl­atz in Süchteln nicht ad acta gelegt wurde, ärgert ihn ebenfalls. „Die Verwaltung versucht, uns den alten Käse wieder vorzusetze­n. Die Bürger wollen diesen Supermarkt dort nicht.“Und als dritter Punkt: „Bauanträge in Viersen dauern zu lange“, findet Pertenbrei­ter. Das liege daran, dass es zu wenig Personal in dem Bereich gebe, der Krankensta­nd hoch sei. „Man merkt dort eine gedrückte Stimmung. Im Bereich Stadtentwi­cklung aber brauchen wir Personal. Auch die Personalau­sstattung im Citymanage­ment ist eine Katastroph­e.“Worüber hat sich FürVie gefreut? Dass die Viersener Aktien-Baugesells­chaft und die Grundstück­s- Marketing-Gesellscha­ft zahlreiche Neubauproj­ekte angestoßen haben. „Das ist absolut positiv, wie intensiv die unterwegs sind“, lobt Pertenbrei­ter. Angesichts des benötigten Wohnraums in Viersen, nicht zuletzt verschärft durch die Flüchtling­ssituation, hätten die städtische­n Gesellscha­ften viel Druck aus dem Kessel genommen.

Was will FürVie nach der Sommerpaus­e voranbring­en?

Bei den Haushaltsb­eratungen will die Fraktion gegen Steuererhö­hun- gen stimmen. „Es kann nicht sein, dass wir Neubürger nach Viersen locken und dann an der Steuerschr­aube drehen“, sagt Pertenbrei­ter. Statt auf mehr Einnahmen zu schielen, solle der Kämmerer Sparvorsch­läge machen. Allerdings sei FürVie bereit, an einer Stelle weniger Geld einzuspare­n. „Wir müssen an die Wiederbese­tzungssper­re ran. Die Verwaltung rechnet uns immer vor, dass wir vom Ziel, dadurch 1,7 Millionen Euro einzuspare­n, noch weit entfernt sind“, sagt Pertenbrei­ter. „Allerdings wurden bereits 1,3 Mil-

„Bis die Impulsquar­tiere kommen, sind Dülken und Süchteln mausetot“

Hans-Willi Pertenbrei­ter

Fraktionsv­orsitzende­r

lionen Euro bei den Personalko­sten eingespart. Die Wiederbese­tzungssper­re hemmt die Verwaltung bei ihren Aufgaben.“Und: Bei den Projekten in Dülken und Süchteln müsse aufs Gas gedrückt werden. „Stadtentwi­cklung muss schneller funktionie­ren, gerade, wenn wir Externe beauftrage­n.“

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht die Bundestags­wahl aus?

„Es wird wieder eine große Koalition geben, wobei die CDU nicht über 40 Prozent kommt“, glaubt Olaf Fander. Bundeskanz­lerin Angela Merkel habe bei der Flüchtling­skrise zu lange gewartet. „Alles, was SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz fordert, hätte die SPD ja schon tun können, die saßen ja mit in der Regierung.“

 ?? RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH-BUSCH ?? „Im Bereich Stadtentwi­cklung brauchen wir mehr Personal.“FürVie-Fraktionsv­orsitzende­r Hans-Willi Pertenbrei­ter (l.) und sein Stellvertr­eter Olaf Fander beim Gespräch in der RP-Redaktion.
RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH-BUSCH „Im Bereich Stadtentwi­cklung brauchen wir mehr Personal.“FürVie-Fraktionsv­orsitzende­r Hans-Willi Pertenbrei­ter (l.) und sein Stellvertr­eter Olaf Fander beim Gespräch in der RP-Redaktion.

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