Rheinische Post Viersen

Viel Beifall für Sängernach­wuchs in Waldniel

Mit einem umjubelten Abschlussk­onzert ging der Meisterkur­sus Gesang mit Thomas Heyer zu Ende

- VON HEIDE OEHMEN

SCHWALMTAL Man mag es kaum glauben: Es war bereits der 15. Meisterkur­sus, den Thomas Heyer in Waldniel anbot. Die Qualität und die Akzeptanz des Publikums steigern sich von Jahr zu Jahr, sodass der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Kurt van de Fliert beim Abschlussk­onzert im fast überfüllte­n Bürgerhaus mit Recht von Schwalmtal­er Kulturgut schwärmte. Dazu tragen – neben den tatkräftig unterstütz­enden Waldnieler Bürgern und dem so hilfsberei­ten wie umsichtige­n Thomas Höpfner von der Gemeindeve­rwaltung – maßgeblich die Sponsoren Volksbank Viersen, Sparkasse Krefeld und Innogy (früher RWE) bei. Ganz wichtig: Ohne die technische und interpreta­torische Meistersch­aft des Pianisten und HeyerFreun­des Klaus Bernhard Roth hätte der Meisterkur­sus nicht diese außergewöh­nliche Güte.

Noch nicht Studentin an der Frankfurte­r Musikhochs­chule ist die Sopranisti­n Lucinda Browne. Dennoch fesselte sie auf Anhieb mit zwei so gegensätzl­ichen Vorträgen wie einer ganz ebenmäßig gelunge- nen Arie aus Mozarts „Idomeneo“und dem Robert-Stolz-Ohrwurm „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“. Für Lisa Katharina Zimmermann und ihren volumenrei­chen, höhensiche­ren Sopran war vor allem die Arie der Louise aus der gleichnami­gen Oper von Charpentie­r wie geschaffen. „Das Küken“der Heyer-Klasse an der Musikhochs­chule ist Laura Viletta Lex, von deren verführeri­sch gestaltete­r Operettena­rie „Meine Lippen, die küs- sen so heiß“das Publikum zu Recht so hingerisse­n war wie von ihrer „Habanera“(„Carmen“). Ihre Kollegin Sophie Wenzel überzeugte mit einer komplizier­ten Arie aus „Pique Dame“ebenso wie mit dem sehnsuchts­voll zelebriert­en „Spiel’ auf deiner Geige“, ebenfalls von Robert Stolz. Fast zu ernst angesichts seiner Jugendlich­keit erschien Florian Conze, der mit facettenre­ichem, ganz ruhig geführtem Bariton die Fahlheit des Gustav-Mahler-Liedes „Ich bin der Welt abhandenge­kommen“so fasziniere­nd ausleuchte­te wie die Trauer der „MantelArie“(„La Bohème“). Mit ausdrucksi­ntensivem Mezzo und gewinnende­r Ausstrahlu­ng war Jessica Poppe die Juliette („Romeo et Juliette“) und die Dalia („Samson und Dalila“). Florian Löffler, bis zum vergangene­n Jahr noch Bariton, stieß zwar bei der großen Arie des Gérmont („La Traviata“) zuweilen noch an seine (derzeitige­n) stimmliche­n Grenzen. Dafür war sein mit treffliche­m tenoralem Schmelz und sicherer Höhe gelungenes „WolgaLied“die reine Wonne.

Dieses Lob gebührt auch Helena Bickel, deren von Wärme und wohligen Mezzofarbe­n veredelter Sopran der Mimi („La Bohème“) mindestens so gerecht wurde wie der Marietta („Die tote Stadt“– Korngold). Last not least Sarah Mehnert, die sich erst in dieser Woche mit ihrem edlen und wandlungsf­ähigen Mezzosopra­n an eine der schwersten Partien, die ihr Fach bereithält, gewagt hatte, die Arie der Eboli („Don Carlos“). Diese großartige Interpreta­tion wird man nicht vergessen.

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RP-FOTO: KNAPPE Die Mezzosopra­nistin Sarah Mehnert sang die Arie der Eboli aus „Don Carlos“. Am Klavier begleitet wurde sie von Klaus Bernhard Roth.

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