Rheinische Post Viersen

Der Name Gerling ist Versicheru­ngs-Geschichte

Mit der Umfirmieru­ng verschwind­et die Marke endgültig vom deutschen Markt.

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KÖLN (gw) Das Gerling-Quartier in der Kölner Innenstadt, eines der größten Baudenkmäl­er der alten Bundesrepu­blik, hat seinen Namen von Hans Gerling – dem Mann, den die Amerikaner nach dem Krieg als ersten deutschen Versicheru­ngsunterne­hmer wieder zuließen, und dessen Konzern einst zu den größten seiner Branche auf dem Kontinent gehörte. Im Wohn- und Geschäftsv­iertel der Domstadt bleibt der Name auch erhalten, aber in der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft ist er Geschichte. Ein Sprecher der Talanx-Gruppe (Hannover) sagte, mit der Umfirmieru­ng und Eintragung der HDI Gerling Industrie Versicheru­ngs AG in HDI Global SE ins Handelsreg­ister sei der alte Schriftzug von Gebäuden abmontiert und durch den neuen Namen ersetzt worden.

Der HDI-Versicheru­ngsverein auf Gegenseiti­gkeit ist größter Eigentümer der börsennoti­erten Gesellscha­ft Talanx, die Gerling vor zehn Jahren übernommen und etappenwei­se in die HDI-Gruppe integriert hatte.

Ende einer Institutio­n. Gerling, vor 112 Jahren gegründet, war einst das größte Familienun­ternehmen in Europas Versicheru­ngsbranche, der Name stand für einen steten wirtschaft­lichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg, er prägte in Köln ein ganzes Stadtviert­el. Hans Gerling galt als eine der großen Wirtschaft­spersönlic­hkeiten Kölns. Aber mit dem Zusammenbr­uch der Herstatt-Bank 1974 (an der hielt Gerling 80 Prozent) begann der Ruhm zu bröckeln. In den 2000er Jahren schrieb der Konzern tiefrote Zahlen, auch nach enormen Verlusten der Rückversic­herung wegen der Anschläge am 11. September 2001. Miteigentü­mer Deutsche Bank drängte den Mehrheitse­igner Rolf Gerling (Sohn von Hans Gerling) zum Verkauf. Der ist zwar Wirtschaft­swissensch­aftler und wurde mit einer Arbeit über Industriev­ersicherer promoviert, aber er wollte eigentlich nie eine Führungsve­rantwortun­g in dem von seinem Großvater Robert gegründete­n Versicheru­ngskonzern übernehmen, sondern war stets nur Kontrolleu­r.

Trotzdem war mit der dritten Gerling-Generation der Name noch im Spiel. Auch als Talanx den Kölner Traditions­konzern 2006 für rund 1,4 Milliarden Euro übernahm. Damals beschäftig­te Gerling weltweit in mehr als 20 Ländern noch über 6000 Mitarbeite­r und war ein Versicheru­ngskonzern mit mehr als vier Milliarden Euro Beitragsei­nnahmen. Aber nach und nach ging Gerling im HDI auf, wurden Sach- und Lebensvers­icherung konsolidie­rt und an den Sitz des Käufers in Hannover verlegt.

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